Talon Klein ist der
personifizierte Loser. Er ist 15 Jahre alt als der Polizist Harald Waltz ihm
die Nachricht vom Tod seiner Mutter überbringt. Ab da geht es abwärts mit ihm.
Er beendet nicht, was er beginnt, hat keinen ordentlichen Abschluss und keinen
Job. Als Mutant hat man es schwer in dieser Gesellschaft und als die Mutanten
Gesetze erlassen werden, wird das Leben für Talon nicht einfacher. Er
verkriecht sich in der Wohnung seiner Freundin Lisa und schaut am liebsten den
ganzen Tag aus dem Fenster. Arbeiten ist ihm zu mühselig, er ist noch nicht
einmal willens und bereit, Lisa im Haushalt zu helfen. Er ist abzusehen, dass
diese Beziehung keine Zukunft hat, wie alles im Leben des jungen Mannes.
Als er zufällig von einem
Projekt hört, dass Kolonisten auf einen weit entfernten Planeten zu schicken
plant, sieht Talon hier einen Hoffnungsschimmer. 150 Jahre im Kälteschlaf
verbringen und auf einer neuen Welt erwachen, ohne Probleme und eins mit der
Natur? Das stellt er sich traumhaft vor. Nur – wie sich auf dem Schiff einen Platz
verschaffen mit seinem Aussehen und keinerlei Fachkenntnissen in irgendeinem
Bereich?
Kommentar:
Das Leben des Talon Klein
besteht aus hunderten negativen Ereignissen die sich zum Ende hin zu einem
unsäglichen Fiasko entwickeln. Seine Mutter wird ermordet. Sein Vater, ein sehr
reicher Mann, möchte keinen Kontakt zu seinem Sohn, da Talon nicht nach seiner
Pfeife tanzen möchte. Lisa nötigt ihn, einen Job anzunehmen und als dort nach
einigen Stunden aufgibt (mal wieder) und in ihre Wohnung zurückkehrt, erwischt
er sie mit einem anderen Mann im Bett.
Ohne die Lisa und ihren Lover
mit der Situation zu konfrontieren packt er still und leise seine Sachen und
haut ab. Er übernachtet in der Randzone der Stadt, dort wird ihm sein gesamter
übriggebliebener Besitz geklaut. Dann wird er von einer KI verfolgt, die
anscheinend auf töten programmiert ist. (Ein sehr schöner Hinweis zu Asimov,
danke) und er flüchtet zur Polizei. Dort trifft er nach fünfzehn Jahren wieder
auf Harald Waltz, dem Polizisten, der ihm damals die Nachricht vom Tod seiner
Mutter überbracht hat. Erstaunlicherweise ist dieser bereit dem jungen Mutanten zu
helfen.
Talon Klein hat keine Freunde,
miese Verwandte, nur an seinem Großvater hängt er, der in einem Altersheim
lebt. Oder eher dahinvegetiert. Er möchte die Freundlichkeit des Polizisten
gerne vergelten aber besitzt nichts und kann nichts. Seine Intelligenz liegt
brach, er schafft es nicht einmal, die Computer der Lotterie zu manipulieren,
um einen Gewinn einzustreichen. Wie gesagt, alles hier ist durch und durch negativ, es gibt
absolut keine positiven Aspekte in der Handlung. Teilweise sind es die
Umstände, teilweise verschuldet Talon selber seine Misere, weil er absolut
keine Initiative zeigt sein Leben zu ändern. Das ändert sich als er von dem
Kolonistenschiff hört. Aber sein Plan, einen Platz darauf zu ergattern, lässt
ihn immer tiefer in die Dunkelheit rutschen. Entgegen seinem Naturell stiehlt,
lügt und betrügt er und kommt damit nicht besonders weit. Egal was
er anpackt, es geht schief.
Ich finde es bemerkenswert wie
Eli Brandeis es schafft, eine so negative Handlung so spannend umzusetzen. Obwohl
ich über Talon oft den Kopf geschüttelt habe, hatte ich doch immer einen Funken
Hoffnung, dass es irgendwann aufwärts geht. Dass er sich selber endlich in den
Hintern tritt und aus dem Sumpf herauszieht, in den er sich teilweise selber
begeben hat. Obwohl er so ein Versager ist, wirkt er nicht unsympathisch und er
versucht, die Hilfe, die ihm gewährt wird, zu erwidern. Was natürlich ebenfalls
wieder in einem Fiasko endet.
Das Buch ist nur 252 dick und
mehr Negativität erträgt man als Leser dann auch nicht. Allerdings hätten 20-30 Seiten mehr der Tiefe etwas gut getan, so bleibt einiges doch etwas an der Oberfläche.
Wie gesagt, das bezieht sich
lediglich auf Talons Leben, nicht auf die Schreibweise und nicht auf den Inhalt
der Geschichte an sich. Eli Brandeis zieht das kompromisslos durch und das finde
ich positiv. Ich brauche kein Buch mit einer plötzlich überraschenden Wendung
und glitzernden Einhörnern. Eine Geschichte sollte ehrlich und glaubhaft
wirken, der Protagonist nicht von Null auf Hundert zu einem Helden mutieren.
Die Welt, in der Talon lebt,
ist keine schöne Welt. Es ist ein Blick in unsere Zukunft, in der reiche
Menschen immer reicher werden und die Ärmsten an den Stadtrand bzw. ins abseits
gedrängt werden. Die einen sind privilegiert, die anderen haben kaum eine
Chance ihr Leben zu ändern. Wer anders ist, wird ausgestoßen, gemieden und es
wird ihm jede Chance auf ein besseres Leben verwehrt. Und viele resignieren,
geben auf, rutschen ab in die Kriminalität oder vegetieren einfach vor sich hin.
Ein dunkles Spiegelbild unserer heutigen Gesellschaft.
Das Cover passt perfekt zu der
Geschichte, es ist ebenso düster und dunkel wie die Handlung.
Fazit:
Eine überraschende Geschichte,
die ich so nicht erwartet hatte, die mich aber gefesselt hat. Ich hoffe, die
Autorin erzählt die Geschichte des absoluten Losers weiter, dann wäre ich
wieder dabei. Ein Science-Fiction Roman abseits der Norm.
Titel: Die Ehre der treudoofen
Schafe
Autorin: Eli Brandeis
Verlag: Selfpublishing, TB,
252 Seiten
ISBN: 9798386674694
Ich habe das Buch als Rezensionsexemplar bekommen, dies hier ist jedoch keine Gefälligkeitsrezension. Sicherlich wäre es mir ansonsten entgagngen denn der Titel weist absolut nicht auf den Inhalt hin und hätte mich nicht zum Griff verleitet. Vielleicht geht es vielen so und meine Rezension hilft, das Buch etwas bekannter zu machen. Selfpublisher haben definitiv mehr Aufmerksamkeit verdient.
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