Der Maegus, Professor Lachlan, fand die kleine Esta einst im
Park. Eine kleine, verwirrte und arme Waise. Er erkannte sofort ihre besondere
Gabe und nahm sie mit zu sich. Sein Haus ist das Heim für viele verlorene
Seelen, die eine über eine außergewöhnliche Fähigkeit verfügen. Mit Hilfe
dieser Truppe möchte der Professor die Macht des Ordens »Ortus Aurea« brechen,
der die Maegus auf der Halbinsel Manhattan gefangen hält. Die Mitglieder des
Ordens schafften es, mit Hilfe pervertierter Magie, eine »Schwelle« zu bauen,
die die Maegus daran hindert den Ort zu verlassen. Die »Schwelle« entzieht den
Maegus ihre Magie und ohne Magie, die ausmacht was sie sind, sind sie nichts.
Esta ist eine talentierte Diebin und sie kann die Zeit
manipulieren. Ihr Ziehvater schickt sie in das Jahr 1902, damit die dort dem
Orden ein Buch stiehlt. Das »Ars Arcana« soll Informationen enthalten, wie man
die Macht der »Schwelle« brechen kann.
Esta wagt die gefährliche Reise, um dem Professor und ihren
Freunden zu helfen. Sie ahnt jedoch nicht, dass die Menschen im Jahr 1902 ihr
ans Herz wachsen werden. Und sie steht somit vor einer schweren Entscheidung.
Gehen oder bleiben?
Kommentar:
Ich habe den Titel des Buches gelesen und dachte sofort:
»das muss einfach gut sein.« Der Klappentext klang ebenfalls vielversprechend,
also setzte ich das Buch auf meine Wunschliste und eine sehr liebe Bloggerin
hat es mir dann einfach geschenkt. Und was soll ich sagen? Das Buch hat alles
gehalten, was der erste Eindruck versprach.
Esta ist eine Person, die man einfach mögen muss. Sie ist
noch sehr jung und handelt daher oft sehr impulsiv und unüberlegt. Sie geht
Risiken ein, die ein älterer und erfahrener Mensch sicher nicht eingehen würde.
Doch das macht ihren Charakter aus. Für ihre Freunde würde sie durchs Feuer
gehen. Nur weiß sie im Laufe der Geschichte nicht mehr so genau, wer ihre
Freunde sind.
Zum einem gibt es die Gegenwart. Sie ist ihrem Ziehvater
unendlich dankbar für die Möglichkeiten, die er ihr bietet. In Dakari findet
sie einen Trainer, der ihr verschiedene Kampftechniken beibringt. Da er zudem die
Fähigkeit des Heilens besitzt, sind kleine Kratzer und Knochenbrüche schnell
verheilt. Logan, ihr Partner bei ihren Diebstahltouren, die sich ausschließlich
gegen den Orden richten, kann mit seinem Charme alle um den Finger wickeln.
Auch Esta fiel auf ihn herein, was ihre erste Liebesbeziehung unglücklich enden
ließ. Denn Logan hat es nicht so mit der Treue. Mari ist eine Künstlerin und
stellt alles her, was das Team benötigt, um den Orden auszutricksen. Vor allem Duplikate
der Artefakte, die sie dem Orden stehlen.
In der Vergangenheit schließt sich Esta der Truppe um Dolph
Saunders an. Er ist Chef einer Bande, die in der »Bowery« lebt, einem ärmlichen
Stadtteil von Manhattan Er beschützt die Menschen, die von ihm abhängig sind,
verlangt aber stets eine Gegenleistung. Zum engeren Kreis gehören Viola, eine
Assassine, Jianyu, der mit den Schatten
verschmelzen kann und der Junge Nisby, von dem niemand so genau weiß, was er
kann, dem aber alle Vertrauen.
Sowohl Dolph Saunders, als auch der Magier Harte Darrigan
planen, das Buch vom Orden zu stehlen. Dolph möchte, dass Harte mit ihm
zusammenarbeitet aber der Magier weigert sich, da er die Methoden des
Bandenführers nicht schätzt. Harte ist ein Einzelkämpfer, der sich aus den
Slums herausgearbeitet hat und mit seinen Auftritten als Magier sehr erfolgreich
ist. Also setzt Dolph Esta auf den
Magier an. Sie soll ihn überreden, seine Meinung zu ändern.
Der Zwiespalt, in dem das junge Mädchen steckt, hat die
Autorin sehr eindringlich geschildert. Bei manchen Szenen zerreißt es einem
fast das Herz. Obwohl ein Kind des modernen Manhattan, liebt sie das Jahre 1902
und seinen Charme. Kutschen statt Autos, alte Herrenhäuser statt seelenloser
Hochhäuser, sie sieht aber auch die Angst, Verzweiflung und Armut, in der die
Maegus leben. Kinder können nicht auf der Straße spielen, da sie ihre
Fähigkeiten noch nicht beherrschen. Der Orden schickt Späher aus, die jeden,
der über magische Fähigkeiten verfügt, sofort verhaftet. Sie schüren die Angst
der normalen Menschen, indem sie erzählen, dass die Maegus, besäßen ihre
Freiheit, die Menschen manipulieren und beherrschen würden. Sie nennen Maegus
degeneriert und gefährlich. Esta ist es
nicht gewohnt, ihre Fähigkeiten zu verstecken oder zu unterdrücken und bei
ihrer Ankunft im Jahr 1902 stahlt sie wie ein Leuchtfeuer.
Die Charaktere sind wunder ausgearbeitet und besitzen eine
Tiefe, die ihr Handeln dem Leser verständlich machen. Zum einem Dolph, als
Anführer einer Bande, der täglich unbequeme Entscheidungen treffen muss. Der sein
Ziel, das Buch zu stehlen und die Maegus zu befreien, über alles stellt, auch
über das Leben seiner Schutzbefohlenen. Der aber andererseits von Haus zu Haus
geht und sich nach dem Befinden der Armen erkundigt, ihnen Hilfe und
Unterstützung zusichert.
Und zum anderen Harte, der seine Talente in seine Show
einbringt, so dass sie jeder für Tricks hält, statt für echte Magie. Ein
einsamer Wolf, der der Armut entfliehen und seiner Mutter ein bequemes Leben
bieten möchte. Er bewegt sich in der Welt des Ordens, immer in ständiger Angst
vor Entdeckung. Auch er möchte das Buch stehlen, um der Insel zu entfliehen. Er
hat sofort mein Herz gewonnen.
Die flapsigen Dialoge zwischen Esta und ihm lockern die
Geschichte ungemein auf. Als moderne junge
Frau ist sie es nicht gewohnt, sich unterzuordnen und ihren Mund zu halten. Für
Harte eine echte Herausforderung.
Der Wechsel zwischen den Zeiten hat mich zuerst etwas
irritiert aber wenn man sich erst einmal in der Geschichte befindet, hält sie
einen gefangen. Erzählt wird die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven,
was die Spannung erhöht. Wir, als Leser, kennen die Beweggründe der Charaktere,
trotzdem wird es nicht langweilig.
Mich hat die Geschichte ein wenig an den Film » die
Unfassbaren« erinnert, gearbeitet wird mit Tricks und Täuschungen, die den
Leser ebenso in den Bann ziehen, wie die Zuschauer in der Show von Harte
Darrigan.
Fazit:
ein spannender und unterhaltsamer Mix aus Zeitreise, Magie
und Urban Fantasy mit lymphatischen Charakteren, die um ihre Freiheit kämpfen.
Für mich jetzt schon ein Highlight des Jahres. Das Buch gilt als Auftakt einer
Trilogie, was ich nicht wusste. Aber es ist durchaus auch ohne die Folgebände
lesbar und verständlich.
Titel: Der Letzte Magier von Manhattan
Autor: Lisa Maxwell
Verlag: Knaur, TB, 574 Seiten
ISBN: 9783426523674
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