29 April 2019

Leandro und der Brief aus Venedig von Tim Stern


https://www.amazon.de/Leandro-Brief-aus-Venedig-Brieftauben/dp/1091237522/ref=sr_1_5?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&keywords=Tim+Stern&qid=1556535342&s=gateway&sr=8-5
"Leandro ist eine schneeweiße Damascener Taube mit zwei schwarzen Querbinden auf den Schwanzfedern und den Flügelenden." So beschreibt Tim Stern seinen Hauptcharakter in diesem außergewöhnlichen Fantasybuch.
Leandro lebt mit seinem Bruder Artus zusammen in einem Taubenschlag hoch über Venedig und wartet auf seinen ersten Einsatz. Er ist noch jung und unerfahren und Artus schüttelt oft den Kopf über die Disziplinlosigkeit seines kleinen Bruders. Immer wieder verlässt Leandro den Taubenschlag, um die Stadt zu erkunden.  Er lernt Paolo und Lorenzo kennen, zwei venezianische Tauben, die ihm alles wissenswerte über die Stadt beibringen. Auf einem seiner Flüge begegnet er der wunderschönen Sophia und verliebt sich auf den ersten Blick in sie. Er freundet sich mit Moskito, einer junger Fledermaus an, die unbedingt eine Brieftaube werden möchte und er lernt Galileo kennen, eine weise Eule, die nur in Reimen spricht.
Bald kommen die Freunde einem Komplott der Ratten auf die Spur, welcher die Menschheit vernichten könnte. Nun obliegt es Leandro und seinen Freunden, den Plan der Ratten zu vereiteln, auch wenn sie sich damit in große Gefahr begeben.

Kommentar:
Man merkt dem Autor die Liebe zu Venedig an. Er beschreibt anschaulich und sehr detailliert diese wunderbare Stadt und er scheint wirklich jeden versteckten Winkel zu kennen.
Leandro und seine Freunde sind ebenfalls sehr liebevoll und sehr anschaulich beschrieben. Leandro ist noch jung und ungestüm und meint, er könne die Welt aus den Angeln heben. Moskito ist ein kleiner, beherzter Kerl, der davon träumt, eine Brieftaube zu sein. Leandro unterrichtet den Freund und bringt ihm alles bei, was eine Brieftaube wissen muss. Über den Wind, den Flug der Wolken und wie man sich am besten an Landmarken orientiert.  Paolo und Lorenzo sind zwei einheimische Tauben, die ihre Stadt über alles lieben. Als sie erfahren, was die Ratten vorhaben, versuchen sie alles, um den Plan dieser Kreaturen zu verhindern. Drago, der Anführer der Ratten, ist mit einem Schiff nach Venedig gekommen, Er achtet die Gesetze der Lagunenstadt nicht und scharrt immer mehr Ratten um sich, die mit der Situation unzufrieden sind. Sie wollen nicht mehr versteckt im Untergrund leben und sich nur von Abfällen ernähren sondern sie wollen an die reich gedeckten Tische der Menschen. Drago ist klug und gewitzt, Nebenbuhler räumt er gnadenlos aus dem Weg und er festigt seine Macht von Tag zu Tag mehr.
Obwohl man Tauben ja die Ratten der Lüfte nennt, unterscheiden sich die beiden Gattungen in diesem Roman sehr. Ich werde zukünftig die Tauben sicher mit anderen Augen betrachten.
Vieles aus diesem Roman stimmt einen auch etwas nachdenklich. Ein gewissenloser, charismatischer Anführer, der die Meute aufhetzt und Nebenbuhler eliminiert, um die Alleinherrschaft zu erlangen. Der seine Untergebenen mit Versprechungen und Bestechung auf seine Seite zieht, sie aber dann gnadenlos in den Tod schickt. Ein fast zu menschliches Verhalten, dass uns einen Spiegel vor das Gesicht hält.
Mein Liebling in diesem Buch ist Moskito. Er träumt davon, etwas anders zu sein und lässt sich durch nichts und niemanden entmutigen oder von seinem Traum abbringen. Er wirkt durch und durch positiv und durch seine Art sorgt er für viele lustige Momente. Zwischen den Stadttauben und Brieftauben gibt es keine Ressentiments, sie halten zusammen und kämpfen zusammen. Nur eine Liebesbeziehung zwischen Brieftaube und Stadttaube scheint aussichtslos, muss die Brieftaube doch immer wieder an ihren Standort zurück.
Sprachlich hat mir das Buch gut gefallen, bis auf einige kleine Ausnahmen.  Das Buch spielt zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Das erfordert eine etwas andere Sprache und andere Formulierungen. Hier verliert Tim Stern etwas den Zeitgeist aus den Augen. Er schreibt z.B. Party statt Fest oder benutzt das Wort Schultüte.  Auf Seite 89 reichen sich die Ratten die Hände zum Pakt. Hier hätte ich das Wort Pfoten benutzt, wie auch an anderen Stellen. Das sind aber minimale Kleinigkeiten, die den Lesefluss nicht stören und der Geschichte nichts von ihrer Spannung und ihrem Liebreiz nehmen. Im Inneneren, zu Beginn der Geschichte sehen wir eine Illustration von Drago. Wer diese Skizze sieht,  traut der hinterhältigen Ratte alles Böse zu. Absolut treffend gezeichnet. Schade, dass es nicht noch mehr Zeichnungen gibt, ich weiß aber, für einen Selfpublisher ist das sehr teuer. Vielleicht stellt sich der Erfolg ja bald ein und der Leser kommt in den Genuss weiterer Illustrationen. Verdient hätte es diese schöne Geschichte.
Ich bin gespannt, wie die Abenteuer von Sophia, Leandro und Moskito weitergehen. Das Cover hat mich persönlich nicht so angesprochen, das ist aber eine rein subjektive Meinung.
Leider habe ich hier einen Link zu Amazon setzen müssen, da ich den Autor im Netz anderweitig nicht gefunden habe.
Reihe: Brieftauben Fantasyabenteuer Teil 1
Autor: Tim Stern
Verlag: Selfpublisher, TB, 161 Seiten
ISBN: 9781091237520

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