28 Dezember 2024

Der Geschichtenbäcker von Carsten Henn

Sophie und Florian sind das perfekte Paar. Sie ist eine Balletttänzerin auf dem Höhepunkt ihrer Karriere und er ein Choreograph am Staatstheater.
Doch es ist nur ein kleiner Schritt bis zum Absturz. Sophie verletzt sich und kann nicht mehr tanzen. Für sie bricht eine Welt zusammen, denn tanzen war ihr Leben, tanzen hat sie und Florian verbunden.
Sophie zieht sich immer mehr zurück, stößt Florian von sich, der das Verhalten seiner Frau nicht verstehen kann. Er ist der Meinung, dass Sophie durchaus noch als Ballettlehrerin arbeiten kann oder in einer anderen Funktion am Theater. Doch tanzen ist Sophies Leben, ohne Tanz hat das Leben keinen Sinn mehr. Se fühlt sich leer und verloren.
Als das Arbeitsamt ihr die Zahlung des Arbeitslosengeldes verweigert, muss Sophie notgedrungen einen Job finden und so landet sie in der Bäckerei von Giacomo. Er behandelt Sophie wie sein Brot, Mit Verständnis, Liebe und Geduld. Doch reicht es, um ihren Panzer zu brechen und ihr neuen Lebensmut zu geben ?
 
Kommentar:
Ich habe den Buchspazierer geliebt aber Giacomo ist unübertroffen. Was für eine wunderbare Figur hat Carsten Henn da nur geschaffen? Ich könnte das halbe Buch zitieren, denn Giacomos Weisheiten sind so einfach, treffen aber mitten ins Herz.
Sophie hat alles verloren was sie geliebt hat und nun ist sie dabei, auch Florian zu verlieren. Ihre abweisende Art macht es ihm nicht leicht, zu ihr durchzudringen. Alle Versuche seinerseits, die Ehe zu retten, sind fruchtlos. Ich fand seine Ideen teilweise so süß, die sollte man mal dezent dem eigenen Freund oder Ehemann unterjubeln.
Sophie brüskiert sogar ihre Nachfolgerin, als sie bei der Premiere eines neuen Stücks das Theater verlässt. Sie möchte nicht sehen, wie jemand anderes ihre Rollen tanzt.
Ich kann sie auf eine Art verstehen. Wenn man etwas so liebt, wie Sophie das Ballett und wenn einem dieser Lebensinhalt genommen wird, fühlt man eine große Leere. Diese muss nun gefüllt werden aber Sophie weiß nicht wie.
Giacomo sieht in Sophie eine Bäckerin und gibt ihr eine Chance. Er lebt Brot, alle seine Weisheiten stehen im Zusammenhang mit Brot, alle seine Vergleiche beziehen sich auf Teige und Brote. Ich dachte zuerst, dass der Autor das nicht durchhalten kann, dass ihm irgendwann keine Brotweisheit mehr einfällt, aber da habe ich mich geirrt.
Und auch sonst findet er wunderschöne Worte: "Es war eine von den guten Umarmungen, die nicht nur mit den Armen, sondern auch mit dem Herzen durchgeführt wurden.“ (Seite 93)

„Das Leben ist wie ein Brot. Ein frisches Brot ist knackig und hat Spannkraft. Mit der Zeit wird es weicher, aber der Geschmack, der wird intensiver. Mancher schätzt das nicht und will das Knusprige zurück, aber älteres Brot hat mehr Tiefe.“ (Seite122)

Und auch ein Kind spielt in diesem Buch wieder eine Rolle. Davon erzähle ich aber nichts.
Ich hatte vorher noch das Apfelblütenfest gelesen. Das gefiel mir nicht so, weil es zu vorhersehbar war. Das kann man bei diesem Buch nicht behaupten.
Immer wieder lässt sich Sophie in ihre depressive Phase fallen, negiert alles, stößt alles und jeden von sich fort. Manchmal möchte man sie schütteln uns sagen: Das Leben ist wie ein Brot, der Teig muss lange gehen, mit Liebe behandelt werden, dann entsteht das perfekte Brot. 
 
Fazit:
Wunderbare Figuren, eine zu Herzen gehende Geschichte und Brotweisheiten ohne Ende. Ich liebe Brot, ich esse selten mal Brötchen. Jetzt esse ich das Brot noch bewusster und denke über die Weisheiten des Giacomo nach.
 
Titel: Der Geschichtenbäcker
Autor: Carsten Henn
Verlag; Piper, Hardcover, 252 Seiten
ISBN: 97834920771345

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