09 April 2021

Hexenjagd am Salish-Lake - Nighthunter Band 8 von Anton Serkalow und Anne Sandler

Als der Vampir Louis Royaume und der Gestaltwandler Geistwolf das erste Mal (für uns Leser) auf den Pinkerton Detektiv Horacio Whittmore treffen, geschieht das bei einem Zugüberfall. Der Pinkerton ist auf dem Weg nach New York, um  die junge Phoebe Anne Oates Monahan der dortigen Justiz auszuliefern. Sie wird beschuldigt, den Sohn ihrer ehemaligen Dienstherren ermordet zu haben. Und zwar auf eine Art und Weise, die nur einer Hexe möglich ist.
 
Der jungen Frau gelingt die Flucht und seitdem zieht sie rastlos und verängstigt von einem Ort zum anderen bis sie auf den legendären Westernhelden »Wild Bill Hickock« trifft, der sie unter seine Fittiche nimmt und ihr das Schießen beibringt. Zusammen treten sie bei vielen Wettbewerben auf, bis eine Krankheit die alternde Legende dahin rafft und Annie wieder alleine da steht. Ihre Flucht beginnt von neuem, sie weiß nicht, dass nicht nur Whittmore und diverse Kopfgeldjäger nach ihr suchen sondern auch der Gestaltwandler Geistwolf, der ein ungeheures magisches Potenzial in ihr sieht.
 
Kommentar: 
Seltsamerweise knüpft dieser Band 8 direkt an die Ereignisse des ersten Bandes »die Nacht der Ghule« an. Ich habe mich schon die ganze Zeit gefragt, warum der Detektiv die junge Frau verhaftet hatte und ob ihr die Flucht gelungen war. In dieser Ausgabe wird ihre Geschichte erzählt. Warum sie aus New York fliehen musste, wie sie danach ihr Leben lebte, immer auf der Flucht, nur mit einer kleiner Phase der Ruhe und des Friedens, als sie mit Wild Bill durch die Lande zieht. 
Neben Annie wird noch die Figur des Hexenjägers »Cheyenne Justice« beleuchtet, der gegen Hexerei und Magie immun ist und der es sich zur Aufgabe gemacht, alle Kreaturen zu fangen und zu eliminieren, die auch nur einen Hauch Magie in sich tragen. Sein Ruf ist legendär, er gilt als gnadenlos, hat er erst eine Fährte gewittert, lässt er sich durch nichts und niemanden von seiner Beute abbringen. 
Die Geschichte spielt über einen längeren Zeitraum und man merkt dadurch als Leser, wie verbissen der Hexenjäger seinen Opfern folgt und wie unbeugsam er ist. Somit entsteht hier bei den beiden Hauptcharakteren ein sehr großer Gegensatz. 
Auf der einen Seite Phoebe Anne Oates Monahan, immer auf der Flucht, die nicht akzeptieren will, dass Mächte in ihr schlummern, die man ohne Ausbildung nicht beherrschen kann. Obwohl Anton Serkalow sie als starke, weibliche Protagonistin bezeichnet, wirkt sie in diesem Band durchaus nicht stark. Sie ist unsicher, voller Selbstzweifel und bringt sich durch ihre Naivität immer wieder in gefährliche Situationen. Ihr Vorsatz, kein Lebewesen zu töten, mag ehrbar sein, ist im Wilde Westen aber doch sehr naiv. Sobald sie jedoch ihr Gewehr in der Hand hat, wandelt sie sich, sie wirkt sicher und versiert. Schießen ist etwas, was sie beherrscht, im Gegensatz zu ihrer Gabe.
 
Cheyenne Justice ein völlig anderer Typ. Selbstsicher bis hin zur Arroganz und er arbeitet unermüdlich an seinem Ruf als gnadenloser Hexenjäger. Er wird mehr gefürchtet als geachtet. Niemand ist vor ihm sicher, denn er kann Magie riechen. Und es ist ihm egal, ob ein Hexer lediglich beim Kartenspielen betrügt oder ein Mörder ist. In seinen Augen ist nur ein toter Hexer  ein guter Hexer (gilt natürlich auch für Hexen). 
Leider spielen in dieser Geschichte unsere beiden Lieblingscharaktere Louis und Geistwolf kaum eine Rolle. Zuerst dachte ich, dass die Erzählung kaum so spannend werden kann wie mit den beiden Akteuren. Aber weit gefehlt. Auch diese Nebencharaktere treffen den Nerv des Lesers, die sind weder eindimensional noch oberflächlich, sondern bekommen genug Zeit und Raum, dass man ihre Handlungen verstehen kann. 
Anton Serkalow hat schon im letzten Buch begonnen, Fußnoten mit Erklärungen und Quellen einzufügen. Mir als Leser macht es trotzdem Spaß, den Bezug zu aktuellen Filmen und Songs zu finden. »Erbarmungslos« zählt sowieso zu meinen Lieblingswestern. Und Dolly Parton ist für mich die »Grande Dame» der Countrymusik,  wen könnte man also besser einbringen. Bei Aerosmith habe ich allerdings etwas geschmunzelt. Sehr informativ finde ich die Erklärungen zu den verschiedenen Stämmen, Lebensarten und Sprachen der Indianer (ich schreibe das Wort hier bewusst). 
Nach dem letzten Band, in dem es um die Jugend und Entwicklung des »Geistwolf« ging, verfügt diese Geschichte wieder über mehr Tempo und entspricht wohl eher den Vorstellungen des Lesers über einen Western. Ich mochte allerdings »das Lied der Wölfe« einen Tick mehr, weil ich die Figur des Geistwolfs sehr mag und der Ausflug in seine Vergangenheit neue Facetten seiner Figur gezeigt hat.
 
Fazit: 
Alles in allem aber wieder ein überzeugender Roman aus der Serie Nighthunter mit einem ausdrucksstarken und tollem Cover.  Band 9 liegt schon bereit.
 
Titel: Hexenjagd am Salish-Lake 
Serie: Nighthunter 
Autor: Anton Serkalow & Anne Sandler 
Verlag: Selfpublisher, TB, 187 Seiten 
ISBN: 979880484722

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