Musikalische Fluchten

03 März 2018

Jäger der Macht - die Nebelgeborenen Band 4 von Brandon Sanderson



Nach zwanzig Jahren kehrt Waxillium Ladrian aus dem Rauland in die Stadt Elantel zurück um sein Erbe anzutreten. Wax, wie er von seinen Freunden genannt wird, ist ein  Nebelgeborener und ein so genannter Zwilling. Er vereinigt die Macht eines Allomanten und eines Ferrochemikers in sich. Diese Macht hat er im Rauland dazu benutzt um Verbrechen zu bekämpfen. Er liebt seine Freiheit, das Abenteuer und die Herausforderungen, die ihm diese unwirtliche Gegend bietet.
In der Stadt wird es nicht gerne gesehen wenn jemand seine Fertigkeiten nutzt, sie werden eher verborgen als offen gezeigt. und so ist der Rückkehrer gezwungen sich anzupassen und auf seine Gaben zu verzichten. Dies fällt ihm sehr schwer und aus lauter Langeweile beschäftigt er sich heimlich mit der Untersuchung diverser Zugüberfälle, bei der auch angesehene Damen aus der Gesellschaft verschwinden. Es wird kein Lösegeld gefordert, der Grund für die Überfälle und die Entführungen stellen die Polizei vor ein Rätsel.
Wax eckt mit seiner unkonventionellen Art in der Gesellschaft stark an und es fällt ihm schwer Fuß zu fassen. Der Adel ist dekadent, hochnäsig und verweichlicht, sein Onkel hat vor seinem Tod das Haus Ladrian fast in den Ruin getrieben und die einzige Rettung vor dem Untergang ist nun eine Heirat mit einer reichen Dame aus der gehobenen Gesellschaft. Dame Steris aus dem Hause Harms wird die Erwählte. Bei ihrem ersten gemeinsamen öffentlichen Auftritt besuchen Wax und Steris eine Hochzeit des Hochadels. Die Feier wird wüst unterbrochen als eine Bande Banditen das Fest  überfällt und die Gäste ausraubt. Dabei wird Steris entführt. Eine günstige Gelegenheit für Wax, endlich seinen Staubmantel wieder anzulegen, seine Gaben zu nutzen und das Verbrechen aufzuklären. Dabei bekommt er Hilfe und Unterstützung von seinem Freund Wayne und der Dame Marasi, die eine Halbschwester der entführten Dame Steris ist.

Je mehr sich die Drei mit der Aufklärung der Fälle beschäftigen, desto klarer wird, dass sie einen Verräter in ihrer unmittelbaren Umgebung haben, der den Feind über jeden ihrer Schritte unterrichtet. Und ihr Gegner scheint ebenfalls über die Fähigkeiten eines Zwillings zu verfügen und viele Allomanten aus dem Rauland rekrutiert zu haben. Somit stehen Wayne, Wax und Marasi einer schier unüberwindlichen Übermacht gegenüber.
Kommentar:
Ich gebe zu, ich bin Fan des Autors. Ich mag seine Art, Geschichten zu erzählen, seine Sprache, die Art wie er sich ausdrückt und mit den Worten jongliert. Seine Figuren entsprechen oft nicht unbedingt dem Typus des Helden. Sie sind aber immer interessant und vielschichtig. Rauland erinnert an die Serie Deadwood. Ein Ort, an dem nur Taten zählen und nicht der Stammbaum oder das Geld. Rauland ist, wie der Name schon sagt, ein raues Land. Ein Schmelztiegel für alle Arten von Menschen: Abenteurer, Verbrecher, Menschen, die sich nicht anpassen können oder wollen oder die einfach nur frei Leben möchten.
Die Stadt Elantel hingegen ist das Juwel, jeder Anschein von Gewöhnlichkeit wird mit Parfüm und Schminke übertüncht. Hier zählt alleine der Schein, der Adel lebt in Saus und Braus, während die Arbeiter am Existenzminimum vegetieren. Ein Leben, vor dem der junge Waxillium Ladrian damals geflohen ist.
Wayne und Wax stammen in direkter Linie von dem Nebelgeborenen ab. Dieser Begriff ist uns schon in der Trilogie „Kinder des Nebels“ begegnet. Ferrochemie und Allomantie sind Kraftquellen. Während bei der Allomantie die Kraft aus einem Metall kommt, kommt sie bei der Ferrochemie aus einem selbst. Wax  kann sich leichter oder schwerer machen, und er kann sich mit Hilfe des Metalls schneller bewegen und fliegen, sowie Stahl beeinflussen. Wayne kann Zeitblasen erzeugen und verfügt über schnelle Heilkräfte. Auch Marasi verfügt über ein Talent, das sie aber verschweigt, da sie sich dessen schämt. Wer die Trilogie von Sanderson kennt, hat mit diesen Talenten keine Probleme, für einen Neueinsteiger mag es zu Beginn etwas verwirrend erscheinen, es wird aber im Laufe der Geschichte sehr gut erklärt.
Wax und Wayne sind Gegensätze, die sich gut ergänzen. Wax ist der ältere, erfahrenere und ernsthaftere der beiden Männer. Wayne wirkt wie ein zu groß geratener Junge, immer für einen blöden Spruch zu haben. Beide Männer zusammen sind ein eingespieltes und fast unbesiegbares Team. Jeder kann sich blind auf den anderen verlassen und ihm vertrauen. Marasi, mit ihrer viktorianisch anmutenden Erziehung, muss sich erst an den Umgangston der beiden Männer gewöhnen, doch bald gibt sie eine zuverlässige Dritte im Bunde ab.  Der Autor beschreibt die Männer wie folgt: Wax ist Ernsthaftigkeit mit einem Grinsen darunter, Wayne ist das Grinsen mit einer Spur Ernsthaftigkeit. Das trifft es wirklich ziemlich gut.
Obwohl es sich um einen Fantasyroman handelt, vermittelt die Story den Eindruck im ausgehenden 18 Jahrhundert zu spielen. Teilweise hat man das Gefühl, es handelt sich um Steampunk, dann wieder meint man, einen Western zu lesen Es gibt Züge, Maschinen, Elektrizität und die ersten Wagen ohne Pferde. Gerade dieser Stilmix hebt das Buch von der Masse ab und fesselt den Leser von der ersten Seite an.
Das Buch selber ist eine Augenweide. Innen findet der Leser eine Karte der Stadt Elantel und eine des Raulandes. Eingefügte, schwarz-weiß gedruckte Zeitungsberichte lockern die Geschichte auf und fügen ihr noch einige Details hinzu. Man sollte sie also aufmerksam lesen und nicht überblättern. Auf dem Cover ist ein Gesetzeshüter aus dem Rauland abgebildet, er befindet sich in einem Oktanten und im Hintergrund sehen wir die Türme der Stadt Elantel.
Fazit:
Brandon Sanderson ist eine sichere Bank. Jedes Buch von ihm ist eine Perle und auch dieser Nachfolgeband zu der Trilogie Kinder des Nebels ist wieder außergewöhnlich. Ein mutiger Schritt, die Geschichte auf eine andere Zeitschiene zu verlagern und ihr mit den Steampunk Einlagen einen außergewöhnlichen Stil zu geben. Eine gelungene Fortsetzung.
Titel: Jäger der Macht
Reihe: Die Nebelgeborenen Band 4
Übersetzer: Michael Siefener
Verlag: Heyne, HC, 416 Seiten
ISBN: 978-3453529427

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Achtung Datenschutz! Mit dem Abschicken des Kommentars nehme ich zur Kenntnis und bin einverstanden, dass meine Daten von Blogspot gespeichert und weiterverarbeitet werden!