Sherlock und die
Legende von Greystoke von Philipp Jose Farmer
Das Buch besteht aus vier
Seiten Vorwort und zwölf Seiten Nachwort. Die Geschichte selber umfasst hundert
Seiten. Maycroft Holmes holt seinen Bruder Sherlock und Dr. Watson aus dem
Ruhestand, denn das Empire ist in Gefahr. Die beiden Helden vieler Geschichten
und Kriminalfälle sind mittlerweile schon über 60 Jahre alt und schätzen es
nicht unbedingt das behagliche Heim zu verlassen. Holmes lebt mittlerweile auf
dem Land und widmet sich der Bienenzucht. Doch wenn die Königin ruft muss man
als echter Brite diesem Ruf auch folgen.
Der deutsche Spion
van Bork hat den Briten einen Bazillus gestohlen. Dieser Bazillus war
ursprünglich dazu gedacht, die Moral der Deutschen zu untergraben und somit den
Krieg zu beenden. Er wurde so modifiziert, dass er Sauerkraut vernichtet, das
Leibgericht der deutschen Bevölkerung. Ohne Sauerkraut kein Krieg, eine
einfache Rechnung. Doch nun befindet sich diese biologische Waffe in den Händen
des Feindes. Und dieser hat den Plan, den Bazillus so zu verändern, dass er
englisches Ale oder schottischen Whiskey vernichtet. Damit stünde das Empire
vor dem Ruin.
Van Bork befindet
sich in Ägypten, also machen sich unsere beiden tapferen Recken auf nach
Afrika, um van Bork zu finden und zu eliminieren. Leider stürzt ihr Flugzeug
über dem Dschungel ab und sie geraten in die Hände des Feindes. Zu ihrer
Rettung naht niemand anderes als Lord Greystoke, der König des Dschungels
Kommentar:
Wie sich jeder bei
meinem einleitenden Satz denken kann, ist es nicht möglich, bei 100 Seiten eine
umfangreiche Inhaltsangabe zu formulieren, ohne zuviel zu verraten. Die Idee
der Geschichte ist so abstrus, skurril und witzig, dass mir beim Lesen
teilweise der Mund vor Staunen offen stand.
Nachdem im TV schon
zwei Serien mit innovativen Ideen und neuartigen Interpretationen aufwarten,
katapultiert uns diese Geschichte auf fast unglaubwürdige Wege. Fast sage ich,
denn der Autor schafft es, einen Brückenschlag zwischen Alan Quatermain, Lord
Greystoke, Sherlock und Lord Peter Wimsey zu schlagen, der absolut faszinierend
ist und dem Leser überzeugend dargelegt wird. Wer mag bei diesen Beweisen noch
zweifeln, dass alles auf einer wahren Begebenheit beruht?
Sehr amüsant sind
auch die Fußnoten, die PJF eingefügt hat und die Schimpforte, die nie
ausgeschrieben werden, sondern bei denen Buchstaben durch Sternchen ersetzt
werden . Man merkt der Erzählung somit ihr Alter an. Was heute in Thrillern selbstverständlich
ist, ließ einen im ausgehenden 19 Jahrhundert noch erröten. Das wirkt sehr
charmant und liebenswert.
Nachdem ich mich vor
diesem Roman durch 440 Seiten eines anderen Buches gequält hatte, in dem der
Autor sehr ausschweifend und beinahe endlos irgendwelchen Nebenpfaden folgte,
die seine Geschichte unendlich aufgebläht haben, war es erfischend, eine kurze,
knappe aber spannende Lektüre zu finden, die auf 100 Seiten wesentlich mehr
bietet, als ein 400 Seiten Buch.
Auf jeden Fall sollte
man sich die Mühe machen, das Vorwort und auch die Nachworte zu lesen. Diese
beinhalten zusätzliche Informationen zu dem Abenteuer in Afrika und klären
viele Fragen bezüglich der Herkunft und verwandtschaftlichen Beziehungen der
Protagonisten. Das Buch verleitet zu weiteren Recherchen, denn am Ende finden
sich ausführliche Informationen zu den Werken des Autors, die sich alle mit
Sherlock Holmes befassen
Fazit:
Der Meister des
Crossovers hat es wieder geschafft, den Leser mit einem weiteren Buch zu
begeistern. Nicht umsonst ist PJF ein Meister der SF. Er hat seinen Ruf
wahrlich verdient, was er hier wieder einmal bewiesen hat.
8 von 10 Sternen
Titel: Sherlock und die
Legende von Greystoke
Autor: Philipp Jose
Farmer
Illustrator: Mark
Freier
Verlag: Atlantis
Verlag, TB 131 Seiten
ISBN: 978-3864020667
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Sherlock Holmes und
die tanzenden Drachen von Christian Endres
In den Straßen
Londons vermischen sich die Menschen und angereiste Bewohner des Feenlandes zu
einem bunten Szenario. Doch nicht alle Menschen befürworten den Zuzug dieser
fremden Kreaturen. Die Geschöpfe sind zu
fremd, zu bizarr, zu anders, als dass der normale Durchschnittsbürger keine
Angst vor Entfremdung hätte. So geschieht, was geschehen muss, wenn fremde
Kulturen auf engen Raum zusammen kommen. Der grausame Mörder Jack the Ripper
mordet unzählige Feen, ein Troll wird brutal zusammen geschlagen, Fremdenfeindlichkeit
und Gewalt gegen Andere nimmt Überhand und die Stimmung ist überhitzt. Als dann
auch noch das legendäre Schwert Excalibur aus dem britischen Museum gestohlen
wird, kann nur noch ein Mensch helfen, die Taten aufzuklären sowie die sensible
Lage zu entspannen: Sherlock Holmes. Der
rational denkende Detektiv macht sich mit seinem Freund Dr. Watson auf, die
verschwundene Klinge zu finden. Denn wenn dieses Schwert in falsche Hände
gerät, wird die Stellung von Königin
Viktoria in Frage gestellt. Wer sich als rechtmäßiger Nachkomme der Pendragons
legitimieren kann, hat Anspruch auf den Thron. Und wie es scheint, ist die
Blutlinie des Sagen umwobenen König Artus nicht ausgestorben. Watson ist dem großen Ermittler diesmal keine
wirkliche Hilfe. Obwohl er nach dem
Verlust seiner Frau wieder in die Baker Street gezogen ist, wird Watson durch
die reizende Mary abgelenkt, die sein Herz im Sturm erobert hat.
Schnell wird dem Duo
klar, dass das Schwert nur mit Hilfe von Magie entwendet werden konnte. Sherlock
Holmes, der vom Magie nicht besonders viel hält, verlässt sich lieber auf
seinen Verstand und sein Können. Schnell hat er Moriaty als Schuldigen
ausgemacht. Doch niemand glaubt ihm. In diesem London handelt es sich bei
Moriaty um den Premierminister und nicht einmal Mycroft Holmes glaubt seinem
unübertrefflichen Bruder. So kämpft Holmes nicht nur gegen seine Feind sondern
auch um seine Glaubwürdigkeit.
Kommentar:
Nachdem uns in den
letzten Jahren schon einiges an Sherlock Holmes Büchern und Serien zugemutet
wurde, die den Pfad des Originals weitgehend verlassen haben, stellt sich die
Frage: Braucht es noch einen weiteren Sherlock Holmes Roman, der das Original
lediglich nur noch als Alibi benutzt, um mit dem Namen des berühmten Ermittlers
die Leserschaft auf seine Seite zu ziehen. Bei diesem vorliegenden Roman kann
ich die Frage eindeutig mit ja beantworten. Zwar handel t es sich sicher um
eine Hommage an ACD aber Christian Endres hat völlig neue Wege beschritten und
gewagte Ideen entwickelt.
Dieses viktorianische
London wird durch ein Portal mit dem Reich Oberons und Titanias verbunden. Es
herrscht ein reger Verkehr zwischen den Welten. Dort ein Land voller Magie, in
der die Geschöpfe friedlich zusammen leben und die Natur achten und lieben.
Hier ein Land am Rande eines neuen und
modernen Zeitalters. Drachen contra
Luftschiffe, Droschken contra U-Bahn, Dampfer gegen magische
Teleportationskreise. Der Unterschied könnte nicht größer sein. Wie immer, wenn
Kulturen aufeinander prallen, kommt es zu Unruhen, Fremdenhatz und Anschlägen.
Nur wenn die fremden Wesen sich im Alltag als nützlich erweisen, werden sie
akzeptiert. Die Zwerge werden auf Grund ihre Tunnelbau Erfahrung als Arbeiter
für den Bau der U-Bahn eingesetzt. Die Trolle sind begehrte Leibwächter, da sie
alleine durch ihre beeindruckende Gestalt schon manch scheues Gesindel
abschrecken.
Der Autor erzählt die
Geschichte mit viel Humor. Wortwitz und einem Augenzwinkern. Ernsthafte Holmes
Fans werden sich sicherlich die Haare raufen aber ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt.
Christian Endres lässt viele berühmte Persönlichkeiten in seinem Roman
erscheinen. Houdini findet ebenso Erwähnung wie Jules Verne, Oscar Wilde,
Kipling oder T.H. White. Und was sagt einem aufmerksamen Leser die Figur eines Suggestionskünstlers
Patrick Jane oder ein Hinweis auf das abgedrehte Turai? Auch den Fluch: Hunderttausend heulende und
jaulende Höllenhunde verbindet man mit einer beliebten Figur eines anderen
Genre. Dick Turpin ist ebenfalls eine legendäre Gestalt die ihren Weg schon in
diverse Romane und eine TV Serie gefunden hat. Somit ist Sherlock Holmes und
die tanzenden Drachen eine wahre Fundgrube an versteckten Hinweisen und ein
bunter Mix diverser Genre.
In diesem skurrilen
Szenario geht die Figur des Sherlock Holmes leider etwas verloren. Z viele
Nebenpfade lenken von der Hauptfigur ab
und der meisterhafte Detektiv kann hier nicht so glänzen wie sonst. Aber wen
stört es, wenn man so gut unterhalten wird.
Das Cover ist
prägnant, in eindringlichen Farbtönen und
passt zu der Story, was leider bei vielem Fantasyromane nicht der Fall ist.
Kommentar:
Dieses Buch besitzt
das Potenzial, zu einem Kultbuch zu werden, so wie die Legenden von Turai oder
Fool on the Hill. Humorvoll, unterhaltsam, skurril, frech und modern.
8 von 10 Sternen
Titel: Sherlock
Holmes und die tanzenden Drachen
Autor: Christian
Endres
Verlag: Atlantis, TB,
360 Seiten
ISBN: 978-3864022203
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Der Atem Gottes von
Guy Adams
In den Straßen
Londons wird die zerschmetterte Leiche eines jungen Dandy gefunden. Nichts
weist auf die Todesursache hin. man könnte meinen, der junge Mann sei aus großer Höhe gestürzt, so gebrochen waren
seine Knochen.
Sherlock Holmes
interessiert sich nicht besonders für diesen Fall, doch das ändert sich, als
sein Name im Zusammenhang mit dem Opfer erwähnt wird. Angeblich ist ein Dämon
in ein unschuldiges Kind gefahren, um eine Prophezeiung auszusprechen, die
sowohl das Opfer als auch Holmes und einen Mann namens Crowley betrifft.
Der rationale Holmes
glaubt nicht an Übernatürliches oder Dämonen, doch schon bald zieht ihn dieser
Fall in seinen Bann. Zusammen mit Watson
begibt sich der berühmte Detektiv an den Fundort einer weiteren Leiche. Lord
Ruthvney kam unter seltsamen Umständen ums Leben. Beide Opfer waren Mitglieder des Ordens der
goldenen Morgendämmerung . Auch Crowley gehörte diesem Orden an, verließt ihn allerdings auf Grund interner
Meinungsverschiedenheiten und zog sich auf ein Gut nach Schottland zurück.
Unversehens befindet
sich nun Sherlock Holmes in Begleitung von Watson und zweier obskurer Ärzte und
Dämonologen auf dem Weg nach Schottland, um Crowley aufzusuchen, der eventuell
Licht in die Angelegenheit bringen kann. Während der Zugfahrt wird Watson
Zeuge, wie die Besucher des Zugrestaurants von Dämonen besessen werden. Es ist nicht das erste seltsame und bizarre Erlebnis,
das dem Doktor widerfährt und langsam
zweifelt er an seinem Verstand. Holmes ist ihm keine große Hilfe, da er den
Worten Watsons keinen Glauben schenkt.
In Schottland
angekommen, überschlagen sich die Ereignisse, die Gefährten kommen einer
Verschwörung auf der Spur, die das Königreich in ihren Grundfesten erschüttern
wird. Kann Holmes seinen Bruder noch rechtzeitig vor der Katastrophe warnen.
Kommentar:
Zuvor habe ich
Sherlock Holmes und die tanzenden Drachen von Christian Endres gelesen, ein
Buch, das mir wesentlich besser gefallen hat als dieser Roman hier. Obwohl auch
hier bekannte literarische Persönlichkeiten ihren Auftritt haben, wirkt die ganze Geschichte leblos, inszeniert
und unglaubhaft. Schon von Beginn an ist dem Leser klar, dass die mystischen
Ereignisse letztendlich von Sherlock Holmes ad absurdum geführt werden. Es gibt
nichts, was der logische Verstand nicht erklären kann. Überhaupt;
vorauszusetzen, dass Holmes diese Ereignisse um den Atem Gottes für bare Münze nehmen kann,
ist eine Zumutung an den Leser.
Neben Watson, der wie
gewohnt, der Erzähler des Abenteuers ist, kommen hier auch andere Protagonisten
zu Wort, die Ereignisse, bei denen Holmes und Watson nicht zugegen waren, aus
ihrer Sicht erzählen.
Der Autor wollte hier
etwas eigenständiges kreieren, er wollte der Geschichte ein neues Gewand geben
und den großartigen Conan Doyle nicht imitieren. Sicherlich ist ihm das gelungen, doch dieses
Gewand wird vielen Fans nicht gefallen. Auch mir nicht. Mir fehlt der augenzwinkernde
Humor zwischen Watson und Holmes, die teils bissigen Dialoge, aus denen man die
tiefe Verbundenheit dieser zwei unterschiedlichen Menschen zueinander erkennen
kann. Hier werden beide Figuren auf einen unglaubwürdigen Pfad geführt, Holmes
kann seine Brillanz nicht zeigen, erst zum Ende hin löst er den Fall in
gewohnter Manier, mit seinem Scharfsinn und überragenden Verstand und erklärt,
was dem Leser schon lange vorher klar war.
Auch Watson hat hier
keinen rühmlichen Auftritt. Guy Adams hat wohl an der BBC Produktion Sherlock
mitgewirkt und ich muss ehrlich zugeben, dass ich bei der Figur des Watson
mittlerweile immer das Gesicht von Martin Freeman vor Augen habe. Ich
verschließe mich also den neuen Ideen nicht. Aber dieser fade Watson, der hier
seinen Auftritt hat, enttäuscht den Leser ungemein. Es fehlt ihm jeglicher
Charme. Er hat sich immer eine kindliche Naivität bewahrt und seine offene und
herzliche Art, auch Mrs. Hudson gegenüber, waren der Ausglich zu Holmes fast
schon autistischer Art. Hier wirkt er farblos, blass, fade, unscheinbar, allzu
schnell dem Glauben an Dämonen und Übernatürlichem verfallen. Als Arzt, der im
Krieg viele Schrecken erlebt hat, ist es unglaubwürdig, dass er diesem
Schmierentheater so vorbehaltlos verfällt.
Man meint, mit diesem
Buch eine Vorlage zu einem neuen Sherlock Holmes Film mit Robert Downey jr. in
der Hand zu haben. So sehr ich diese Filme mag, das Medium Buch hält mehr
Möglichkeiten bereit als ein Film, der auf ca. 90 Minuten beschränkt ist, daher
erwarte ich inhaltlich mehr als hier geliefert wird.
Fazit:
Aus der Flut an
Holmes Romanen ragt dieser nicht unbedingt hervor. Ich empfehle Anthony
Horowitz oder Christian Endres
6 von 10 Sternen
Titel: Der Atem
Gottes
Reihe:
Sherlock-Holmes Band 1
Autor: Guy Adams
Verlag: Panini, TB,
288 Seiten
ISBN: 9783833228728
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