Die Klingen von Namara gibt es nicht mehr. Die Göttin wurde
vernichtet, ihre Statue liegt begraben auf dem Grund des Sees, ihre Tempel
wurden zerstört und die Namen der
ermordeten Klingen in eine Stele gebrannt, als Zeichen des Sieges des
Himmelskaisers über die Göttin. Auf die letzten überlebenden Kämpfer für Gerechtigkeit wurde ein Kopfgeld
ausgesetzt, sie vegetieren im Verborgenen vor sich hin und müssen jeden Tag
Verrat oder Entdeckung fürchten.
Aral Königsmörder ist
einer der letzten Klingen, die noch im verborgen im Königreich Tien leben. Er,
der einstmals von der Göttin geliebt wurde, ist tief gesunken. Aus ihm ist ein
Säufer geworden, der sich als Löhner verdingt. Denn auch im Suff ist er noch
besser für geheime Aufträge geeignet als jeder andere Mann in der Stadt. Er hat
im Tempel der Göttin eine jahrelange Ausbildung genossen, die ihn zu einem fähigen
Kämpfer und Dieb macht.
Eines Tages betritt
Maylien die Lieblingskneipe von Aral. Sie ist auf der Suche nach einem Löhner,
der für sie einen Brief übermitteln soll. Der Auftrag ist nicht leicht, da der
Empfänger des Briefes sich im Haus der Marchons befindet, Erzfeinde der
Klingen.
Doch der Auftrag ist
eine Finte der jungen Frau. Sie fordert den müden Kämpfer heraus und appelliert
an seinen guten Ruf, seine Ehre und sein Gewissen. Es ist ein Weckruf an Aral, sich auf seine Talente und
Fähigkeiten zu besinnen und weiter für die Gerechtigkeit einzustehen, wie es
die Göttin einst verlangt hat.
Die Klingen werden
geächtet, verfolgt und verraten, der einstige Ruhm ist verblasst. Aber eine Tat
haftet Aral an und gab ihn seinen Namen: Königsmörder. Maylien bittet ihn nun,
erneut in das politische Geschehen des Landes einzugreifen um ihr zu ihrem
rechtmäßigen Titel und Platz auf dem Thron zu verhelfen.
Maylien konfrontiert
Aral mit einer anderen Klinge. Devlin, seinem Freund aus Kindertagen, der bisher
als tot galt und dessen Name ebenfalls auf der Stele eingebrannt ist. Entsetzt
muss Aral feststellen, dass Devlin die Seiten gewechselt hat und nun im Namen
des Himmelskaiser eine Mörderarmee anführt. Er möchte Aral auf seine Seite
ziehen und stellt ihn vor die Wahl: Mitmachen oder getötet werden. Aber Aral
hat weder Lust auf das Eine, noch auf das Andere.
Kommentar:
Wie der Titel schon
sagt, ist Aral eine gebrochene Klinge. Er hat alles verloren, was sein Leben
ausgemacht hat. Alles, bis auf Triss, seinen Schattengefährten, der ihn vor dem
endgültigen Abgleiten in die Gosse bewahrt. Würde Aral sich aufgeben und
sterben, würde auch der Schattendrache sterben und Aral möchte dessen Treue
nicht mit dem Tod belohnen. Und obwohl Aral ein ausgebildeter Assassine ist und
die Kunst des Tötens als einer der Besten beherrscht, verdingt er sich nicht
als Auftragsmörder. Er ist den Lehren der Göttin immer noch treu ergeben und
tötet nur im Auftrag der Gerechtigkeit und nicht für Geld. Er verfügt trotz
allem noch über Moral und Ehre und einem festen Glauben. Das ist bei dem Leben,
das er nun führt, nicht leicht. Inmitten eines Sumpfs aus Verbrechen und
Korruption seine Integrität zu bewahren und an seinen Grundsätzen fest zu halten
zeugt von innerer Stärke, auch wenn es äußerlich den Anschein hat, als hätte
Aral resigniert. Seine Sauferei führt zu täglichen Auseinandersetzungen mit
seinem Schatten Triss, dem kleinen Drachen. Diese Schattengeschöpfe wirken
Magie und sind ihren menschlichen Partnern ein Leben lang verbunden und treu
ergeben. Es schmerzt Triss, mit ansehen zu müssen, wie sein Partner sich zu
Grunde richtet.
Der abgehalfterte
Held, der alles verloren hat aber immer noch an Ehre und Treue glaubt und sich
einem ultimativen Kampf stellt, ist eine feste Figur in der Fantasy. Aral ist
dabei eine der besonders gut ausgearbeiteten Kämpfer, glaubhaft, nicht zu
übertrieben und sehr integer. Die Beziehung zwischen Schattenwesen und Mensch
ist hier eine Art Symbiose, eine Trennung führt zum Tod. Jeder ist auf den anderen
angewiesen und jeder der Beiden verfügt über Fähigkeiten, die den anderen im
Kampf unterstützen. Hier ist der Autorin eine wirklich beeindruckende
Kombination zweier Wesen gelungen, die durchaus glaubhaft wirkt.
Das Glossar am Ende des
Buches ist perfekt ausgearbeitet und geht sehr auf die Details des Landes Tien
ein. Sprache, Währung, Zahlen. Leider
fehlt eine Karte des Landes, da aber die Geschichte hauptsächlich in Tien
spielt, stört es den Leser nicht weiter.Die Bücher sind schon älter und im Verlag nur noch als Ebook geführt, daher verlinke ich ausnahmsweise dorthin.
Fazit:
Ein neuer Kämpfer für
Gerechtigkeit, von dem wir hoffentlich bald noch mehr lesen dürfen. Ein
gelungener Auftakt. Weitere Bände werden folgen
Titel: Die
zerborstene Klinge
Reihe: Königsmörder
Band 1
Autor: KellyMcCullough
Verlag: Bastei Lübbe,
TB, 383 Seiten
ISBN: 978-3404207138
Hallo Petra,
AntwortenLöschenhm, der Inhalt klingt ziemlich heroisch oder?
LG..Karin..
ja, das ist heroische Fantasy. Aber nicht übertrieben. Aral und sein Drache bewegen sich in einer Stadt und übernehmen Aufträge, lange Questen oder so sind kein Bestandteil. Und die beiden sind einfach toll
AntwortenLöschenHallo Petra,
AntwortenLöschenvon dieser Reihe habe ich bislang noch nichts gehört. Das hört sich nach guter Fantasylektüre an. Besonders, was du über den Protagonisten sagst, gefällt mir. Wirst du die Folgebände lesen?
Liebe Grüße
Tanja :o)
Ich habe alle Bände gelesen, die nächste Rezension folgt bald. Die Reihe steigert sich von Band zu Band, was ja eher selten ist.
AntwortenLöschenHallo Petra,
AntwortenLöschendanke für den Tipp, ich habe mir das Buch bestellt.
LG Gesa