Niemand weiß so genau, warum
die Elben nach 3000 Jahren des Friedens plötzlich die Grenze überqueren und die Menschen
angreifen. Es ist kein Eroberungsfeldzug, sondern ein Vernichtungszug. Die
Elben verfügen über Magie und Drachen ähnlichen Geschöpfen, die aus der Luft
Tod und Vernichtung bringen. Modina unternimmt alles, um ihr Volk zu schützen
aber es scheint aussichtslos.
Arista erinnert sich an die
Worte des Magiers Esrahaddons: Findet das Horn von Gylindora. Das befindet sich
allerdings in der verschollenen Stadt Percepliquis. Also machen sich die
Gefährten auf, dieses Horn zu finden, in der Hoffnung, dass es die Elben
stoppen kann.
Ich möchte nicht mehr zum Inhalt
sagen. Es handelt sich um einen Band sechs, dem Abschlussband dieser Reihe und
natürlich laufen alle Fäden zu einem krönenden Abschluss zusammen. Zu Band zwei
bis fünf habe ich keine Rezension verfasst. Die Geschichte ist aus einem Guss
und setzt sich von Band zu Band nahtlos fort, man kommt somit in Versuchung, zu
viel zu verraten.
Ich habe alle sechs Bände in acht
Tagen gelesen, das verrät wohl schon alles, Tolle Charaktere, eine spannende
Handlung, die einfach nie langweilig wird und immer neue Überraschungen bietet,
alles von Wolfram Ströle gut ins Deutsche übersetzt.
Ich stelle noch einmal die
Hauptcharaktere vor, es sind sehr unterschiedliche Personen und es ist schon
erstaunlich, dass sie sich zusammengefunden haben (mehr oder weniger freiwillig) , um diese Mission zu
bestreiten.
Ein Dieb, ein Söldner, ein
König, eine Prinzessin, ein Ritter, ein
Zwerg, ein Mönch und ein Nationalist.
Ihn nenne ich zuerst, weil ich
ihn einfach von Anfang an mochte. Aufgewachsen in einem kleinen Gutsdorf. Sein
Vater war der Schmied des Dorfes und es war sein Wunsch, dass sein Sohn eines
Tages die Schmiede übernimmt. Aber nicht nur in der Schmiedekunst hat er seinen
Sohn unterwiesen, sondern auch in einer Kampfkunst, die heute kaum noch ein
Mensch in Elan beherrscht. Somit ist Hadrian der Kämpfer der Riyria. Hadrian
verdingt sich als Söldner und hat auch als Gladiator gekämpft. Bis der Zauberer
Arcadius ihn vor zwölf Jahren mit Royce zusammenbrachte, waren beide
Männer Einzelkämpfer. Hadrian ist ein ehrlicher Mensch. Er ist bereit, Menschen in Not
zu helfen, auch, wenn nicht immer etwas für ihn dabei herausspringt. So lernen
sie auch Thrace kennen. Oft zweifelt Hadrian an sich, er hat im Leben nicht
viel erreicht und er fragt sich daher oft, was der Sinn seines Lebens ist.
Er kennt solche Zweifel nicht.
Royce ist ein Überlebenskünstler, er hat keine Skrupel, einen Gegner zu töten,
der ihm und seiner Sache im Weg steht. Er hat keine Gewissensbisse. Er ist ein
einsamer, zorniger und verbitterter Mann, bis er Hadrian kennenlernt. Zuerst hält
er nichts von der Idee eines Partners und er macht Hadrian das Leben sehr
schwer. Aber Hadrian ist niemand, der einfach aufgibt und nach und nach gewinnt
er den Respekt des Diebes. Und als Gwen deLancy in Royce Leben tritt, scheint
so etwas wie Glück möglich. Sie ist sein Anker und Halt im Leben, er beginnt
sich zu öffnen und vertraut ihr. Royce ist ein talentierter Fassadenkletterer
und Türöffner. Nur von Zwergen geschaffene Schlösser vermag er kaum zu knacken
und er hasst Zwerge. Royce ist ein stiller in sich gekehrter Mann, der
geradewegs auf sein Ziel zugeht, ohne Rücksicht auf Verluste.
Ein Mönch mit einem
eidetischen Gedächtnis. Als dritter Sohn des Hauses Lanaklin wurde er im Alter
von vier Jahren in ein Kloster gesteckt und hat dieses seitdem nicht mehr
verlassen. Seine Liebe gehört den Büchern, hat er ein Buch gelesen, vergisst er
es nicht mehr. Dieses Talent ist von unschätzbarem Wert auf der Suche nach der
versunkenen Stadt und dem Horn. Für mich ist er eine der lebenswertesten Figuren
in dieser Romanreihe. Sein Staunen über die Welt rührt einem das Herz, er sieht
in jedem Blatt und in jedem Baum etwas Faszinierendes. Er ist der ruhende Pol
der Gemeinschaft, ein Mensch, der immer die richtigen Worte findet, um andere
aufzubauen. Gerade in diesem letzten Band wird das sehr deutlich.
Alric und Arista Essendon
Alric wird König von Melengar,
als sein Vater brutal ermordet wird. Der junge Mann ist noch nicht bereit für
die Krone. Er weiß, dass nun der Ernst des Lebens beginnt und er all seine
Träume aufgeben muss, um das Reich zu regieren. Arista und er standen sich
nicht nahe, er verdächtigt sogar seine Schwester, an der Ermordung an König
Amrath beteiligt gewesen zu sein. Obwohl er relativ unerfahren im Kampf ist, unternimmt
er alles, um sein Königreich zu retten. Er wirkt, im Gegensatz zu den anderen
Charakteren, etwas blass.
Arista ist eine etwas
aufbrausende, störrische Person, die sich den Zwängen, die einer Prinzessin
obliegen, nicht beugen will. Ihr Freiheitsdrang ist immens und sie ist sehr
gebildet. Alric ernennt sie zu seiner Botschafterin und so kann Arista durch
die Länder Elans reisen. Sie versucht, andere Herrscher für eine Allianz gegen
die Imperialisten zu überreden. Kein leichtes Unterfangen. Schon bald hat sie
nichts mehr von einer Prinzessin. Sie wird verraten, gefangen genommen oder
entführt und immer wieder trifft sie auf Hadrian und Royce. Ich konnte ihren
Freiheitsdrang gut verstehen und ihre Entwicklung hat mich am meisten
überrascht. Eine tolle und starke Frauenfigur.
Mauvin Pickering
Er ist der älteste Sohn des
Grafen Pickering und somit sein Erbe. Die Familie Pickering besitzt ein
besonderes Schwert, was sie im Zweikampf fast unbesiegbar macht. Wie auch
Hadrian, wird Mauvin in einer besonderen Kampfkunst ausgebildet, die im Hause
Pickering traditionell gelehrt wird. Mauvin muss mit ansehen, wie sein Bruder
von Inquisitor Gaunt ermordet wird und schwört danach dem Schwert ab. Als aber
sein Freund Alric und dem ganzen Reich Gefahr droht, kann er seinen Schwur
nicht mehr halten und begibt sich mit seinen Freunden auf die Suche nach dem
Horn. Als Kinder haben Alric und Mauvin immer davon geträumt, die verschollene
Stadt Percepliquis zu finden. Nun geht ihr Traum in Erfüllung aber anders als
gedacht.
Magnus der Zwerg
Eine sehr ambivalente Figur.
Ein Zwerg mit einem (begründetem) Hass auf die ganze Menschheit. Ein Verräter, Lügner und
Betrüger und ein Mörder. Royce hasst diesen kleinen Kerl und oft muss Hadrian
ihn davon abhalten. Magnus zu töten. Aber bei der Suche nach einer verschollenen
Stadt und unterirdischen Wegen, ist ein Zwerg ein nützliches Mitglied der
Gesellschaft. Modina bietet ihm Erlassung sämtlicher Strafen, wenn er die
Truppe auf ihrer Suche begleitet.
Degan Gaunt
sicherlich hat er seinen Platz
in der Geschichte aber er ist einfach nur ein nerviger, egoistischer, feiger
Typ, der allen auf die Nerven geht, sowohl der Gemeinschaft als auch den
Lesern. Aber er hat seinen Nutzen erfüllt seine Rolle.
Es sind noch 5 Jungens als Aufpasser für die Pferde und zwei Seeleute bei dieser Reise dabei. Die wiederkehrenden Charaktere wie Minte oder Will machen diese Serie zu etwas besonderem. Der Blick wird nicht nur auf die Helden gelenkt sondern auch auf die kleinen Figuren am Rande, die den Helden das Held sein erst ermöglichen.
Diesem letzten Band der Riyria
Serie ist ein tolles Glossar beigefügt. Es enthält Erklärungen sowohl die politischen
Strömungen als auch ein ausführliches Personen- und Ortsregister. Des Weiteren
findet sich am Ende des Buches auch eine ausführliche Karte.
Fazit:
Eine Serie, dich mich von der ersten bis zur letzten Seite mitgerissen hat. Charaktere mit Fehlern und Schwächen aber auch großem Mut und Tapferkeit. Es wird gelebt, geliebt, gelacht aber auch gestorben. Ein toller Weltenaufbau, der mich überzeugt hat.
Titel: Die verlorene Stadt
Percepliquis
Reihe: Riyria Band 6
Autor: Michael J. Sullivan
Verlag: Hobbit Presse,
Softcover, 633 Seiten
ISBN: 9783608960174
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