Ich beginne die Rezension sofort mit
einem Zitat von Seite 33, das die Hauptfigur perfekt beschreibt:»Gungo Large,
die Geißel dieser Stadt. Zweiundzwanzig Verhaftungen wegen Trunkenheit, Körperverletzung
und ungebührlichem Verhalten, allein in diesem Jahr.«
Der Sheriff von Copperhole möchte Gungo
Large so schnell wie möglich aus der Stadt haben. Er weiß, dass der etwas zu groß geratene
Zwerg unterfordert ist und ohne Geld und Job immer mehr dem Suff verfällt.
Daher vermittelt er ihm einen Job beim reichsten Rancher der Umgebung. Dessen
Tochter wurde entführt und Gungo Large soll sie finden. Der Zwerg, der wegen
seiner genialen Schießkünste einen besonderen Ruf genießt, nimmt den Auftrag
an, denn die Belohnung beinhaltet nicht nur ein Pferd und Spesen, sondern auch
3000 Mithril Dollar. Zusammen mit dem etwas dümmlichen Ork
mit dem klangvollen Namen Merluzo Fuerte de la Raqueta, macht sich Gungo Large
auf den Weg. Seine erste Spur führt die beiden ungleichen Gefährten in die
Stadt Hoochtown, wo sie auf die bezaubernde Bardame Muse treffen, die sich dem
Duo anschließt, da sie im Auftrag der Regierung die Aktivitäten einer Gruppe namens
DGojH »dunkle Gesellschaft ohne jede Haftung«
aufklären soll.
Bald stellt sich heraus, dass beide
Aufträge unweigerlich zum gleichen Ziel führen.
Kommentar:
Ich stehe ja auf Western und vor allem
moderne Western. Einen Fantasy Western dieser Art hatte ich aber bisher noch nicht in
der Hand. Auch wenn Nighthunter schon eine derartige Richtung vorgibt. Aber
während Nighthunter sich ernsthaft mit dem Genre befasst, ist diese Buch Anhäufung
von Wortwitz und Absurditäten. Ich habe selten so eine völlig bekloppte aber
wunderbar unterhaltsame Geschichte gelesen. Gekauft habe ich das Buch alleine
wegen des Covers und des Titels.
Gungo Large verfügt über ein Körpermaß,
das ihn aus allen Zwergen heraushebt. Oft wird er für einen Menschen gehalten
und bei der ersten Begegnung zwischen Merluzo und Gungo kommt es daher auch zu
einigen Missverständnissen. Der Zwerg hat im Krieg in der Army gedient, da er
aber Probleme mit Autoritäten hat, konnte er es dort, trotz seiner hervorragenden
Schießkünste, nie weit bringen. Nun verdingt er sich als Tagelöhner, um seinen
Suff zu finanzieren.
Das Buch strotz nur so vor absurden
Ideen und bedient sich dabei des
Mainstream.
Wer sich im Western Genre etwas
auskennt, dem werden folgende Sätze sicher bekannt vorkommen:
»Leichen pflastern seinen Weg«
»ein Fressen für die Geier«
»I was born under a wondering star«
»wenn ich mich nicht irre (kichern)«
»12 Uhr mittags«
aber auch bei anderen Genre bedient sich
der Autor unverfroren
»die Wahrheit ist irgendwo da draußen«
»make my day«
»habe Geduld junger Padawa..ähm Elf«
»ich bin Dein Vater«
»närrischer Tuck«
ȟber den Wolken muss die Freiheit wohl
grenzenlos sein«
Ich könnte unzählige Beispiele dieser
Art zitieren. Auch wenn sich das völlig verrückt anhört, konstruiert Thomas Niggenaber
daraus eine spannende Geschichte. Figuren, die Gandalf und dem Krümelmonster
ähneln, stehen auf der Seite des Bösen. Es gibt Beschreibungen, die Szenen aus
Indiana Jones ähneln. (Pfeile im Tunnel und eine rollende Steinkugel), das kann
man unendlich fortsetzen. Desweiteren
habe ich noch Hinweise auf »Wonder Women« »Stargate« auf die Papstwahl oder auf
»der, dessen Name nicht genannt werden darf« entdeckt. Ich möchte nicht wissen,
wie viele Seitenhiebe mir dabei entgangen sind.
Sprachlich ist das Buch absolut
gelungen. Auch hier möchte ich wieder zitieren.
Seite 85 »Unzählige Flaschen lagen
herum, solche aus Glas, die leer waren und solche aus Fleisch und Blut,
randvoll mit billigem Fusel.
Seine Beschreibungen sind sehr bildhaft
und treffend, ich hatte immer wieder lebendige Szenen vor Augen und kam aus dem
kichern manchmal kaum heraus. Hier noch
ein Beispiel von Seite 59: »Hätte man diese Zwergenfrau bei den Beinen gepackt
und sie, das Gesicht nach unten, über einen Acker geschoben, man hätte eine
Furche erhalten, in der man bequem Kartoffeln hätte aussäen können.« (bezieht
sich auf ihre große Nase)
Die Elfen stehen stellvertretend für die
Indianer und sie sind auf Greifen unterwegs. Ein Greif Namens Poe, der
lediglich ein Wort kann: »Nimmermehr«. Ein uralter Schamane, der immer wieder
vergisst, sich zu bekleiden und für
einige skurrile Szenen sorgt. Tote, die ihre Gräber verlassen und einen Zug
überfallen. Revolverhelden mit den klingenden Namen Basilisk Bill oder Doc
Gargoyle. Ihr seht, ich habe mich sprachlich in das Buch total verliebt, dass
ich kaum auf die Geschichte eingehen kann.
Auch wenn wir Leser Gungo Large als
Säufer kennenlernen, nimmt er seinen Auftrag sehr ernst und er steht zu seinen
Freunden. Die Bardame Muse peppt das Ganze von der weiblichen Seite her auf und
ihr Name sorgt ebenfalls für einigen Slapstick (von der Muse geküsst).
Fazit:
Wer Bücher der anderen Art mag, skurrilen Humor schätzt und die Genre Western
und Fantasy liebt, wird hier saumäßigen Spaß haben. Das Buch erschien schon
2017. Da es keine weiteren Abenteuer des Duos gibt, gehe ich davon aus, dass
der Roman nicht sehr erfolgreich war. Ich habe ihn genossen. Und wenn ihr nicht
mehr wisst, an welcher Stelle ihr seid, benutzt doch das GPS = Geheime Portal
Standorte.
Und das Cover hält, was es verspricht.
Verlag: AAVAA, TB, 350 Seiten
ISBN: 9783845925189
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