Kalix MacRinnalch ist eine junge
Werwölfin, die sich als Obdachlose in London durchschlägt. Nachdem ihr Vater,
der Fürst der schottischen Werwölfe, von ihrer Affäre mit Gawain erfahren hat,
wird dieser aus dem Clan verbannt. Das treibt Kalix, die schon immer unter
ihrer despotischen Familie zu leiden hatte, so zur Weißglut, dass sie ihren Vater
angreift und schwer verletzt. Eigentlich sollte es nicht möglich sein, dass ein
junger Werwolf den Fürsten des Clans verletzen kann. Aber Kalix ist etwas
besonderes. Sie wurde in einer Vollmondnacht als Wolf geboren, während ihre Mutter Werwolfgestalt angenommen hatte.
Das ermöglicht es Kalix, sich auch unabhängig vom Mondzyklus verwandeln zu
können und sie verfügt über weitaus größere Kräfte, als ihr schmächtiger Körper
vermuten lässt. Nach ihrer Attacke auf ihren Vater muss die junge Frau fliehen,
verfolgt von ihrer Familie und den Jäger der Gilde, die es sich zur Aufgaben
gemacht haben, alle Werwölfe zu eliminieren.
Kalix schlägt sich mehr schlecht als
recht durch das Leben, sie ist depressiv, bulemisch und sehr einsam. Sie
versucht mehrmals, sich das Leben zu nehmen aber für einen Werwolf, dessen
Selbstheilungskräfte immens sind, ist das nicht einfach. Als sie eines Tages
von ihren Verfolgern gestellt wird, wird sie von zwei jungen Menschen gerettet.
Daniel und Moonglow. Die beiden ahnen nicht, wie sehr sich ihr Leben durch die
Bekanntschaft mit Kalix ändern wird. Sie werden in eine Familienfehde
hineingezogen, lernen fremdartige Wesen kennen und erfahren, wie wichtig das
passende Outfit zur passenden Zeit ist.
Kommentar:
Obwohl das Buch den Titel: Kalix,
Werwölfin von London trägt, spielt Kalix hier nicht unbedingt die Hauptrolle.
Der Autor präsentiert uns eine Masse an skurrilen und abgedrehten Personen, so
dass es schwer fällt, sich auf ein Wesen zu konzentrieren. Obwohl ich keine
Vampir- und Gestaltwandler Romane mag, habe ich dieses Buch gelesen, weil der
Autor normalerweise ein Garant für absolut witzige und überraschende
Unterhaltung ist. Hier sind Ansätze seines Genies zu erkennen doch reicht Kalix
bei weitem nicht an die Turai Saga oder an die Elfen von New York heran.
Die Familie der MacRinnalchs ist ein
Clan voller merkwürdiger Typen. Sarapen und Markus sind Brüder von Kalix und
verkörpern sehr gegensätzliche Charaktere. Sarapen ist der ältere Bruder, der
somit Anspruch auf die Nachfolge des Fürsten hat.Er ist derb, brutal und sehr
einfach gestrickt. Seine Mutter bevorzugt jedoch Markus, den jüngeren Sohn, der
die Werwölfe in eine neue und moderne Zukunft führen möchte. Nach dem Tod des
Fürsten kommt es bei der Wahl um die Nachfolge zu einem Eklat, als Sarapen
nicht die notwendige Stimmen im Rat für sich gewinnen kann, was zu einem
blutigen Konflikt führt. Nun sind plötzlich die Stimmen der Ratsmitglieder
gefragt, die an der Abstimmung nicht teilgenommen oder sich enthalten haben: Zwei Cousinen von Kalix, deren Namen man in der Familie nicht
ausspricht (sorry aber das war schon vor Harry Potter) Butix und Delix, auch
genannt Beauty und Delicious, zwei durchgeknallte Rockröhren, die ihre Tage im
Suff und Drogenrausch verbringen und es bisher nicht geschafft haben, ihre
Talente in eine Musikerkarriere umzusetzen. Thrix, die ältere Schwester von
Kalix, die dabei ist, sich ein Modeimperium aufzubauen und keinen Kontakt zu
ihrer Familie wünscht. Seit sie sich mit der Feuerkönigin Malveria angefreundet
hat, erlebt ihr Modehaus einen erheblichen Aufschwung, ist diese doch verrückt
nach außergewöhnlichen Kreationen der menschlichen Mode und lässt dafür gutes
Gold springen.
Dazu gesellen sich die beiden Menschen
Daniel und Moonglow, sowie Agrivex, eine junge Hiyastas, Prinzessin Kabechtka,
eine Erzfeindin Minervas und Dominil, die weiße Wölfin.
Leider nervt die Liebesgeschichte um
Kalix und Gawain sehr und sie ist so klischeehaft vorhersehbar:
A liebt B.
A wird verbannt und verschwindet.
B leidet, verfällt in Depressionen und
verliert allen Lebensmut.
Als A zurückehrt und sich endlich zu B
bekennen will, sieht er, wie B gerade C küsst. Natürlich ist das ein völlig
unverfänglicher Kuss aber das kann A ja nicht wissen.
Geknickt zieht A mit eingezogenem
Schwanz (immerhin ist er ein Werwolf) von dannen.
In seinem Kummer beginnt A eine Affäre
mit D.
A und B treffen sich wieder, schwören
sich ewige Liebe, da erfährt B von der Affäre A's mit D und sie verlässt A.
Tragisch tragische Liebe aber leider
wirklich nerv tötend, zumal Kalix immer wieder in wehleidiges Selbstmitleid
verfällt, sich Verletzungen zufügt und
in Essenstreik tritt.
Davon abgesehen sprüht das Buch allerdings
vor verrückten und unterhaltsamen Ideen. Minerva ist für mich das absolute
Highlight. Verrückt nach schrillen und glamourösen Outfits, verfällt sie jedes
Mal in einen Heulkrampf, wenn ihre Kleider in ihrer Dimension von Prinzessin
Kabechtka übertrumpft werden. Sie fordert Thrix auf, ihr zu einer Jahresfeier
eine ganz besondere Garderobe zu entwerfen, um die vorlaute Prinzessin ein
für allemal mundtot zu bekommen. Bald müssen Thrix und die Feenkönigin
feststellen, dass sie ausspioniert werden, denn die arrogante Prinzessin ist Minerva
jedes Mal einen Schritt voraus. Das Feuerköniginnen in ihrer Wut oder ihrem
Frust leicht mal in Flammen aufgehen, hilft den Kleidern, die sie tragen, natürlich
auch nicht unbedingt.
Um dem Spion zu entgehen, verstecken die
beiden Frauen die neuesten Kreationen auf dem Speicher von Daniel und Moonglows
Wohnung und für die beiden Studenten beginnt das Abenteuer ihres Lebens.
Die Übersetzung des Buches ist nicht
sonderlich gelungen. Die Sätze sind sehr einfach gehalten und teilweise etwas
holperig. Und es nervt, dass erklärte Fakten mehrmals wiederholt werden. Das
zieht den Roman erheblich in die Länge und stört den Lesefluss. Man weiß nach
einigen Seiten, dass Daniel sich nach Moonglow verzehrt, dass Kalix Sehnsucht
nach Gawain hat und Essen verweigert, dass Thrix keinen Kontakt zu ihrer Familie
möchte und welche Haarfarben Butix und Delix haben. Es ist nicht hilfreich für
den Roman, diese Tatsachen immer und immer zu widerholen.
Delix und Butix erinnern ein bisschen an
die zwei durch geknallten Elfen in New York und einige Figuren lassen einen
Hauch dessen erkennen, was in Turai zur Perfektion gemeistert wurde. Doch es reicht nur für 6 von 10 Sternen.
Titel: Kalix, Werwölfin von London
Autor: Martin Millar
Übersetzung: Eva Kemper
Verlag: Fischer, TB, 752 Seiten
ISBN: 978-3596184965
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Achtung Datenschutz! Mit dem Abschicken des Kommentars nehme ich zur Kenntnis und bin einverstanden, dass meine Daten von Blogspot gespeichert und weiterverarbeitet werden!