Trolle
sind nicht gerade erwünschte oder beliebte Zeitgenossen. Aber das jemand
hingeht und diese Wesen meuchelt und dann noch versucht, diese Morde der
Qualmfee in die Schuhe zu schieben, das geht nun gar nicht.
Erasmus
Emmerich, Erfinder und Detektiv ( oder in anderer Reihenfolge) begibt sich
zusammen mit Zinoberius III und Pickator auf Spurensuche um die Unschuld seiner
Freundin zu beweisen und den wahren Übeltäter ausfindig zu machen.
Kommentar:
Bevor
in die eigentliche Geschichte eingestiegen wird, kommt Archibald Leach zu Wort.
In einer schier ausweglosen Situation erzählt er seiner treuen, schlagkräftigen
Begleiterin Sarah Goldberg die Geschichte des Messing Türknaufs, in der Erasmus
Emmerich auf Grund einer winzigen Kleinigkeit auf die Spuren eines genialen
Verbrechers kommt.
Und
als ihre Situation sich eher noch verschlimmbessert, lässt Archibald Leach noch
die Geschichte vom zinnoberroten Zinnsoldaten folgen.
Genug
Ablenkung die Sarah, die derweil versucht, ein kompliziertes Schloss zu
knacken. Für ihre genialen Fähigkeiten natürlich ein Klacks.
Markus
Cremer und Katharina Fiona Bode scheinen sich zu kennen und zu mögen, was aus
den Vorworten leicht zu erlesen ist. Beide bedienen das Genre Steampunk und
Erasmus Emmerich findet ebenfalls einen Platz in den Abenteuern des Archibald Leach.
Eine schöne und spannende Verknüpfung, die sehr unterhaltsam ist. Ich habe
zuerst das Buch von Markus Cremer gelesen aber die Hinweise auf Erasmus
Emmerich machten neugierig auf dessen Abenteuer .
Der begnadete
aber verkannte Erfinder und die Qualmfee sind ein perfektes Team. Er immerzu
mit dem Kopf in der Luft, den Banalitäten und Anforderungen des Alltags gegenüber
völlig immun. Sie mit beiden Beinen fest auf dem Boden ( natürlich nicht in
ihrer Qualmform) immerzu bedacht, ihren Freund zu beschützen.
Als
sie unter Verdacht gerät, die Trollmorde begangen zu haben, begibt sie sich zusammen
mit Zinbi auf die Fährte der wahren
Mörderin, im festen Glauben, dass der Erfinder an ihre Schuld glaubt. Da verkennt sie aber den genialen Detektiv,
der schon längst ahnt, wer für die Morde verantwortlich ist und davon ausgeht,
dass alle Mitmenschen ebensolche Schlussfolgerungen zu ziehen in der Lage sind wie
er.
Neben
Erasmus Emmerich und der Qualmfee Marie bevölkern noch einige andere skurrile
Figuren diese außergewöhnliche Erzählung. Zinoberius III, kurz genannt Zinbi
und der Pickator ohne Namen (warum hat er keinen Namen?) sind die treuen
Begleiter des Ermittlerduos.
Frau
Oppenheimer und ihre Katzen sind nicht ganz unbeteiligt an der Lösung des
Falles . Und Friedolin Kupferich, ehemals Erfinder und Maler, jetzt nur noch
Maler, ist ebenfalls in die Angelegenheit involviert.
Sowohl
Archibald Leach als auch Erasmus Emmerich sind blind gegenüber weiblichen
Verführungskünsten und immun gegen Flirtversuche. Madame Mallarmé zieht alle
weiblichen Register um Erasmus um den Finger zu wickeln. Es ist sehr amüsant zu
lesen, wie ihre unendlichen Versuche immer wieder missverstanden und falsch
interpretiert werden.
Markus
Cremer erwähnt in seinem Vorwort, dass Katharina Fiona Bode "schon morgens
mit einer Packung Wortspielen gurgelt." Auch mit Methapern spart sie nicht
und ihre Wortschöpfungen wie "Tassternoster" sind sehr treffend.
Hier
einige Beispiele
Seite
67:
"Sieh doch mal einer schau, was haben wir denn hier?" Emmerich nestelte einen kleinen eckigen Gegenstand aus der letzten zu reinigenden Ritze des Wappens und hielt ihn zwischen gespreiztem Zeigefinger und Daumen in den einzelnen Strahl, den die Sonne durch eine Schwachstelle entsandte, die sie beim Abtasten der Wolkendecke gefunden haben musste."
"Sieh doch mal einer schau, was haben wir denn hier?" Emmerich nestelte einen kleinen eckigen Gegenstand aus der letzten zu reinigenden Ritze des Wappens und hielt ihn zwischen gespreiztem Zeigefinger und Daumen in den einzelnen Strahl, den die Sonne durch eine Schwachstelle entsandte, die sie beim Abtasten der Wolkendecke gefunden haben musste."
Seite
168:
"Ein scharfes Zischen durchschnitt die Stille um diese Prävogelsingstunde und drang durch Zinbis Gehör bis in seine Zahnwurzeln. Die leiteten den Impuls des Klapperns sofort an ihre Kaustämme weiter, bis ein schrilles Gackern sie in Ermangelung der Fähigkeit in Ohnmacht zu fallen, abrupt zum Stillstand brachte"
"Ein scharfes Zischen durchschnitt die Stille um diese Prävogelsingstunde und drang durch Zinbis Gehör bis in seine Zahnwurzeln. Die leiteten den Impuls des Klapperns sofort an ihre Kaustämme weiter, bis ein schrilles Gackern sie in Ermangelung der Fähigkeit in Ohnmacht zu fallen, abrupt zum Stillstand brachte"
Seite
187:
Anschließend
folgte sie tatsächlich nach und wurde Zeugin von Emmerichs nächstem Streich,
der ihre Befürchtungen als schlichte Untertreibung auf der Besorgnisskala enttarnte
und selbst ihre Experiment erprobten Ängste das Fürchten lehren sollte. Zugegeben,
später würde die Qualmfee denken, dass diese Ausdrücke übertrieben waren, aber
wen interessierte schon nüchterner Realismus?"
Anhand
dieser Beispiele kann man erkennen, dass die Autorin wohl tatsächlich sehr kreativ
und fantasievoll zu schreiben vermag.
Ich
muss allerdings gestehen, dass mir manche Sätze zu verdrechselt waren und ich
tatsächlich ab und an den Faden verloren habe, was ist dem Lesefluss sehr
abträglich war. Natürlich machen diese Formulierungen den Reiz des Romans aus
und sie sind wirklich außergewöhnlich aber manchmal ist es einfach des Guten zu
viel. Mein beschränkter Verstand konnte mit den geistigen Höhenflügen der
Autorin nicht mehr mithalten und blieb dem Trivialen verhaftet, statt dem Außergewöhnlichen
folgen zu können. Der Leser bleibt an
den einzelnen Sätzen hängen, liest sie mehrmals, um deren verschlungenem Sinn
zu folgen und verliert somit das Gesamtbild aus den Augen. Daher ist es
eventuell sinnvoll, den Roman ein zweites Mal zu lesen. Spaß macht es sicher
und wer weiß, man als Leser noch entdeckt.
Alles
in allem fällt es mir schwer, das Buch ehrlich zu bewerten. Sprachlich ist die
Autorin eine wahre Künstlerin, die es an Wortwitz nicht fehlen lässt.
Nichtsdestotrotz haben mir die burschikose Sarah Goldberg und Archibald Leach
eher zugesagt. Letztendlich bleibt es aber jedem selber überlassen, am besten, man
liest einfach beide Bücher und hat viel Spaß.
Titel:
Erasmus Emmerich und die Maskerade der Madame Mallarmé
Reihe:
Erasmus Emmerich
Autor:
Katharina Fionda Bode
Verlag:
Art Skript Phantastik. TB, 259 Seiten
ISBN:
9783945045046
Hallo Petra,
AntwortenLöschendas hört sich dennoch sehr fantasievoll an, das mag ich ja! Aber bei deinen ausgewählten Zitaten fiel es mir auch schwer, den Faden zu behalten. Das ist leider nichts, was man abends lesen kann, wenn das Hirn schon ein wenig müde ist.
Aber reizen tut mich diese Welt schon.
LG
Daniela
Daniela: dann würde ich Dir wirklich Archibald Leach empfehlen. Das ist absolut toll. Mir hat es mehr gelegen, weil es nicht ganz so verderechselt war. Aber Emmerich hat schon seinen Flair und Charme
AntwortenLöschenHallo Petra,
AntwortenLöschenhm, geht das in Richtung "Steampuk" ??
Cover schaut zumindest so aus...
LG..Karin...
hallo Karin,ja, das ist Stemapunk. Ich habe ja immer in den labels stehen, um was für eine Unterkategorie es sich handelt. Der Art Skript Phantastik Verlag hat sehr viel Steampunk im Programm, die werde ich mir wohl alle nach und nach zulegen
AntwortenLöschenHallo Petra,
AntwortenLöschengut zu Wissen lese ich nämlich auch sehr gerne..LG..Karin...