Zu dem schmerzhaften Pochen in seinem
Schädel gesellt sich das Nerv tötende Klopfen an seiner Haustür. Keine
erfreuliche Mischung, um einen neuen Morgen zu beginnen. Noch schlimmer wird
es, als Harry die Tür öffnet und ihm sein Erzfeind Morgan schwer verletzt in
die Arme fällt.
"Sie sind hinter mir her",
kann Morgan noch murmeln. ehe er in Ohnmacht fällt.
Ein schwer verletzter Magier hinter dem
der weiße Rat her ist, das bedeutet nichts Gutes. Das weiß Harry Dresden aus eigener Erfahrung,
war es doch Morgan, der ihn jahrelang verfolgt und verdächtigt hat.
Da Harry Dresden nun einmal einen
Dickschädel hat und Morgan für absolut integer, wenn auch unausstehlich hält,
verspricht er, ihm zu helfen. Morgan wurde des Mordes an einem Mitglied es weißen
Rates beschuldigt. Er wurde mit der Tatwaffe in der Hand über dem Opfer gebeugt
gefunden und weitere Indizien weisen eindeutig auf Morgan als Täter hin.
Harry besorgt sich die Fallakte und übergibt
sie Karren Murphy, der sofort eine Ungereimtheit auffällt, die den Zauberern entgangen
ist. Weder beim Angriff noch bei der
Verteidigung wurde Magie verwendet, noch wurde der Todesfluch ausgestoßen,
obwohl das Opfermehr mehr als genug Zeit dafür gehabt hätte.
Als im Interne für die Ergreifung des
flüchtigen Magier eine Belohnung über fünf Millionen Dollar ausgesetzt wird,
sind plötzlich Gott und die Welt hinter dem Flüchtigen her. Da hilft nur noch
ein Pakt mit dem Teufel und Harry Dresden bittet Lara Raith um Hilfe. Nicht zum
ersten Mal, doch dieses Mal bekommt Luccio das Arrangement mit. Und sie erfährt
noch mehr Geheimnisse über Harry Dresden, die dieser bisher sorgfältig vor dem
weißen Rat verborgen hat. Wird sie als Kommandantin reagieren oder als Freundin
handeln?
Eine anonyme Quelle informiert den
weißen Rat darüber, dass Harry den Flüchtigen versteckt hält. Das erste
Versteck wird schnell gefunden, zu schnell, wie Harry findet. Er entdeckt, das
ein Privatdetektiv auf ihn angesetzt wurde, der seinen Spuren folgt und
Informationen an den Feind weiter gibt. Doch wer ist der Auftraggeber und wer
steckt hinter der Falle, die Morgan gestellt wurde? Eigentlich kann es sich nur um einen Verräter
aus den eigenen Reihen handeln, denn niemand anderes könnte in der Bastion des
weißen Rates so nahe an einen Magier heran kommen, um ihn zu töten. Misstrauen
und Zweifel prägen die Untersuchung, doch Harry hat treue Freunde an seiner
Seite, die ihm bei seiner Untersuchung helfen. Allen voran Molly und Mouse.
Doch Molly ist nicht nur eine Hilfe sondern auch eine große Gefahr. Morgan
traut Molly nicht über den Weg und provoziert sie unentwegt und Molly hasst
Morgan für das, was er Harry angetan hat. Keine gute Kombination an Verbündeten, wie
Harry bald feststellen muss. Aber er muss nehmen, was er bekommen kann, sind
doch Thomas und Michael nicht verfügbar.
Kommentar:
In diesem elften Band rückt Molly Carpenter
etwas mehr in den Fokus des Lesers. Sie hat sich zu einer jungen Frau
entwickelt, auf die Harry stolz sein kann. Doch sie hat ihre Emotionen noch
nicht im Griff und lässt sich von Morgan immer wieder aus der Reserve locken. Sehr
amüsant sind die Beschreibungen, wie Mouse in diese Auseinandersetzungen
eingreift und alle zur Räson bringt. Kompliziert wird es, als Luccio erfährt,
wo sich Morgan versteckt. Sie muss sich zwischen ihrer Aufgabe als Kommandantin
und ihrer Zuneigung zu Harry entscheiden. Der weiße Rat steht vor einer Zerreißprobe:
Hardliner gegen Erneuerer. Alte Strukturen gegen neue Ideen.
Lara Raith ist eine ambivalente
Verbündete. Doch da Thomas verschwunden ist und sie Verräter an ihrem Hof
vermutet, unterstützt sie Harry erneut bei seinen Ermittlungen. Sie weiß, dass
er alles unternehmen wird, um seinen Bruder zu retten und das er Möglichkeiten
hat, über die sie nicht verfügt. In diesem Band gibt es ein Wiedersehen mit
Billy und Georgia sowie ihrem Werwolfrudel.
Es ist schön, wie der Autor Figuren aus
vorherigen Bänden erneut in eine Geschichte einbringt. Er gibt diesen Gestalten Raum sich zu
entwickeln, sie wirken nie eindimensional oder langweilig und ihre Entwicklung
scheint nie unlogisch sondern passt perfekt und den Handlungsrahmen. Er schlägt
weite Bogen zu vorherigen Bänden und bringt dem Leser in Erinnerung, warum man
dieser Reihe treu bleibt. Jim Butcher widerholt sich nicht, sondern schafft von Band zu Band eine
Steigerung, bringt immer wieder neue
Ideen und überraschende Wendungen. Dabei scheut er sich auch nicht, die Figuren
leiden zu lassen, denn das Leben besteht nicht immer nur aus Happy End. Doch
bei all dem Leid, das seinen Figuren teilweise widerfährt, vergisst er nie den
augenzwinkernden, teils boshaften Humor.
Mouse entwickelt sich so langsam zu
meiner Lieblingsfigur. Mit so einem Hund an seiner Seite braucht kein Mensch
mehr jemals Angst zu haben.
Einziger Wermutstropfen ist die
schlechte Qualität des Papiers, es ist sehr dünn und man kann das Buch nicht
lesen, ohne Leserillen zu verursachen oder es rund zu lesen. Auch die
Veröffentlichungspolitik der Bände erschließt sich dem Leser nicht, Termine
werden immer wieder verschoben, so auch beim neuesten Band
Fazit:
Eine gelungene Fortsetzung. Obwohl die
Serie sich mittlerweile über 11 Bände erstreckt, wirkt sie frisch und jung wie
am ersten Tag. Ein Tröster an schlechten Tagen, wenn kein anderes Buch mehr zu
fesseln vermag.
10 von 10 Punkten
Titel: Verrat
Reihe: Harry Dresden Band 11
Autor: Jim Butcher
Verlag: Feder & Schwert, TB, 640
Seiten
ISBN: 978-3867621106
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