Seit
frühester Kindheit zeigt Tuan ein großes
Verständnis für die Natur und durchstreift
die Wälder in der Umgebung seiner Heimat, beobachtet die Tiere, lernt von ihnen
und studiert die Pflanzen. Einer dieser Streifzüge rettet ihm das Leben. Als
die Römer sein Dorf überfallen und alle Einwohner massakrieren, weilt Tuan
weitab von zu Hause und findet nur noch die Überreste der zerstörten Häuser und
die Leichen seiner Familie und Freunde. Das Gesicht des Anführers der römischen
Legion brennt sich tief in sein Herz und
fortan ist es sein Ziel, diesen Mann zu finden und Rache zu üben.
Doch
er ist noch ein Junge, was soll er gegen die Übermacht der Römer ausrichten? Die
Disziplin der römischen Legionen und ihre Ausbildung führt sie von Sieg zu
Sieg. Während die Picten uneins sind und sich untereinander bekämpfen, statt
sich gemeinsam dem Feind zu stellen.
Wochenlang
streift Tuan ziellos durch Pictenland,
hält sich von Menschen fern, e s scheint, als würde er in eine bestimmte
Richtung gezogen. Und wie es das Schicksal oder die Bestimmung will, trifft er
auf Kennaigh, einen alten Druiden, der den Jungen als Lehrling bei sich
aufnimmt. Druiden sind Seher, Heiler,
Priester und heilige Männer, Kennaigh jedoch scheint auch ein Krieger gewesen
zu sein, denn er unterrichtet Tuan ebenfalls im Kampf. Der Junge lernt Latein,
römische und britische Geschichte und lernt aus den Siegen seines Feindes und
den Niederlagen ihrer Gegner. Er gewinnt einen umfassenden Eindruck über das
Leben und die Taktiken der Eroberer und sucht Lücken in ihrer Strategie. Acht
Jahre verbringt er bei dem alten Mann, bevor dieser stirbt und dem jungen ein
Erbe hinterlässt, das ihm die Möglichkeit gibt, sein Volk zu befreien . Als Tuan
seinen Plan endlich in die Tat umsetzen kann, ist er nicht mehr alleine. Das
Wissen bürdet ihm große Verantwortung auf. Nicht nur für Lucia, Inga und
Swidger, sondern für sein ganzes Volk, persönliche Gefühle und Rache müssen
hinten an stehen.
Hier
handelt es sich um eine gelungene Mischung aus historischen Fakten, Fantasy und
einigen Ereignissen, die dem Geist des Autors entsprungen sind aber nichtsdestotrotz
glaubhaft wirken. Tuan ist von Anfang an der Held, auf dessen Seite man sich
stellt. Wie der Autor schreibt: "Römer, mir graut vor eurem
Schicksal!" In ihrer Arroganz sind sie nicht in der Lage, etwas über ihre
Gegner zu lernen. Für sie sind alle Britannier Barbaren, ungebildete und
unkultivierte Bauern.
Was
passiert, wenn jemand die Stämme vereinigen kann? Die gewaltige Anzahl der
Picten würde wie eine Flutwelle über die Römer hereinbrechen. Das scheint sie
jedoch nicht zu bekümmern, sie sind sich sicher, alle Anführer, die ihnen
gefährlich werden könnten, eliminiert zu haben.
Die Angst,
sich zu offenbaren, steckt tief in Tuan. Beim Volk achtet und respektiert man
ihn, ebenso fürchtet man ihn aber auch. Er führt ein einsames und zurück
gezogenes Leben. Nur mit Bran als Gefährten und eines Teil des Weges begleitet
von Eamon.
Ich
mag Romane mit jugendlichen Helden nicht besonders. Als ich zu Beginn lass,
dass Tuan zwölf Jahre alt ist, habe ich geseufzt und gedacht: Nicht schon
wieder so ein Kind, das ratzfatz und unglaubhaft innerhalb kürzester Zeit zum
Helden mutiert. Aber ich wurde positiv überrascht. Der Autor lässt seiner Figur
Zeit, sich zu entwickeln und zu reifen. Seine Ausbildung dauert acht Jahre und
stellt ihn vor viele Herausforderungen. Werner Karl zieht diese Spanne nicht
unendlich in die Länge sondern beschreibt sie kurz und knapp, um dann auf da s
Wesentliche zu kommen: Tuans Plan, die Picten zu einigen und die Römer zu
besiegen. Sicher kommt hier auch ein wenig Magie ins Spiel aber trotzdem wirken
Tuans Pläne und Handlungen glaubhaft, von denen er sich nur durch Lucia etwas
ablenken lässt. Ihre Faszination für den fremden Krieger wirkt ebenfalls überzeugend.
Gerade seine Andersartigkeit und sein Auftauchen auf den Schlachtfeldern machen
sie neugierig auf ihn.
Was
mir besonders gut gefallen hat ist, wie Werner Karl die Sprache als Medium
benutzt, flüssig, klar, fließend und ausdrucksstark, ohne große Abschweifungen
und Ausschmückungen. Keine der knapp 490 ist zu viel, das Buch wirkt aus einem
Guss. Die Schlachtenszenen sind nicht ausufernd, wie bei manch anderen
Fantsybüchern, sie sind durchaus detailliert beschrieben und bringen einem die
grausame Realität des Krieges nahe, überfordern den Leser aber nicht.
Das
ist ein Fan von Shutterstock bin, ist mittlerweile sicher hinlänglich bekannt.
Die Cover, an denen er mitwirkt oder für die er Fotos zur Verfügung stellt,
sind stets gelungen und einprägsam. So auch hier.
Am
Ende des Buches findet der Leser ein Personenregister und ein Glossar, eine
schöne Abrundung dieser gelungenen, spannenden und unterhaltsamen Geschichte.
Eine Karte Britanniens wäre das A und O gewesen.
Die
Geschichte findet eine Fortsetzung in Königin der Spiegelkrieger, das ich
sicherlich ebenfalls lesen werde.
8
von 10 Sternen
Titel:
Druide der Spiegelkrieger
Serie:
Spiegelkrieger Band 1
Autor:
Werner Karl
Fotos:
Shutterstock und Istockphoto
Verlag:
CreateSpace Independent Publishing Platform
ISBN:
9781505296495, TB, 486 Seiten
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