Neben der berühmten Baker Street gibt es
in London noch eine andere Straße, die der Hilfe suchende Mensch kennen sollte:
Die Gower Street 125. Hier residiert der private Ermittler Sidney Grice, der
das Vorbild für die Romanfigur des berühmten Sir Arthur Conan Doyles ist.
Die junge March Middleton ahnt nichts
von der Existenz des Exzentrikers. Erst als ihr Vater stirbt und sie mittelos
zurück lässt, tritt der Mann, der ihr Pate ist, in ihr Leben. Die resolute
junge Frau, die raucht, trinkt und auch gerne einmal flucht, bringt das Leben
des Eigenbrötlers sehr schnell
durcheinander. Als die Witwe Grace Dillinger den Detektiv um Hilfe bittet, ist
für Mary schnell klar, dass diese nicht verwehrt werden darf. Doch ihr
Patenonkel ist sehr monetär eingestellt und verweigert der Witwe seine Dienste,
da sie diese nicht bezahlen kann. Mary übernimmt die Kosten, stellt aber die Bedingung,
dass sie an den Ermittlungen teilnehmen darf. Doch statt die Unschuld von Mrs.
Dillingers Schwiegersohn zu beweisen, überzeugt Sydney Grice die Polizei von
dessen Schuld. Sehr zur Empörung seiner Patentochter, die fest von der Unschuld
William Ashbys überzeugt ist.
Kommentar:
Eigentlich könnte ich meine Meinung zu
diesem Buch ausschließlich durch das Widergeben von Zitaten vermitteln. Denn
das Buch strotz nur so vor Witz, Charme und Esprit. Natürlich kommt man nicht
umhin an Sherlock Holmes zu denken, zumal Sidney Grice genauso ein Ekelpaket
sein kann wie der berühmte Detektiv aus der Baker Street. Und ebenso pedantisch. Hier ein paar Zitate,
die den Leser einen Bezug zu Sherlock Holmes herstellen lassen.
Zitat
Seite 15: "..mein getreuer Papa fand vergangenes Jahr den Tod, als
er in der Schweiz in einen Wasserfall stürzte."
Zitat Seite 49/50: "..mich dann auf
meinen Landsitz in Dorset zur Ruhe setzen, um meine Memoiren zu verfassen, nach
Öl zu bohren und Bienen zu züchten."
Seite 51: "Was hat Sie dazu
bewogen, Privatdetektiv zu werden?" "Persönlicher Ermittler, sagte
Sidney Grice. Schlafzimmer sind privat. Ich bin persönlich!"
Neben arrogant, pedantisch und
unverschämt, aber auch konsequent, kann man durchaus noch das Attribut borniert
für diesen Charakter verwenden.
Zitat Seite 52:" Bei einer
Prostituierten darf man sich ruhig mal irren; um einen Bischoff an den Galgen
zu bringen, sollte man sich aber tunlichst sicher sein."
Seite 106: " Als Gott die Narren
erschuf, steckte er die größten unter ihnen in Uniformen und setzte ihnen Helme
auf, weil keine Gedanken in ihre Köpfe dringen sollten."
Diese ganzen Zitate könnten durchaus
auch von Holmes stammen aber es wäre unfair, Sidney Grice lediglich als einen
Abklatsch zu betrachten. Das eher widerwillige Duo March Middleton und Sidney
Grice vermögen es, die Leser vom ersten Satz an in ihren Bann zu ziehen. Die
Wortgefechte zwischen den beiden sehr unterschiedlichen Charakteren bringen uns
oft zum schmunzeln. In einer Zeit, in der Frauen als Besitz des Mannes
angesehen werden und in der Öffentlichkeit weder rauchen, trinken noch fluchen,
geschweige denn denken dürfen, ist March
eine Ausnahmeerscheinung. Sie hat mit ihrem Vater, der Militärarzt war, die
halbe Welt bereist und zu viel erlebt, um sich einschränken zu lassen. Obwohl
das Buch voller Humor ist, lassen
ihre privaten Aufzeichnungen ahnen, dass
sie einen schweren Schicksalsschlag und große Verluste erlitten hat. Durch ihre
burschikose Art überspielt sie dies aber Inspektor Pound, der hier den Lestrade gibt, ahnt, dass die junge Frau
leidet.
Der Kontrast zwischen March Middleton
und Sidney Grace könnte kaum größer sein. Er ist Abstinenzler und Veganer. Auch
seine äußere Erscheinung ist nicht gerade beeindruckend. Er ist von kleinem
Wuchs, er hinkt und er hat ein Glasauge, welches ihm ständig aus der Augenhöhle
fällt. Zu Stolz, von einer Frau Rat anzunehmen, bestellt er stets die falsche
Größe für sein Glasauge.
Der Krimi spielt im viktorianischen
London und das Cover vermittelt einen hervorragenden Eindruck, was den Leser
erwartet. Der Autor schafft es, mit wenigen Worten ein lebendiges Bild der
Stadt zu erschaffen. Das Buch beinhaltet
viele Dialoge, der ganze Aufbau und Erzählstil ist außergewöhnlich und verlang
die volle Aufmerksamkeit des Lesers, denn sonst entgehen ihm einige Pointen.
Mittlerweile sind drei Bände auf Deutsch
erschienen und ich werde sicherlich auch die Folgebände lieben.
Fazit:
Ein spannender, außergewöhnlicher cosy
Krimi, mit zwei Charakteren, die sich durchaus mit anderen berühmten
Paaren messen können.
Titel: Mord in der Mangle Street
Reihe: Gower St. Detective 1
Autor: M.R.C. Kasasian
Verlag: Hoffman & Campe, TB, 394
Seiten
ISBN: 9783455002119
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