Zacharias
Brandt, ein ehemaliger Zoowärter, durchstreift mit seiner dreibeinigen Hyäne
Ella das zerstörte Land. Niemand weiß genau, was den Zusammenbruch verursacht
hat und warum die Tiere und die Natur davon nicht betroffen wurden. Asche
überlagert das Grauen wie Zuckerwatte und vermittelt eine gewisse poetische
Schönheit im Angesicht der Zerstörung. Er, der mit seiner Frau Luise niemals
Kinder wollte, er, der seinen ungeborenen Kindern diese Welt ersparen wollte, ist
nun die Hoffnung der Menschheit. Zach ist der Ansicht, dass die Welt keine
Menschen braucht, dass die Natur und die Tiere ohne Menschen zurechtkommt,
vielleicht sogar besser. Doch das Leben besteht aus Tauschhandel, er braucht
Nahrung, Kleidung und Unterkunft und kann nur seinen Samen als Tauschgut anbieten.
Er ist der Kindermacher, der letzte zeugungsfähige Mann. Dies ist zynisch und
bitter. Verdient die Menschheit denn eine zweite Chance, sollen tatsächlich
wieder Kinder gezeugt und geboren werden, damit auch sie den Fehler der
vorherigen Generationen wiederholen? Werden die Menschen nicht wieder die
gleichen Wege beschreiten und den ersten Schritt auf dem langen Weg zum
nächsten Untergang gehen? Dieses immerwährende Dilemma begleitet Zacharias auf seiner
einsamen Reise.
Brandt war schon immer ein Einzelgänger, geschieden, den Tieren näher als den Menschen. Er geht sehr pragmatisch mit der Katastrophe um, sucht sich in einem Trekkingladen alles zusammen, was man zum überleben in der freien Natur braucht und zieht los.
Niemand
ist für die Einsamkeit geboren. Einsamkeit lässt schnell Nähe zu, überwindet
menschliche Distanz innerhalb kürzester Zeit, die Fassaden bröckeln und legen
die Seelen frei.
Bei
Hilde findet Zach eine kleine, scheinbare Insel der Normalität. Sie träumt sich
ein Leben und für kurze Zeit lässt sich Brandt von diesem Traum gefangen
nehmen. Hilde ist ein Tupfer Farbe in einer grauen Welt. Nichtsdestotrotz zieht
er weiter, geleitet von seinem eigenen Traum. Es ist immer der gleiche Traum
von einem ein Efeu umranktem Haus, ein Ziel, vielleicht eine Zukunft? Als er Loreley
begegnet, öffnet er ihr sein Herz. in ihr sieht er eine Menschheit, wie sie
hätte sein sollen. Unbefleckt, kindlich, neugierig, glücklich den Moment
lebend. Mit ihr sieht er die Welt nicht so düster.
Das
Szenario wechselt zwischen 2018 und 2023. 2018 wirkt analytisch, aus Sicht eine
Beobachters erzählt, sehr distanziert und bildet einen starken Kontrast zu der
Erzählung des Jahres 2023. Somit besteht das Buch aus zwei völligen
Gegensätzen. Poetische Schönheit im Angesicht der Zerstörung und die
distanzierte, kühler beängstigende Beschreibung der Apokalypse. Beides berührt
den Leser auf eigenartige Weise und man kann sich der Faszination der Worte
nicht entziehen. Diese Worte nutzt der Autor auf beeindruckende Art und Weise,
wie ein Musiker sein Instrument. Er
verzichtet auf billige Effekthascherei, auf Zombies der ekelerregende Szenen. Jedes Wort der 206
Seiten ist wohlplatziert und treffend. Die Sätze sind kurz und knapp,
konzentriert auf das Wesentliche, ohne unnötige Abschweifungen.
Passend
zum Titel ist das Cover in verschiedenen Grauschattierungen gehalten, der
einzige plakative Farbfleck in ist der Titel Ascheland. Aber auch dieser
durchzogen von grau.
Die
Erzählung beginnt in der ICH-Perspektive, man ist als Leser sofort mitten im
Szenario. Die Geschichte ist packend ab dem ersten Wort, es gibt keine
Einleitung, kein vorsichtiges Herantasten, die
düstere und beklemmende Welt steht einem sofort vor Augen.
Für
mich ist Ascheland eines der Highlights 2016 und ich freue mich, dass Acabus
den Mut hatte, dieses Kleinod zu veröffentlichen.
10
von 10 Sternen
Titel:
Ascheland
Autor:
Oliver Kryk
Covermotiv.
Einsamer Mensch-Endzeitstimmung
Verlag.
Acabus, HC, 206 Seiten
ISBN:
9783862824489
Hört sich interessant an.
AntwortenLöschenIch mag ja auch die Serie "The walking dead". Klar, Buch ist ohne Zombies. Ich mag sowas trotzdem.
Mich interessiert an wen er seinen Samen denn verkaufen möchte .
LG Birte