"Ach, ja", Claudette seufzte
verzückt vor sich hin.
"Liest Du wieder diese
Vampirschlampenromane?", fragte Claude sie.
Claudette schaute von ihrem Buch auf.
"Nenn sie doch nicht immer so," schalt sie ihn sanft. "Es geht
hier um wahrhaftige Liebe."
"Liebe?", fragte er? Vampire
könne doch gar nicht lieben. Sie sind tot und haben kein Herz."
"Natürlich haben sie ein Herz, mein
Schatz, sonst könnte Edward seine Bella doch nicht so tief und innig
lieben, " erwiderte seine Frau. "Und tu nicht so, als hättest Du für
die Liebe nur Verachtung übrig. Ich weiß, dass Du mich liebst. Und zwar mit
jeder Faser Deines Herzens, Du Griesgram. Wir sind Alpha und Omega, Ying und
Yang, sogar unsere Namen weisen darauf hin, dass wir füreinander bestimmt
sind."
Claude schaute seine Frau an. Ja, er liebte
sie, daran gab es keinen Zweifel. Sie brachte ihn zum Lachen, sie machte ihn
glücklich, ohne sie fühlte er sich nur wie ein halber Mensch. Er erinnerte
sich, wie er sie in der Bibliothek getroffen hatte, den Kopf tief über ein Buch
gebeugt und haltlos schluchzend. Er hatte damals gedacht, sie habe Schmerzen
und so hatte er sie angesprochen. Etwas, das so gar nicht seine Art war. Er war Frauen gegenüber stets scheu gewesen,
sie erschienen ihm so unberechenbar, auf der einen Art zart wie eine leichte
Brise im Wind, auf der anderen Seite hart wie Stahl und unbeugsam in ihrem
Willen. Er verliebte sich auf den ersten Blick in sie. Tatsächlich schluchzte
sie damals, weil die Geschichte, welche sie las, so unendlich traurig war und
sie tief berührte. Sie war ein sehr
gefühlvoller Mensch, er wohl eher nicht.
"Liebe für die Ewigkeit gibt es
nicht", murmelte er. Wenn Romeo und Julia nicht gestorben wären,
hätten sie eine unendliche Anzahl Kinder bekommen, wären dick und fett geworden
und Romeo hätte sich alsbald einer jungen Kammerzofe zugewandt. Die Geschichten
können nur von ewiger Liebe sprechen, weil die Charaktere jung gestorben sind
und sich nie der Realität des Alltags stellen mussten."
Er wusste, dass er nicht so zu ihr sprechen sollte aber ihre Naivität und ihr Glaube an das Gute im Menschen weckten manchmal den kleinen Teufel in ihm. Sie konnte die Narben auf seiner Seele nicht sehen, die er beim Kampf aus dem Leben in Armut erhalten hatte. Sie wusste nicht von seiner Kindheit und Jugend im Ghetto Berlins und so sollte es auch bleiben.
Er wusste, dass er nicht so zu ihr sprechen sollte aber ihre Naivität und ihr Glaube an das Gute im Menschen weckten manchmal den kleinen Teufel in ihm. Sie konnte die Narben auf seiner Seele nicht sehen, die er beim Kampf aus dem Leben in Armut erhalten hatte. Sie wusste nicht von seiner Kindheit und Jugend im Ghetto Berlins und so sollte es auch bleiben.
"Claude, ich liebe Dich über alles
auf der Welt. Ich werde Dich noch lieben, wenn Du alt und dick geworden bist
und keine Haare mehr auf dem Kopf hast." Sie betrachte seine schwarze
Lockenpracht und ein schelmisches Lächeln huschte um ihre Mundwinkel.
"Mhhh, das mit der Glatze könnte vielleicht meine Gefühle ins Wanken
bringen", sagte sie. Er lächelte sie an und wusste, dass sie das nicht
ernst meinte. Sie würde ihn immer lieben, sie war genau diese Art Mensch. Das
wusste er vom ersten Moment an, als sie aufschaute und ihn mit Tränen in den
Augen ansah. Tränen, die sie um eine fiktive Figur vergoss. Wenn sie schon so
innige Gefühle für Menschen in Geschichten empfand, so waren ihre Gefühle für ihn umso stärker, denn er war ihre wahre
Liebe.
"Vampire sind tot," erwiderte
er. "Ok, nicht im eigentlichen Sinne tot aber ihr Herz schlägt nicht mehr.
Alles, was sie noch fühlen sind Begierden. Der Durst nach Blut, die Einsamkeit
in ihrem langen Leben, das sind alles Empfindungen, die aus dem Verstand
kommen, nicht aus dem Herzen. Die Liebe kommt aus dem Herzen und das schlägt
bei einem Vampir nicht mehr. Also können sie auch nicht lieben,"
argumentierte er.
"Diese Bücher sind Fiktionen. Da träumt eine Autorin von einer unendlichen Liebe, wurde in ihrem Leben vielleicht von einem Mann enttäuscht und verlassen, also erfindet so einen Quatsch und schreibt ein Buch. Und Millionen Frauen, die den gleichen Traum teilen, lesen es und bescheren dieser Frau eine Menge Geld."
"Diese Bücher sind Fiktionen. Da träumt eine Autorin von einer unendlichen Liebe, wurde in ihrem Leben vielleicht von einem Mann enttäuscht und verlassen, also erfindet so einen Quatsch und schreibt ein Buch. Und Millionen Frauen, die den gleichen Traum teilen, lesen es und bescheren dieser Frau eine Menge Geld."
Claudette runzelte die Stirn. "Wenn
Du so denkst, wirst Du mich dann eines Tages verlassen?", fragte sie.
Werde ich Dir zu langweilig, zur Gewohnheit, zur Last werden? Was, wenn ich
krank werde, alt und hässlich? Wendest Du Dich dann von mir ab? Wenn Du
so über die Liebe denkst, werden wir dann überhaupt zusammen alt?" Sie
runzelte die Stirn. Aber dann lächelte sie wieder, wie es ihre Art war.
"Du machst mich ganz verrückt, dabei weiß ich doch, dass ich Deine große
Liebe bin, ohne mich bist Du nur ein halber Mensch. Gib es zu", forderte
sie.
Und er gab es zu, nahm sie in den Arm
und trug sie hinauf ins Schlafzimmer.
Das Gespräch über Vampire und ihre
Begierden verfolgte Claudette bis in ihre Träume. Sie warf sich unruhig hin und
her, meinte sogar, einen Biss an ihrem Hals zu spüren. Irgendwann schreckte sie
hoch, ihr Herz hämmerte in ihrer Brust und sie ging in die Küche, um ein Glas
Wasser zu trinken.
Als Claude aufwachte, fand er das Bett
neben sich leer. Er rief den Namen seiner Frau aber sie antworte nicht. Er fand
sie im Badezimmer, wo sie vor dem Spiegel stand und ihren Hals betastete.
"Schatz, was hast Du? Geht es Dir
nicht gut?," fragte er besorgt.
Al sie sich umdrehte und ihm in den Hals
biss, schossen ihr zwei Gedanken durch den Kopf. Ihr Herz hämmerte nicht mehr
und sie fühlte nichts als eine unstillbare Gier.Wie recht ihr Mann doch hatte.
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