König Tjemen ist es gewohnt, dass seine Armeen
siegreich von Stadt zu Stadt ziehen und diese erobern. Niemand kann sich seinen
Truppen entgegen stellen. Die Eroberungen enden erst vor den Toren Helgarads,
dessen Mauern nicht zu durchbrechen sind. Die Belagerung dauert schon zu lange.
Die Moral der Truppen liegt am Boden, Nachschub bleibt aus und die Lebensmittel
werden knapp. Als zwei Kutschen mit dem königlichen Wappen eintreffen, hofft
jeder auf Nachschub oder wenigstens ein paar Fässer Bier um die Moral zu heben.
Doch die Ankommenden bringen lediglich eine neue Waffe, von der der König
überzeugt ist, dass sie die Belagerung beenden wird. Sie wird "Königsfeuer" genannt und
ihr Einsatz führt zu verheerenden Folgen beim Feind und den eigenen Truppen.
Kommentar:
Jörg Benne hat es wieder geschafft, mich
mit seinem neuen Roman für sich einzunehmen.
Es gibt kein schwarz oder weiß, kein gut oder böse. Die Charaktere
handeln nach bestem Wissen und Gewissen und aus einer festen Überzeugung
heraus. Ihre Motive reichen von Hass,
Zorn, Rache über Treue und Ehre bis hin zu Liebe. Krieg ist grausam und der Autor schildert dies
ungeschönt in drastischen Worten. Menschen sterben, Menschen verüben grausame
Taten, die sie im normalen Leben sicher nicht begehen würden. Einige treffen
Entscheidungen, von denen sie wissen, dass sie eventuell den eigenen Tod
bedeuten. Dies geschieht sehr glaubhaft
und überzeugend, man stellt sich als Leser sehr oft die Frage, wie man selber
handeln würde. Hier gibt es keinen strahlenden Helden auf einem weißen Pferd,
der die Welt rettet. Und das ist eben das Schöne an den Romanen von Jörg Benne,
sie erscheinen realistisch.
Ferron ist der lange verschollene Sohn und
Erbe des Handelshauses Menori. Er hat sich ein neues Leben aufgebaut und arbeitet
für eine Diebesgilde. Er möchte sich von dieser Gilde lösen und heiraten. In
dieser Phase erreicht ihn eine Botschaft seiner Halbschwester. Sie kündigt ihre
bevorstehende Hochzeit mit Prinz Tilmon
an und möchte, dass ihr lang verschollener Bruder dabei anwesend ist. Schon bald bereut Ferron seine Entscheidung,
wieder ins eine Heimat zurückgekehrt zu sein, denn es wimmelt am Hof des Königs
nur so von Intriganten und Speichelleckern. Bald hat der junge Mann nur noch
ein Ziel: Seine Schwester zu beschützen.
Larmik ist Oberst in der Armee des
Königs. Über die Jahre hat er sich in der Armee hochgedient und sich seinen
Rang mehr als verdient. Er war schon bei vielen Schlachten und Belagerungen
dabei. Er weiß, dass die Kommandanten oft schwere Entscheidungen treffen
müssen. Doch dieses Mal kann und will er mit er Entscheidung seiner
Vorgesetzten nicht leben.
Sanrin ist eine junge Frau, die unter
den grausamen Krieg stark gelitten hat. Sie und ihre kleine Schwester
überlebten als einzige das Massaker an den Dorfbewohnern und sie musste
zusehen, wie ihre Mutter vergewaltigt und ermordet wurde. Seitdem hat sie nur
ein Ziel: Rache an allen Meshaciern, die sie für das Unglück ihrer Familie verantwortlich macht.
Kelbren ist Hauptmann der Palastgarde
und der Königsfamilie treu ergeben. Ihn plagt die Sorge, dass er für die bevorstehende
Hochzeit zu wenig Leute hat, um die Gäste ausreichend zu beschützen. Obwohl
er Oberst Lamrik schon lange kennt und
schätzt, gibt er nichts auf dessen
Bericht von der Front. Er weiß, dass es im Krieg zu Verlusten kommen kann und
hält alle Gerüchte über die Ereignisse vor Helgarad für übertrieben. Schon bald muss er erkennen, dass seine Sorgen
berechtigt sind und dass er besser zugehört hätte.
Die Geschichte pendelt zwischen diesen
vier Menschen hin und her, was wesentlich zu ihrer Spannung beiträgt. Die Wege der vier Personen kreuzen sich
öfters, ohne dass sie sich kennen oder voneinander wissen. Nur Oberst Larmik
und Hauptmann Kelbren kennen sich aus früheren Zeiten. Mich hat am stärksten
die Geschichte Hauptmann Kelbrens berührt. Ein treuer, geradliniger und
ehrlicher Mann, der seine Familie liebt und seine Pflichten gegenüber dem König
und dessen Familie sehr ernst nimmt. Es zerreißt einem fast das Herz zu
erleben, wie alles um ihn herum in Trümmer fällt.
Oberst Larmik steht ebenfalls für Ehre
und Treue. Doch Ehre hat viele Seiten. Ist es ehrbar, in einem Krieg zu
kämpfen, in dem Waffen eingesetzt werden, die gnadenlos auch Zivilsten
niedermetzelt, kleine Kinder, alte Menschen? Wie weit darf man gehen um einen
Sieg zu erringen? Stellt man die Ehre über das Gewissen oder das Gewissen über
die Ehre? Oder ist beides untrennbar verbunden? Larmik kehrt von der Belagerung zurück an den Königshof um über die
Ereignisse zu berichten und ein Umdenken zu bewirken. Ist er nun ein Verräter,
ein Feigling oder einfach nur naiv wenn er hofft, den König zum Umdenken zu
bewegen.
Sanrin ist es egal, wenn Soldaten bei
der Belagerung sterben. Sie selbst hat schon vielen Menschen den Tod gebracht.
Dies im Namen des Totengottes Dulag, in dessen Tempel sie lebt und ausgebildet
wurde. Sie hat nur ein Ziel in ihrem Leben und weder ihre Schwester noch ihre
kleine Nichte können sie davon abhalten. Im Gegensatz zu Menaja findet Sanrin
keinen Frieden. Sie ist eine einsame, unruhige und gequälte Seele.
Jörg Benne schildert diese vier Menschen
sehr intensiv, man sieht sie förmlich lebendig vor sich. Wie sie Leben, wie sie
Leiden, wie sie Entscheidungen treffen müssen und mit sich ringen. Er macht es
keiner der Figuren leicht, jede hat eine schweren Weg zu gehen.
Und genau das macht die Geschichten von
Jörg Benne so glaubhaft und lebendig. Jeder von uns könnte in eine Lage kommen,
wo er sich entscheiden muss er nur die Wahl zwischen Pest und Cholera hat. An dieser Geschichte
ist kein Wort zu viel, der Autor erzählt sie in klaren und ausdruckstarken Worten, die
den Leser in den Bann ziehen und von seinen Figuren überzeugen. Er verzichtet
auf Umwege, Schnörkel und überflüssiges Liebesblabla, die viele Romane in die
Länge ziehen. Das hat mir schon bei den Helden von Nurareth so gut gefallen.
Obwohl alles seine Romane in der gleichen Welt spielen, sind sie
grundverschieden. Dieses Mal finden die Ereignisse weit im Südosten der Welt
statt. Eine Gesamtkarte der Welt liegt dieser Ausgabe aber leider nicht bei. Nuareth
ist eine sehr detailliert ausgearbeitete Welt mit eigener Politik, Geschichte,
Religion und diversen Spezies. Ein gelungener Weltenaufbau in der sich der
Autor sehr souverän bewegt und uns immer wieder einlädt dort zu verweilen. Nach
die Stunde der Helden und Dämonengrab ist Königsfeuer ein weiterer,
abgeschlossener Band. Leider ist das Buch nur als Ebook erhältlich. Ich lese
normalerweise nur Printbooks aber hier habe ich eine Ausnahme gemacht weil ich
wusste, dass der Autor mich nicht enttäuschen wird. (Und nein, Jörg Benne
bezahlt mich nicht für diese Worte :))
Das Cover des Buches ist sehr ausdrucksstark und farblich ein echter Hingucker. Sähe ich es als Printbuch irgendwo liegen, würde es mich magisch anziehen.
Titel: Königsfeuer
Autor Jörg Benne
Verlag: Selfpublishing
Ebook, keine ISBN gefunden, 413 Seiten
Hallo Andrea,
AntwortenLöschenhm, der Autor hat doch auch Dämonengrab geschrieben oder?
Der Mann hat so einen harmlosen Eindruck....schreibt, aber so cool, finde ich..
LG..Karin..
ja, Jörg Benne hat auch Dämonengrab geschrieben. In Natura sieht er noch viel harmloser aus :) und er ist ulttra nett. Aber seine Bücher sind wirklich gut
AntwortenLöschenO.K. bin nämlich gerade Dämonengrab am Lesen..LG..Karin..
AntwortenLöschen