Nach
zwanzig Jahren kehrt Waxillium Ladrian aus dem Rauland in die Stadt Elantel
zurück um sein Erbe anzutreten. Wax, wie er von
seinen Freunden genannt wird, ist ein Nebelgeborener und ein so genannter
Zwilling. Er vereinigt die Macht eines Allomanten und eines Ferrochemikers in
sich. Diese Macht hat er im Rauland dazu benutzt um Verbrechen zu bekämpfen. Er
liebt seine Freiheit, das Abenteuer und die Herausforderungen, die ihm diese
unwirtliche Gegend bietet.
In
der Stadt wird es nicht gerne gesehen wenn jemand seine Fertigkeiten nutzt, sie werden eher verborgen als offen gezeigt. und so ist
der Rückkehrer gezwungen sich anzupassen und auf seine Gaben zu verzichten.
Dies fällt ihm sehr schwer und aus lauter Langeweile beschäftigt er sich
heimlich mit der Untersuchung diverser Zugüberfälle, bei der auch angesehene
Damen aus der Gesellschaft verschwinden. Es wird kein Lösegeld gefordert, der
Grund für die Überfälle und die Entführungen stellen die Polizei vor ein
Rätsel.
Wax
eckt mit seiner unkonventionellen Art in der Gesellschaft stark an und es fällt
ihm schwer Fuß zu fassen. Der Adel ist
dekadent, hochnäsig und verweichlicht, sein Onkel hat vor seinem Tod das Haus
Ladrian fast in den Ruin getrieben und die einzige Rettung vor dem Untergang
ist nun eine Heirat mit einer reichen Dame aus der gehobenen Gesellschaft. Dame
Steris aus dem Hause Harms wird die Erwählte. Bei ihrem ersten gemeinsamen
öffentlichen Auftritt besuchen Wax und Steris eine Hochzeit des Hochadels. Die
Feier wird wüst unterbrochen als eine Bande Banditen das Fest überfällt und die Gäste ausraubt. Dabei wird
Steris entführt. Eine günstige Gelegenheit für Wax, endlich seinen Staubmantel
wieder anzulegen, seine Gaben zu nutzen und das Verbrechen aufzuklären. Dabei
bekommt er Hilfe und Unterstützung von seinem Freund Wayne und der Dame Marasi,
die eine Halbschwester der entführten Dame Steris ist.
Je mehr sich die Drei
mit der Aufklärung der Fälle beschäftigen, desto klarer wird, dass sie einen
Verräter in ihrer unmittelbaren Umgebung haben, der den Feind über jeden ihrer
Schritte unterrichtet. Und ihr Gegner scheint ebenfalls über die Fähigkeiten
eines Zwillings zu verfügen und viele Allomanten aus dem Rauland rekrutiert zu
haben. Somit stehen Wayne, Wax und Marasi einer schier unüberwindlichen
Übermacht gegenüber.
Kommentar:
Ich
gebe zu, ich bin Fan des Autors. Ich mag seine Art,
Geschichten zu erzählen, seine Sprache, die Art wie er sich ausdrückt und mit
den Worten jongliert. Seine Figuren entsprechen oft nicht unbedingt dem Typus
des Helden. Sie sind aber immer interessant und vielschichtig. Rauland erinnert
an die Serie Deadwood. Ein Ort, an dem nur Taten zählen und nicht der Stammbaum
oder das Geld. Rauland ist, wie der Name schon sagt, ein raues Land. Ein
Schmelztiegel für alle Arten von Menschen: Abenteurer, Verbrecher, Menschen,
die sich nicht anpassen können oder wollen oder die einfach nur frei Leben
möchten.
Die Stadt Elantel
hingegen ist das Juwel, jeder Anschein von Gewöhnlichkeit wird mit Parfüm und
Schminke übertüncht. Hier zählt alleine der Schein, der Adel lebt in Saus und
Braus, während die Arbeiter am Existenzminimum vegetieren. Ein Leben, vor dem
der junge Waxillium Ladrian damals geflohen ist.
Wayne
und Wax stammen in direkter Linie von dem Nebelgeborenen ab. Dieser Begriff ist uns schon in der Trilogie „Kinder des
Nebels“ begegnet. Ferrochemie und Allomantie sind Kraftquellen. Während bei der
Allomantie die Kraft aus einem Metall kommt, kommt sie bei der Ferrochemie aus
einem selbst. Wax kann sich leichter oder schwerer machen, und er kann
sich mit Hilfe des Metalls schneller bewegen und fliegen, sowie Stahl
beeinflussen. Wayne kann Zeitblasen erzeugen und verfügt über schnelle
Heilkräfte. Auch Marasi verfügt über ein Talent, das sie aber verschweigt, da
sie sich dessen schämt. Wer die Trilogie von Sanderson kennt, hat mit diesen
Talenten keine Probleme, für einen Neueinsteiger mag es zu Beginn etwas
verwirrend erscheinen, es wird aber im Laufe der Geschichte sehr gut erklärt.
Wax
und Wayne sind Gegensätze, die sich gut ergänzen. Wax ist der ältere, erfahrenere und ernsthaftere der
beiden Männer. Wayne wirkt wie ein zu groß
geratener Junge, immer für einen blöden Spruch zu haben. Beide Männer zusammen
sind ein eingespieltes und fast unbesiegbares Team. Jeder kann sich blind auf
den anderen verlassen und ihm vertrauen. Marasi, mit ihrer viktorianisch
anmutenden Erziehung, muss sich erst an den Umgangston der beiden Männer
gewöhnen, doch bald gibt sie eine zuverlässige Dritte im Bunde ab. Der
Autor beschreibt die Männer wie folgt: Wax ist Ernsthaftigkeit mit einem
Grinsen darunter, Wayne ist das Grinsen mit einer Spur Ernsthaftigkeit. Das
trifft es wirklich ziemlich gut.
Obwohl
es sich um einen Fantasyroman handelt, vermittelt die Story den Eindruck im
ausgehenden 18 Jahrhundert zu spielen.
Teilweise hat man das Gefühl, es handelt sich um Steampunk, dann wieder meint
man, einen Western zu lesen Es gibt Züge, Maschinen, Elektrizität und die
ersten Wagen ohne Pferde. Gerade dieser Stilmix hebt das Buch von der Masse ab
und fesselt den Leser von der ersten Seite an.
Das
Buch selber ist eine Augenweide. Innen findet der
Leser eine Karte der Stadt Elantel und eine des Raulandes. Eingefügte,
schwarz-weiß gedruckte Zeitungsberichte lockern die Geschichte auf und fügen
ihr noch einige Details hinzu. Man sollte sie also aufmerksam lesen und nicht
überblättern. Auf dem Cover ist ein Gesetzeshüter aus dem Rauland abgebildet,
er befindet sich in einem Oktanten und im Hintergrund sehen wir die Türme der
Stadt Elantel.
Fazit:
Brandon
Sanderson ist eine sichere Bank. Jedes Buch von ihm
ist eine Perle und auch dieser Nachfolgeband zu der Trilogie Kinder des Nebels
ist wieder außergewöhnlich. Ein mutiger Schritt, die Geschichte auf eine andere
Zeitschiene zu verlagern und ihr mit den Steampunk Einlagen einen
außergewöhnlichen Stil zu geben. Eine gelungene Fortsetzung.
Titel: Jäger der
Macht
Reihe: Die
Nebelgeborenen Band 4
Autor: Brandon Sanderson
Übersetzer: Michael
Siefener
Verlag: Heyne, HC,
416 Seiten
ISBN: 978-3453529427
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Achtung Datenschutz! Mit dem Abschicken des Kommentars nehme ich zur Kenntnis und bin einverstanden, dass meine Daten von Blogspot gespeichert und weiterverarbeitet werden!