Tief im Viele Pfade Wald liegt eine
Einsiedelei. Einige nennen es ein Gefängnis, andere eine Heilanstalt,
letztendlich ist es ein Zufluchtsort für jene, die in der Gesellschaft keinen
Platz haben. Von der Außenwelt vergessen und von einem undurchdringlichen Wald
abgeschirmt kennt kaum noch jemand dieses Kloster.
Als Harkas dort eintrifft findet er nur
Leichen. Ein blutiges Gemetzel hat stattgefunden, niemand hat überlebt außer
einem jungen Mann. Ausgezehrt von Hunger und Durst vegetiert er in einer
dunklen Zelle vor sich hin. Er ist es, den Harkas an diesem verdammten Ort
sucht. Der Überlebende heißt Taimen und laut einer Prophezeiung soll er der
vierte Stigmat sein, der neue Erlöser der crestonischen Kirche.
Taimen hat keine Erinnerung daran, wie
er in die Einsiedelei gekommen ist und wer er ist. Er weigert sich, sich für
irgendwelche Gruppierungen vor den Karren spannen zu lassen und möchte seinen
eigenen Weg gehen. Herausfinden wer er ist, wo er herkommt, ob er Familie hat
und warum er in diesem verlassenen Ort eingekerkert wurde. Als die Kirche
begreift, dass sie den jungen Mann nicht beeinflussen kann, hetzen sie die
Inquisition auf ihn. Harkas, der im Auftrag Pater Zisensius den Stigmaten
gesucht hat, stellt sich auf die Seite Taimens und hilft ihm bei der Flucht aus
San Mallanes. Eine abenteuerliche Reise
beginnt.
Kommentar.
Selten ist es mir so schwer gefallen,
eine Rezension zu schreiben, wie zu diesem Buch. Es hat nur 236 Seiten doch die Geschichte ist
so komplex, das man meint, ein 500 Seiten Buch gelesen zu haben.
Ich kann es auch nicht eindeutig einem
Genre zuordnen. Es ist das Jahr 4038 nach dem großen Feuer. Die Zeitrechnung
dieser Welt richtet sich nach diesem katastrophalen Ereignis, alles davor ist
vergessen. Es gibt Pioniere, die versuchen, den damaligen Stand der Technik zu
erreichen. Sie arbeiten mit den Fundstücken aus der damaligen Zeit, es fehlt
ihnen jedoch eine Anleitung und das Verständnis für diese Technik. Trotzdem würde ich diesen Roman
nicht als Dystopie bezeichnen, auch nicht als Science Fiction. Der Autor
bezeichnet es als fantastischen Roman doch damit würde man das Buch klein
halten, es auf etwas reduzieren, obwohl es wesentlich mehr ist.
Zu Beginn hatte ich einige Probleme in
die Geschichte hineinzufinden. Sie ist sehr verschachtelt. Es gibt parallel
verlaufende Handlungsstränge, Handlungsstränge die in einer nahen Vergangenheit
liegen und welche, die weit in die Vergangenheit zurückreichen. Als Harkas und
Taiman in San Mallanes ankommen, laufen die einzelnen Fäden zusammen und ab da
wird es für den Leser unglaublich spannend.
Der Weltenaufbau hat mich unglaublich
fasziniert. Obwohl man meint, dass es vor dem großen Feuer eine Welt wie die
unsrige gegeben hat, gibt es keine Übereinstimmungen. Der Kontinent Eumeria
befindet sich in einer mittelwestlichen Welt, in der verschiedene Gruppierungen
um die Macht ringen. Allen voran die crestonische Kirche, die hofft, mit der
Ankunft des neuen Erlösers ihre Macht zu stärken und die Neucrestonen und
Reformatoren in ihre Schranken zu weisen. Die Weilichter Marken, wie der
Landstrich heißt, in der die Geschichte beginnt, liegt schon lange im Krieg mit
dem Reformatorium, dazu kommen interne Streitigkeiten unter der Aristokratie. Wie
immer, sind es die kleinen Menschen, die darunter leiden und als Kanonenfutter
missbraucht werden.
Neben den Pionieren gibt es noch die
Nostalgiter. Hier eine Zitat von Seite 137, das diese Art Mensch beschreibt:
"Die Nostalgiter hatten es sich zur Aufgabe gemacht, sämtliche Relikte aus
den geheimnisumwitterten Tagen der Urzeit zu sammeln um auf diese Art und Weise
die Vergangenheit wieder lebendig zu machen. um zu verstehen, wie die Welt
damals funktioniert hatte.". Während die Pioniere forschen und versuchen,
Artefakte wieder zum funktionieren zu bringen bzw. sie so zu modifizieren, dass
man sie nutzen kann, sammeln die
Nostalgiker lediglich Wissen. Es ist amüsant zu lesen, was Baro alles
sieht, als er in ihren Unterschlupf geführt wird. Der Leser versucht, als diese
beschriebenen Dinge zu identifizieren, was nicht immer leicht ist.
Bei seiner Flucht wird Taimens von dem Pionier
Hernan begleitet sowie von Lecta, einer jungen Totentänzerin. Totentänzer
könnte man eventuell mit Pathologen vergleichen aber sie sind noch vieles mehr
und Lecta beherrscht auch eine Art Magie. Natürlich darf auch Muskelkraft bei
so einer Gruppe nicht fehlen und dafür steht Osman Olimer, ein Schwertläufer.
Ein Mann, der sein Können in der Handhabung der unterschiedlichsten Waffen
gegen gutes Geld verdingt.
Letztendlich fehlen mir einfach die
Worte, um diese, von Claus M. Schwarz entworfene, Welt zu beschreiben. Sie ist
vielfältig, sie ist komplex, sie ist spannend und aufregend. Es ist eine Zeit
des Umbruchs und Taimen soll eine Rolle darin spielen. Das möchte er jedoch
nicht. Ein junger Mann, der frei leben möchte, dem dies aber verwehrt wird.
Ich habe mir sofort Band zwei und drei
bestellt, denn ich möchte unbedingt mehr über Eumeria erfahren. Und natürlich die Gefährten auf
ihrer Reise begleiten. Zu viele Fragen bleiben am Ende diese Bandes offen, die
man beantwortet haben möchte.
Sprachlich gibt es nichts auszusetzen.
Die Geschichte liest sich flüssig und der Autor beherrscht sein Metier. ich
muss allerdings zugeben, dass mich das Cover nicht anspricht. Natürlich erkennt
man die Bedeutung des Bildes, sobald man in die Geschichte eingestiegen ist.
Aber für sich allein stehend erzielt es keine Wirkung.
Fazit:
Was schwierig startet entwickelt sich zu
einer spannenden und lesenswerten Geschichte mit Charakteren, die sehr gut
ausgearbeitet sind. Ich hoffe, in den folgenden Bänden wird das noch etwas
vertieft.
Titel: Pforte zur gläsernen Nacht
Reihe: Retromorphia
Autor: Claus M. Schwarz
Verlag: Selfpublisher
ISBN: 978-1791818500
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