Sieben Jahre sind seit den Ereignissen
um den Grafen Dracula vergangen. Die Geschehnisse lasten wie ein Alp auf allen
Beteiligten. Um sich ihren Ängsten zu
stellen und sich davon zu überzeugen,
dass der Graf tatsächlich tot ist, schlägt Abraham van Helsing vor, dass alle Beteiligten
eine erneute Reise nach Transsylvanien unternehmen. Zuerst wird der Vorschlag
vehement abgelehnt aber letztendlich sagen die Freunde zu. Mina und Jonathan
Harker, Lord Godalming, Dr. Seward und Abraham van Helsing begeben sich auf
eine Reise in die Vergangenheit. Trotz aller Schrecken bezaubert Transsylvanien
die Reisenden und sie lernen dort auch Dr. Kovacs und seine reizende Nichte
Elena kennen, Freunde von Abraham van Helsing.
Als sie am Schloss des Grafen ankommen,
erkennen die Reisenden, dass alle ihre Ängste unbegründet waren. Das Schloss
ist verlassen und heruntergekommen, nur noch Vögle und wilde Tiere sind dort zu
Gast. Erleichtert reist die Gruppe zurück nach England, froh und leichten
Herzens. Und obwohl sie nun Gewissheit haben, dass von dem Grafen keine Gefahr
mehr droht, macht sich nach und nach eine bedrückende Atmosphäre im Haus der
Harkers bemerkbar. Mina ist umso erleichterter, dass Elena sie bittet, nach
England kommen zu dürfen. Mina vermisst ihre Freundin Lucy sehr und in der
jungen Elena findet sie eine neue Vertraute und Verbündete. Auch Minas Sohn
Quincey mag die junge Frau sehr, die sich rührend um den kränklichen Sohn der
Harkers kümmert. Trotz der Fröhlichkeit Elenas breitet sich das Gefühl der
Angst und der Bedrohung immer mehr im Haus aus und es kommt zu seltsamen Vorfällen.
Jonathan Harker, der seit seiner Konfrontation mit dem Grafen Dracula nur noch
ein Schatten seiner selbst ist, unterliegt dieser Atmosphäre am schlimmsten und
daher Mina bitte ihre alten Freunde um Hilfe.
Alle zusammen müssen sie sich einer Bedrohung stellen, deren Ausmaße sie
nicht erahnen können.
Kommentar:
Ich habe schon einige Bücher gelesen,
die auf der Geschichte um den Grafen Dracula aufbauen und bisher war ich immer
enttäuscht. Daher habe ich auch hier nicht viel erwartet. Da das Buch aber von
einigen Dracula Fans in der TTT Runde hochgelobt wurde, habe ich es mir doch zugelegt
und habe es regelrecht verschlungen.
Freda Warrington schafft es, den Stil
Bram Stokers beizubehalten und die Geschichte so zu schreiben, die dem Altmeister
sicher gefallen hätte. Stilistisch und sprachlich passt sie sich dem Original
hervorragend an. Das Buch setzt sich aus vielen einzelnen Teilen zusammen. Mina
Harker führt ihr Tagebuch, ebenso wie Jonathan Harker. Hier erlebt der Leser
einige Ereignisse sowohl aus der Sicht der Frau als auch aus der des Mannes und
manchmal können die Meiningen unterschiedlicher kaum sein. Das finde ich als
Leserin sehr faszinierend. Obwohl sich die Eheleute von Herzen lieben, fehlt
eindeutig die Leidenschaft in der Ehe. Die Beschreibung des ehelichen Lebens,
dass sich nach den christlichen Werten und Moralvorstellungen richtet, ist
erschreckend prüde aber der damaligen Zeit geschuldet. Die Autorin beschreibt
dies sehr genau, denn dies macht umso deutlicher, weshalb Jonathan als auch
Mina anfällig für Leidenschaft und Verführung sind.
Zu den Tagebucheinträgen kommen noch diverse
Briefe: Von Elena an Mina Harker, von Dr. Kovacs an Abraham van Helsing und von
Mina Harker an ihren Sohn Quincey. Dr. Kovacs, der ein ebenso
leidenschaftlicher Wissenschaftler ist wie Van Helsing, wird von diesem in das
Geheimnis um den Grafen eingeweiht. Als seine Gäste in ihre Heimat zurückkehren,
unternimmt Dr. Kovac, mit seinem Schüler Miklos zusammen, eine kleine
Expedition in die Karpaten, um die »Schule der Scholomanten« zu finden. Jetzt,
wo er weiß, dass es Vampire wirklich gibt, ist er sich sicher, dass es auch
diese Schule gibt und das die Vampire dort ausgebildet wurden und dort ihre
eigentliche Macht erlangten. Dieser Teil der Geschichte wird ebenfalls in
Tagebuchform erzählt.
Das mag sich für die Leser langweilig
anhören, ist es aber keinesfalls. Durch den stetigen Wechsel der Perspektiven
schafft die Autorin eine ungeheure Spannung. Und da wir als Leser wissen,
welche Gefahr der Gruppe droht, die so unwissend agiert, gehen wir völlig in
der Handlung auf.
Durch Sprache und Stil vermittelt die
Autorin einen altbackenen Charme, der dem Original in nichts nachsteht. Auch
hier gibt es nicht nur schwarz und weiß oder gut und böse, viele der Charaktere
sind sehr ambivalent.
Ich möchte auf die Einzelheiten der
Geschichte nicht näher eingehen, der Titel verrät dem Leser ja schon, um was es
geht. Doch wie der Graf es schafft zurückzukehren und was seine Intention ist,
lasse ich offen. Der Autorin wird vorgeworfen, dass sie zu viele eigene Ideen
eingebaut hat, die mit dem Original nicht mehr viel zu tun haben. Für mich es
gerade der Punkt, der mir gefällt. Ich möchte keine Nacherzählung eine schon
vorhandenen Romans, sondern eine Fortsetzung, durchaus auch mit neuen
Charakteren, die das ganze beleben, wie Elena, Dr. Kovacs oder auch Beherit.
Auch die innere Zerrissenheit des Grafen, seine Liebe am Leben, seine Liebe zu
Mina, sein Hass auf die Gruppe, all das hat sie durchaus gut geschildert. Eine
Geschichte, die sowohl mit einem als auch mit fünf Sternen bewertet wird, hat
auf jeden Fall die Aufmerksamkeit des Lesers.
Fazit:
Eine gelungene »Fortsetzung« eines
Klassikers, die durchaus glaubhaft ist und sich ganz an die Tradition eines
Bram Stokers richtet. Ma sollte allerdings das Original kennen. Wer hier
moderne Glitzervampire erwartet, der wird enttäuscht werden.
Titel: Dracula - der Untote kehrt zurück
Autorin: Freda Warrington
Verlag: KIWI Verlag, TB, 412 Seiten
ISBN: 9783462026801
Huhu!
AntwortenLöschenDas freut mich jetzt sehr dass dich das Buch auch begeistern konnte! In die Fußstapfen von Bram Stoker zu treten ist wahrlich nicht leicht, aber das hat die Autorin wirklich sehr gekonnt gemacht!
Ja, das "prüde" Eheleben hat sie super beschrieben und mich gruselt es wirklich wenn ich mir vorstelle, dass viele Paare damals tatsächlich so gelebt und geliebt haben. Eine wirklich traurige Zeit in dieser Beziehung.
Liebste Grüße, Aleshanee
Ich hatte die Befürchtung, dass es zu modern geschrieben ist abet sie hat das gut hinbekommen. Ja, die Beschreibung des damaligen Lebens ist erschütternd und sie waren ja privilegiert. Bei Anne Perry ist das teilweise erschreckend
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