Leider läuft die Kanzlei für menschliche Klienten nur sehr schleppend. Da
die Toten keine Honorare zahlen ist Bree Winston aber auf diese, von ihrem
Großonkel geerbte Kanzlei, angewiesen.
Als die sehr betagte Justine Coville um einen Termin bittet, um ihr Testament
zu ändern, freut sich die junge Anwältin ungemein über den Anruf. Denn Justin,
eine alternde Schauspielerin, ist die erste der Klienten aus der alten Kanzlei
ihre Großonkels, die sie engagiert.
Bald wird jedoch klar, dass Justine noch etwas anderes auf dem Herzen
hat. Die schrullige alte Dame ist der Meinung, dass auf sie Anschläge verübt
werden. Sie arbeitet bei einem Film mit, in dem es um die Ermordung des
Animiermädchens Haydee Quinn geht, die 1952 in Savannah ermordet wurde. Einigen
prominenten Bürger passt es nicht, dass der alte Mordfall wieder in aller Munde
ist und auf den Produzenten des Films rollt eine Lawine von einstweiligen
Verfügungen zu.
Florida Smith, die Drehbuchautorin, möchte ein Buch über den Mordfall
Haydee Quinn schreiben. Sie glaubt, dass der falsche Mann auf dem elektrischen
Stuhl gelandet ist. Mit ihrer Beharrlichkeit findet sie Zeitzeugen und macht
ein paar erstaunliche Entdeckungen. Willi Norris war der perfekte Täter für die
Polizei, die sich keine Mühe gab, auch in andere Richtungen zu ermitteln.
Bree begleitet die Diva zum Set um sich zu vergewissern, dass die alte
Dame lediglich anfällig ist und unter Paranoia leidet. Als aber auch der
Chauffeur der Filmfirma Bree bittet, sich um Justine zu kümmern, schenkt Bree
den Worten der alten Dame langsam Glauben. Zu viele Merkwürdigkeiten und
Unfälle passieren am Set, als das alles Zufall sein könnte.
Kommentar:
Das Grundgerüst ist in jedem Roman gleich. Bree und die Compagnie der
Engel übernehmen Fälle, wenn sich die Toten ungerecht behandelt fühlen. Dieses
Mal beginnt allerdings alles mit einer menschlichen Klientin, der Fall der verstorbenen
Consuelo Bulloch kommt erst später dazu und spielt keine große Rolle. Besonders
gefallen hat mir hier William Dent, der Fahrer der Filmcrew, der sich einige
heftige Wortgefechte mit Bree liefert. Und der Leser weiß ja schon: Immer wenn
Bree sauer oder wütend ist, verstärkt sich ihr Südstaatenakzent und sie wird
sehr höflich.
In diesem Roman gerät die junge Anwältin in Lebensgefahr und wieder ist
Gabriel nicht zur Stelle, um ihr zu helfen. Eine Erklärung hierfür gibt es
nicht. Zum Glück ist Sam Hunter in Brees Nähe als sie überfallen wird. Hier
zeigen sich seine Gefühle das erste Mal und ich finde die Entwicklung sehr
schön. Es wird nicht kitschig, nicht übertrieben oder unglaubwürdig sondern die
Zwei haben sich im Laufe des Jahres gut kennen und letztendlich wohl lieben
gelernt.
Zu den wiederkehrenden Charakteren gehört nun auch Emerald Billingsley,
die Sekretärin der Kanzlei in der Bay Street. Sie weiß zwar, dass Bree über
eine weitere Kanzlei in der Angelus Street verfügt, hat aber mit den dortigen
Aktivitäten nicht zu tun.
Was mich hier am mittlerweile vierten Roman der Reihe gestört hat, sind
die inhaltlichen Ungenauigkeiten. Es mag an der Übersetzung liegen aber wer die
Bücher gelesen hat, wird an einigen Stellen stutzig werden. Lavinia Mather
wurde zum Beispiel nie von Bree Winston angestellt und gehört offiziell auch
nicht zur Kanzlei. Sie ist die Vermieterin aber eben auch ein Engel. So kleine Fehler gab es schon im dritten Band,
sie häufen sich und ich finde das einfach unschön.
Zitat: „Officer Arnold war eine Frau Mitte 30“, eine Seite weiter heißt
es „er ging davon“. Als Autorin sollte
man sich schon klar sein, über welches Geschlecht die Personen verfügen.
Trotz der kleinen Ärgernisse verfügt das Buch wieder über tolle Ideen.
Ausgestoßene Engel, die zur Rehabilitation auf die Erde kommen und ein neun
Stufen Programm durchlaufen müssen, das hat schon etwas Verrücktes an sich. Die
Geschichte liest sich flüssig, ist humorvoll und unterhaltsam und die
beschriebenen Charaktere sind glaubhaft. Savannah ist eine Stadt, die man
lieben muss.
Auch wenn das Buch unter Romancy geführt wird, kann ich es guten Gewissens allen empfehlen, die Spaß an guten Geschichten
und merkwürdigen Charakteren haben. Ich mag Engel und hier sind sie einfach sehr
menschlich. Sie lieben schöne Kleidung, gutes Essen und zwischendurch einen
Drink und sie sind über Streitigkeiten nicht erhaben.
Dies ist der letze Band, der übersetzt wurde. Da die Autorin bei Piper nicht mehr geführt wird, sind weitere Bände wohl nicht mehr zu erwarten, auch wenn die Mary Stanton die Serie fortgesetzt hat. Schade. Die Coverpolitik des Verlags hat dem Buch sicherlich geschadet, denn jeder Leser, der Romancy meidet, wird um dieses Buch einen Bogen machen, da es optisch leider in die Irre führt.
Titel: Gerechte Engel
Reihe: Die überirdischen Fälle der Bree Winston
Autor: Mary Stanton
Verlag: Piper, TB, 340 Seiten
ISBN: 9783492268004
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Achtung Datenschutz! Mit dem Abschicken des Kommentars nehme ich zur Kenntnis und bin einverstanden, dass meine Daten von Blogspot gespeichert und weiterverarbeitet werden!