Sophie und Florian sind das perfekte
Paar. Sie ist eine Balletttänzerin auf dem Höhepunkt ihrer Karriere und er ein Choreograph
am Staatstheater. Doch es ist nur ein kleiner
Schritt bis zum Absturz. Sophie verletzt sich und kann nicht mehr tanzen. Für
sie bricht eine Welt zusammen, denn tanzen war ihr Leben, tanzen hat sie und
Florian verbunden.
Sophie zieht sich immer mehr
zurück, stößt Florian von sich, der das Verhalten seiner Frau nicht verstehen
kann. Er ist der Meinung, dass Sophie durchaus noch als Ballettlehrerin
arbeiten kann oder in einer anderen Funktion am Theater. Doch tanzen ist
Sophies Leben, ohne Tanz hat das Leben keinen Sinn mehr. Se fühlt sich leer und
verloren.
Als das Arbeitsamt ihr die
Zahlung des Arbeitslosengeldes verweigert, muss Sophie notgedrungen einen Job
finden und so landet sie in der Bäckerei von Giacomo. Er behandelt Sophie wie
sein Brot, Mit Verständnis, Liebe und Geduld. Doch reicht es, um ihren Panzer
zu brechen und ihr neuen Lebensmut zu geben ?
Kommentar:
Ich habe den Buchspazierer
geliebt aber Giacomo ist unübertroffen. Was für eine wunderbare Figur hat Carsten
Henn da nur geschaffen? Ich könnte das halbe Buch zitieren, denn Giacomos
Weisheiten sind so einfach, treffen aber mitten ins Herz.
Sophie hat alles verloren was
sie geliebt hat und nun ist sie dabei, auch Florian zu verlieren. Ihre
abweisende Art macht es ihm nicht leicht, zu ihr durchzudringen. Alle Versuche
seinerseits, die Ehe zu retten, sind fruchtlos. Ich fand seine Ideen teilweise so
süß, die sollte man mal dezent dem eigenen Freund oder Ehemann unterjubeln.
Sophie brüskiert sogar ihre
Nachfolgerin, als sie bei der Premiere eines neuen Stücks das Theater verlässt.
Sie möchte nicht sehen, wie jemand anderes ihre Rollen tanzt.
Ich kann sie auf eine Art
verstehen. Wenn man etwas so liebt, wie Sophie das Ballett und wenn einem dieser
Lebensinhalt genommen wird, fühlt man eine große Leere. Diese muss nun gefüllt
werden aber Sophie weiß nicht wie.
Giacomo sieht in Sophie eine
Bäckerin und gibt ihr eine Chance. Er lebt Brot, alle seine Weisheiten stehen
im Zusammenhang mit Brot, alle seine Vergleiche beziehen sich auf Teige und
Brote. Ich dachte zuerst, dass der Autor das nicht durchhalten kann, dass ihm irgendwann
keine Brotweisheit mehr einfällt, aber da habe ich mich geirrt.
Und auch sonst findet
er wunderschöne Worte: "Es war eine von den guten Umarmungen, die nicht nur mit
den Armen, sondern auch mit dem Herzen durchgeführt wurden.“ (Seite 93)
„Das Leben ist wie ein Brot. Ein frisches Brot ist knackig und hat Spannkraft. Mit der Zeit wird es weicher, aber der Geschmack, der wird intensiver. Mancher schätzt das nicht und will das Knusprige zurück, aber älteres Brot hat mehr Tiefe.“ (Seite122)
Und auch ein Kind
spielt in diesem Buch wieder eine Rolle. Davon erzähle ich aber nichts.
Ich hatte vorher noch
das Apfelblütenfest gelesen. Das gefiel mir nicht so, weil es zu vorhersehbar
war. Das kann man bei diesem Buch nicht behaupten.
Immer wieder lässt sich
Sophie in ihre depressive Phase fallen, negiert alles, stößt alles und jeden
von sich fort. Manchmal möchte man sie schütteln uns sagen: Das Leben ist wie
ein Brot, der Teig muss lange gehen, mit Liebe behandelt werden, dann entsteht
das perfekte Brot.
Fazit:
Wunderbare Figuren,
eine zu Herzen gehende Geschichte und Brotweisheiten ohne Ende. Ich liebe Brot,
ich esse selten mal Brötchen. Jetzt esse ich das Brot noch bewusster und denke
über die Weisheiten des Giacomo nach.
Titel: Der Geschichtenbäcker
Autor: Carsten Henn
Verlag; Piper,
Hardcover, 252 Seiten
ISBN: 97834920771345
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