Das Buch enthält drei Geschichten, die zuvor als Ebook
veröffentlicht wurden. Als ich das Cover des Sammelbandes gesehen hatte, musste
ich das Buch unbedingt haben. Was für ein Eyecatcher.
Ich gehe hier kurz auf die einzelnen Geschichten ein.
Die Nacht der Ghule
Die "Aaron McKenzie Bande" plant, den
Nachtzug der zwischen Denver City - Colorado und Omaha - Kansas verkehrt,
zu überfallen. Bevor sie ihren Plan ausführen können, funken ihnen der Vampir
Louis Royaume und der Gestaltwandler Geistwolf dazwischen. Für den adeligen
Vampir sind die Banditen eine leckere, unverhoffte Mahlzeit, die er auch
dringend benötigt, da er sich noch von einigen schweren Verletzungen erholen
muss. Frisches Blut fördert die Heilung.
Zwar haben die beiden Nighthunter den Plan der Bande
vereitelt, sie halten aber selber den Zug an, da einer der Fahrgäste etwas besitzt,
was für den Vampir überlebenswichtig ist.
Weder die Reisenden, noch die beiden Freunde ahnen,
was noch in dem Zug befördert wird.
Die Zombies von Pine Hill
Pine Hill ist ein nettes, sauberes, ruhiges und
beschauliches Städtchen. Die Menschen sind gottesfürchtig und gesetzestreu, es
gibt nicht einmal einen Sheriff, da dort keine Verbrechen verübt werden. Kleine
Bagatellvergehen ahndet Bürgermeister Millinger direkt. Wie kann es also
geschehen, dass diese idyllische Stadt von Zombies heimgesucht wird? Louis und
sein Freund Skinny sind zufällig in Pine Hill und versuchen, die Ursache für
die Zombie Invasion herauszufinden. Denn Zombies werden gerufen. Wer hat so
einen Hass auf die Bewohner, dass er dieses Übel auf die Stadt loslässt?
Die Geschichte hat mich absolut begeistert. Der Kniff,
sowohl Missie als auch Sam die Ereignisse parallel schildern zu lassen, erhöht
die Spannung ungemein. Es ist ein fließender Übergang. Hinter der biederen und
bürgerlichen Fassade verbirgt sich Bigotterie und Arroganz. Der Mensch ist das
schlimmste Geschöpf, das die Erde
beherbergt, schlimmer als Zombies, Ghule oder andere Nachtwesen. Menschen
agieren bewusst und absichtlich so bösartig und grausam, während andere Lebewesen
aus Notwendigkeit handeln.
Custers letzter Ritt
Der Krieg zwischen den Nord- und den Südstaaten ist
schon lange vorbei. Es gab Gewinner, Verlierer und Menschen, die aus dem Krieg
Nutzen gezogen haben in dem sie mit beiden Seiten Handel trieben. Und es gab
die Feiglinge, Deserteure und Verräter. Jahrzehnte nach Kriegsende zieht ein
Regiment durch das Land, um diese Letztgenannten zur Rechenschaft zu ziehen. Es handelt sich um
ein Regiment von Kavalleriesoldaten, das nach dem Sieg der Konföderierten
spurlos verschwunden ist. Leichen wurden nie gefunden.
Louis und Skinny geraten zufällig in die Ereignisse,
als sie in einen Postkutschenüberfall hineingeraten und nur noch eine junge
Frau retten können. Sie bringen die Überlebende zur nächsten
Postkutschenstation. Diese befindet sich in einem ehemaligen Fort und die
untote Kavallerieeinheit ist ebenfalls auf dem Weg dorthin.
Kommentar:
Ich möchte zu diesem Buch so vieles schreiben aber
dann wäre die Rezension noch länger als meine üblichen Texte und die sind schon
sehr ausführlich und lang.
Der Autor katapultiert den Leser sprichwörtlich mit
einem Tritt in die Handlung. Wir erfahren weder, woher sich die beiden
Nighthunter kennen, noch etwas über ihre Herkunft. Auch auf den
Gegenstand, den Louis Royaume unbedingt in seinen Besitz bringen will, wird
nicht näher eingegangen.
Beindruckend ist das Zusammenspiel der beiden Freunde,
die sich blind aufeinander verlassen können. Sie beschützen die
Passagiere des Zuges, ohne an ihr eigenes Wohl zu denken. Die Frage, die Louis
hier gestellt wird: „ Warum kämpfst Du auf Seiten der Menschen?“,
beantwortet Louis in dieser ersten Geschichte nicht.
Auch in der zweiten Geschichte bleiben viele Fragen
offen. Zwar erfährt der Leser etwas mehr über den Gegenstand, den Louis so
verzweifelt zu finden trachten aber der Ursprung der Freundschaft zwischen den
beiden Nachtwesen und ihre Verbundenheit bleibt im Dunkeln.
Anton Serkalow listet am Ende seines Buches auf, wer
und was ihn alles zu dieser Geschichte inspiriert hat. Wenn man liest, dass die
Mitglieder einer Diebesbande die Namen
Joe, William, Jack und Averell tragen, erkennt man sicherlich schon eine
Inspirationsquelle.
Ich lese selten Bücher in denen Vampire eine Hauptrolle
spielen, da ich von den heutigen Glitzervampiren und Sexsymbolen eher abgenervt
bin. Horrorbücher meide ich, so dass ich über Ghoule und Zombies bisher kaum
etwas gelesen habe und somit keine Vergleichsmöglichkeiten habe. Daher kann ich
subjektiv nur sagen "dieses Buch ist saucool".
Der Vampir Louis ist ein sehr ambivalenter Charakter.
Sicher hat der Autor nicht zufällig diesen Namen für seinen Vampir gewählt, der
ebenso aus Louisiana stammt, wie der Louis aus den Romanen von Anne Rice, der
Zögling von Lestat de Liancourt. Auch Joshua York, der mit seinem Clan auf dem Schaufelraddampfer Fiebertraum auf dem
Mississippi unterwegs ist, könnte Pate für Louis Royaume gestanden haben. Und
ein weiterer Vampir, der über ein zwiespältiges Wesen verfügt und versucht,
gegen seine dunkle Seite zu handeln, ist Thomas, der Bruder von Harry Dresden.
Alle vier Vampire haben gemeinsam, dass sie mit den Menschen interagieren und
sie nicht nur als Nahrungsquelle betrachten. Der innere Zwiespalt zerreißt sie
förmlich. Hier konzentriert sich der Vampir auf die Bösewichter als Mahlzeit und
davon gibt es im Wilden Westen mehr als genug.
Außer dem Skinwalker kenne ich bisher nur einen
weiteren Gestaltwandler bzw. eine Gestaltwandlerin und das ist Mercy Thompson
aus der Feder von Patricia Briggs. In den Legenden der Indianer spielen Gestaltwandler
aber eine große Rolle und Tony Hillermann hat dieses Legenden in seinen Ethno
Krimis oft verwendet.
Papa Legba und Loa sind zwei Begriffe, die dem Leser
sicher auch schon begegnet sind. In den American Horror Stories, in Angel Heart
und in der Krimiserie von John Connelly mit Ermittler Charlie Parker.
Somit hat Anton Serkalow hier das Rad sicher nicht
unbedingt neu erfunden aber was er aus den bekannten Zutaten zusammengestellt
hat und was er an neuen Ideen beigesteuert hat ist absolut fesselnd und
spannend. Natürlich dürfen der schwarze Staubmantel und die silbernen Sporen
nicht fehlen. Sehr klischeehaft aber eben auch sehr passend. Ich wäre
enttäuscht gewesen, hätten diese kleinen Details gefehlt. (Immerhin hat auch
Brandon Sanderson in seinem Roman Jäger der Nacht darauf verzichtet. )Nicht nur
die Hauptcharaktere überzeugen, auch die Nebencharaktere sind sehr gut
ausgearbeitet. Vor allem der alte, verkrüppelte und missgestaltete Sam in der
zweiten Geschichte ist einer meiner Favoriten.
In Westernromanen treten oft Duos auf. Natürlich
fallen mir zuerst Old Shatterhand und Winnetou ein aber auch Walter Longmire und
Henry Standing Bear sowie der Lone Ranger John Reid mit seinem indianischen
Begleiter Tonto. Ich selber bin noch mit den Comics von Tom Mix oder Silberpfeil
und Falk aufgewachsen In den Nighthunter sehe ich eine Hommage an all diese
genannten Bücher und Filme.
Die Geschichten sind allerdings nichts für zarte
Seelen. Es ist ein Horrorszenario in einem Westernambiente und darauf muss man
sich einlassen. Es wird zerstückelt, gemetzelt, und gemordet, an Blut wird also
nicht gespart. Louis muss sich oft zusammenreißen, dass ihn der Blutrausch
nicht überfällt und er selber zu einem Schlächter wird.
Sprachlich gibt es nichts zu meckern. Die Fußnoten,
die der Autor einfügt, erläutern Begriffe aus dem Westernmilieu, die den Lesern
vielleicht nicht so bekannt sind. Das ganze wird abgerundet mit einer Karte des
Wilden Westens der Jahre 1880/81 und einem Personenregister.
Von den genannten Inspirationsquellen kenne ich viele,
vor allem God's Army und Erbarmungslos zählen zu den Filmen, die ich schon
häufiger gesehen habe und die mich immer wieder zu fesseln vermögen.
Und das Cover ist einfach spektakulär gut und das Buch hält, was das Cover verspricht. Ein gelungener, spannender, teils humorvoller aber auch blutiger Roman über den Wilden Westen, wie er besser kaum sein könnte.
Und das Cover ist einfach spektakulär gut und das Buch hält, was das Cover verspricht. Ein gelungener, spannender, teils humorvoller aber auch blutiger Roman über den Wilden Westen, wie er besser kaum sein könnte.
Warum dieses Buch nicht bei Festa erschienen ist, wo
es sicher wunderbar zum Programm gepasst hätte, verstehe ich nicht. Immerhin
haben sie dort Longmire und Horror im Programm und Nighthunter ist die ideale
Mischung aus beiden. Ich kann mit dem Begriff "weird western" nichts
anfangen, so nennt sich das Genre wohl.
Für mich bleiben allerdings viele Fragen offen, die
ich eventuell doch lieber zu Beginn der Serie beantwortet bekommen hätte:
Wie haben sich Louis und Skinny kennen gelernt?
Was hält sie zusammen?
Wer ist Catherine?
Über welche Macht verfügt das Amulett?
Wie ist es in den Besitz des Pinkerton Agenten gekommen?
Wieso jagt dieser die beiden Freunde?
Wie ist Louis zu seinen schweren Verletzungen
gekommen?
Was geschah in Jericho?
Man sieht also, es müssen noch einige Bände
erscheinen, um diese Fragen zu klären. Eine absolute Leseempfehlung für alle
Fans des Bourbon Kid!
Titel: Nighthunter
Reihe: Nighthunter Sammelband 1
Autor: Anton Serkalow
Selfpublisher, Softcover, 362 Seiten
ISBN: 9781072781837
Hallo Petra,
AntwortenLöschendanke für diese Rezension. Ich werde Anton Serkalow auf meine Must-Have-Liste setzen. Und ich stimme dir zu, das Cover ist beeindruckend.
LG
Gesa