Ich
habe das Buch " Der schwarze Garten" von Dorothe Zürcher schon vor
vier Wochen beendet, fühlte mich aber nicht in der Lage, eine Rezension zu
schreiben. Nicht, weil es schlecht oder langweilig war, eher das Gegenteil.
Aber der Inhalt lässt sich einfach nicht in kurzen Worten zusammen fassen.
Jedes Wort verrät zu viel oder weist auf Ereignisse hin, die man sich erlesen
sollte.
Wie
die Autorin am Ende ihres Buches selbst schreibt: In diesem Roman kommen
sechzehn Legenden und Sagen vor, die zumeist in Zürich und der näheren Umgebung
spielen. Ich war noch nie in Zürich aber nach dem lesen dieser Lektüre möchte
man sofort in den Zug steigen und die Stadt erkunden. Am besten auf den Spuren
Carina Degiessers, der Protagonistin.
Carina
ist eine junge Frau, die das Erbe ihrer Familie und ihre eigene Macht ablehnt.
Ihr Vater der Meister über den schwarzen Garten, der schon seit Jahrhunderten
existiert. Wie das Attribut "schwarz" schon erkennen lässt, ist es
keine lichte Magie, über die man verfügt, wenn man den Garten verwaltet.
Eigentlich ist die junge Frau als Erbin, möglicherweise aber auch als nächstes
Opfer des Gartens vorgesehen. Um die Macht ihres Vaters und die des Gartens zu
brechen unternimmt einen waghalsigen Schritt, was zu dem Tod ihres Vaters führt.
Die Polizei verdächtigt sie und ihren Bruder, etwas mit dem Tod des Vaters zu
tun zu haben aber es liegen keinerlei Beweise vor.
Sie
überlässt die väterliche Villa ihrem Bruder Elio , der eine Familie gegründet
hat und dessen dunkle Kräfte bei weitem nicht so stark sind, wie die seiner
Schwester.
Sie
vermisst nichts und niemanden, außer Eranz, der als Butler fungiert, der aber
über eine Tiefe verfügt, die der Geschichte eine besondere Note verleiht.
Wie
gesagt, mir fehlten einfach die Worte, um diese Geschichte und ihre
Besonderheiten zu würdigen.
Ich
habe im Urlaub einige Romane aus dem 18. und 19. Jahrhundert gelesen, in denen
oft das Wort *schaurig* fiel. Vieles an diesem Roman erinnert an diese leicht
schaurig gruseligen Romane der damaligen Zeit, obwohl er hochmodern ist und
sich auch einer modernen Sprache bedient. Der Autorin ist hier der Kniff
gelungen, diese damals sehr beliebte Art der Unterhaltung in eine neue und
moderne Fassung zu bringen. Die Geschichte hat mich genauso angerührt und leicht
gegruselt, wie diese alten Romane wie z.B. die von Wilkie Collins, auch wenn hier
wirklich alles im 21 Jahrhundert spielt. Der Einfluss der alten Sagen und
Legenden, welche die Autorin heranzieht, lässt sich nicht leugnen.
Die
Geschichte wird in der ICH-Firm erzählt, dadurch ist uns die junge
Protagonistin sehr nahe. Sie ist alleine, eine Rückkehr in die Villa wäre eine
Rückkehr in den Garten und unter seinen Einfluss. Ihre Gabe, ihre ganze
Wesenheit unterscheidet sie aber deutlich von den anderen Menschen und isoliert
sie von ihnen. Mit jeder Zeile des Buches merkt man, dass die junge Frau ihre
Stadt Zürich liebt. Sie ist der Nabel der Welt, Heimat und Leben. Als die Stadt
in Gefahr gerät, unternimmt Carina alles, um Zürich vor dem Untergang zu bewahren.
Kann sie, die ihr Erbe abgelehnt und verleugnet hat, nun die Hilfe von Menschen
und anderen Wesen einfordern, um die Stadt zu retten?
Sprachlich
ist das Buch ebenfalls sehr gelungen. Da die Autorin aus der Schweiz stammt,
gibt es einige Begriffe und Wendungen, die wir in Deutschland nicht kennen.
Dies gibt dem Buch aber eine besondere Note und einen gewissen Charme.
Diesmal
steht das Glossar zu Beginn des Buches und ich habe es mir vor der Lektüre
durchgelesen, was sehr hilfreich war. Eine gute Idee ist auch der kleine
Stadtplan hinten im Buch auf dem Cover.
Einzig
das Cover gefällt mir nicht so gut, dass es keinerlei Hinweis auf die Art der
Geschichte gibt. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass es sich um eine
moderne Schauergeschichte bzw. Fantasygeschichte handelt, hätte ich lediglich
das Cover gehabt, um etwas über das Buch erraten. Mit 222 Seiten ist dieses
Buch genau richtig, es gibt keine Ausschweifungen oder Ausschmückungen, alles
folgt einer klaren Erzähllinie.
Für
mich ein kleiner Geheimtipp einer jungen Autorin aus unserem Nachbarland
Schweiz. Man sollte öfters mal über die Grenzen schauen. Und Zürich werde ich
nach dieser Geschichte auf jeden Fall einmal besuchen, zumal es ja nicht weit von mir ist.
Danke
an die Autorin für das Rezensionsexemplar und die Geduld.
Nachtrag:
Mittlerweile gibt es eine zweite Auflage mit einem neuen Cover, ich stelle es
ebenfalls ein.
Titel:
Der schwarze Garten
Autorin:
Dorothe Zürcher
Verlag:
KaMeRu Verlag Zürich, TB 222
ISBN:
9783906085455 (alt)
978-3-9524849-0-6
(neu)
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