09 November 2025

Die Gabe (Pellinor Saga Band 1) von Alison Croggon

Maerad arbeitet als Sklavin in Gilmanns Feste. An ihr Leben vor der Sklaverei kann sie sich kaum erinnern. Ihr Vater und ihr Bruder wurden ermordet, ihre Mutter starb vor Gram während der Sklaverei. Mittlerweile ist das junge Mädchen 16 Jahre alt und muss sich immer öfter gegen Übergriffe der Männer in der Feste wehren. Schon zu oft hat sie gesehen, wie eine der Sklavinnen brutal vergewaltigt wurde. Ihr sagt man allerdings nach, dass sie Hexenkräfte besäße und die Angst der Männer vor diesen Kräften ist ihr einziger Schutz.
Als sie eines morgens im Stall Kühe melkt, sieht sie einen Unbekannten. Sie ist sehr überrascht, denn Gilmanns Feste liegt ab von allen Wegen, ist gut befestigt und ebenso gut bewacht, Unmöglich, dass ein Fremder dort eindringen kann. Cadvan, wie der junge Mann heißt, ist ebenfalls überrascht. Überrascht, dass Maerad ihn sehen kann, denn er versteckt sich hinter einem Bann, der ihn eigentlich unsichtbar machen müsste. Dass die Sklavin ihn so mühelos sehen kann, fasziniert ihn. Er erkennt ein ungeheures Potential in dem Mädchen und er bietet ihr an, sie aus der Feste mitzunehmen. Maerad zaudert nicht, schon lange träumt sie von Flucht und Freiheit und sie fasst sofort Vertrauen zu diesem seltsamen Mann.
Cadvan ist hin und her gerissen, was er mir diesem seltsamen Fund an Mensch anfangen soll. Er ist auf einer gefährlichen Mission uns sammelt Nachrichten, um diese in die Bardenfeste Norloch zu bringen. Etwas Dunkles regt sich im Land  und Cadvan hat die Befürchtung, dass der „Namenlose“ zurückkehrt. Ein dunkles Wesen, dass alles Licht der Welt verschluckt. Auf so einer gefährlichen Mission ein junges Mädchen mitzunehmen ist eine wahnwitzige Idee, doch je mehr er Maerad kennenlernt, desto sicherer ist er, dass sie für die Zukunft eine große Rolle spielt.
 
Kommentar:
Das Buch stammt aus der Feder einer australischen Autorin, die ihrem Kontinent sehr verbunden scheint. Die Landschaftsbeschreibungen in dieser Geschichte sind sehr detailliert und intensiv, erstrecken sich oft über mehrere Seiten. In Band eins liest man das noch gerne, da nebenher doch einiges passiert. Mittlerweile bin ich aber am Ende des zweiten Bandes und ich gebe zu, mindestens hundert Seiten habe ich dort sicher überblättert. Ich mag epochale Geschichten und lese gerne Bücher von 1000 Seiten wie von Tad Williams, Robin Hobb oder Brandon Sanderson. Der erste Band von Alison Croggon hat 476 Seiten, wenn man also dort 100 Seiten überblättert, reduziert sich die Geschichte stark.
Im ersten Band lernen sich der Barde Cadvan und Maerad kennen. Barden sind wohl das, was in anderen Geschichten Magier sind. Sie verweben ihr Kunst mit Musik. Sie sind Lehrer und verantwortlich für das Land um ihren Bardenschulen herum. 
Ihre Aufgabe ist das Dienen, dafür erhalten sie von der Bevölkerung Gaben als Dank. Cadvan bemerkt aber immer häufiger, dass die Barden arrogant werden, das Volk ausnehmen und keine Gegenleistung erbringen. Viele Menschen sterben, weil die Barden sie nicht mehr heilen. Die, die dem Licht dienen sollen, verfallen immer mehr der Dunkelheit. Seine Beobachtungen erschüttern ihn. 
Dass seine Reise nun von einem Mädchen gebremst wird, ist ein Ärgernis. Gleichzeitig ist dieses Mädchen aber auch eine Hoffnung, eine ungeschulte Bardin mit einem hohen Potenzial. Cadvan bringt das Mädchen nach Inneil, wo sich eine Bardenschule befindet. Er hofft, dass Maerad dort angenommen wird und eine Ausbildung beginnen kann. Maerad, die noch nie außerhalb der Feste war, fühlt sich zu Beginn etwas verloren unter Menschen, die ihr soviel Aufmerksamkeit schenken. Aber Silvia und Malgorn, die Führer der Bardenschule von Inneil, nehmen sie so herzlich auf, dass sie sich bald wie zu Hause fühlt. 
Die Gefühle des Mädchens beschreibt die Autorin mit sehr einfühlsamen und bewegenden Worten. Wie sie das erste Mal genug zu essen bekommt. Ein eigenes Kleid und ein Zimmer mit einem weichen Bett. Sogar ein Bad lernt sie kennen und das ist einer der Annehmlichkeiten, die sie nicht mehr missen möchte. Sie bekommt in Inneil Unterricht, lernt lesen und schreiben. Doch schon bald wird klar, dass sie nicht in Inneil bleiben kann. Nicht nur Cadvan hat die schlummernde Kräfte des Mädchens erkannt, auch der Feind ist ihr auf den Fersen.
Man muss sich als Lesende immer wieder vor Augen halten, dass Maerad gerade einmal 16 Jahre alt ist. In dieser unwirtlichen Welt ist sie zwar erwachsen, aber sie hat so vieles im Leben versäumt und musste um alles kämpfen, so dass ihre Reaktionen auf manche Ereignisse verständlich wirken. Ihre Angst versteckt sie oft hinter Aggressionen und es fällt ihr schwer Vertrauen zu fassen und Hilfe anzunehmen. Nur Cadvan bildet eine Ausnahme. 
Sie muss schwere Entscheidungen treffen ohne die Konsequenzen abschätzen zu können und begeht verständlicherweise daher auch Fehler. Der ständige Druck und die Erwartungen der Menschen um sie herum ängstigen und verunsichern sie.
Wie schon zu Beginn erwähnt, nerven die ausufernden Landschaftsbeschreibungen etwas. Dazu kommt der immer wiederkehrende Hinweis, dass Maerad ihre Monatsblutung hat. Das zieht sich auch durch Band zwei und trägt wirklich nichts zur Handlung bei. Zieht man die Reiseschilderungen und diese überflüssigen Details ab, ist der Kern der Geschichte doch etwas mager. Nichtsdestotrotz bleibe ich dabei, denn ich möchte gerne wissen, wie sich das Mädchen entwickelt und ob sie sich gegen die aufziehende Dunkelheit kämpfen kann. Trauer und Verlust begleiten ihren Weg und man leidet mit ihr.
Vorne im Buch befinden sich ausführliche Karten von Annar und den sieben Königreichen.  Im Vorwort erklärt die Autorin, wie sie auf diese Geschichte gekommen ist und im Nachwort gibt es viele Details zur Kultur Gesellschaft, Geschichte, Religion und Bardentum. Man sollte diese Informationen lesen, denn dadurch wird einiges, was passiert, verständlicher.
 
Fazit:
Ein spannender Auftakt mit einigen Längen. Trotzdem fehlt es mir etwas an Tiefe. Vieles bleibt oberflächlich und wird erst durch das Nachwort klar. Meines Erachtens hätte man einiges in die Handlung einbauen können und dafür auf Reiseschilderungen verzichten können. 
 
Titel: Die Gabe
Reihe: Pellinor Saga Band 1
Autorin: Alison Croggon
Verlag: Bastei Lübbe, Softcover, 492 Seiten
ISBN: 9783404285143

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Achtung Datenschutz! Mit dem Abschicken des Kommentars nehme ich zur Kenntnis und bin einverstanden, dass meine Daten von Blogspot gespeichert und weiterverarbeitet werden!