Maerad arbeitet als Sklavin in
Gilmanns Feste. An ihr Leben vor der Sklaverei kann sie sich kaum erinnern. Ihr
Vater und ihr Bruder wurden ermordet, ihre Mutter starb vor Gram während der
Sklaverei. Mittlerweile ist das junge Mädchen 16 Jahre alt und muss sich immer
öfter gegen Übergriffe der Männer in der Feste wehren. Schon zu oft hat sie
gesehen, wie eine der Sklavinnen brutal vergewaltigt wurde. Ihr sagt man allerdings
nach, dass sie Hexenkräfte besäße und die Angst der Männer vor diesen Kräften ist
ihr einziger Schutz.
Als sie eines morgens im Stall
Kühe melkt, sieht sie einen Unbekannten. Sie ist sehr überrascht, denn Gilmanns
Feste liegt ab von allen Wegen, ist gut befestigt und ebenso gut bewacht, Unmöglich,
dass ein Fremder dort eindringen kann. Cadvan, wie der junge Mann heißt, ist
ebenfalls überrascht. Überrascht, dass Maerad ihn sehen kann, denn er versteckt
sich hinter einem Bann, der ihn eigentlich unsichtbar machen müsste. Dass die
Sklavin ihn so mühelos sehen kann, fasziniert ihn. Er erkennt ein ungeheures
Potential in dem Mädchen und er bietet ihr an, sie aus der Feste mitzunehmen.
Maerad zaudert nicht, schon lange träumt sie von Flucht und Freiheit und sie
fasst sofort Vertrauen zu diesem seltsamen Mann.
Cadvan ist hin und her
gerissen, was er mir diesem seltsamen Fund an Mensch anfangen soll. Er ist auf
einer gefährlichen Mission uns sammelt Nachrichten, um diese in die
Bardenfeste Norloch zu bringen. Etwas Dunkles regt sich im Land und Cadvan hat die Befürchtung, dass der „Namenlose“
zurückkehrt. Ein dunkles Wesen, dass alles Licht der Welt verschluckt. Auf so
einer gefährlichen Mission ein junges Mädchen mitzunehmen ist eine wahnwitzige
Idee, doch je mehr er Maerad kennenlernt, desto sicherer ist er, dass sie für
die Zukunft eine große Rolle spielt.
Kommentar:
Das Buch stammt aus der Feder
einer australischen Autorin, die ihrem Kontinent sehr verbunden scheint. Die
Landschaftsbeschreibungen in dieser Geschichte sind sehr detailliert und
intensiv, erstrecken sich oft über mehrere Seiten. In Band eins liest man das
noch gerne, da nebenher doch einiges passiert. Mittlerweile bin ich aber am
Ende des zweiten Bandes und ich gebe zu, mindestens hundert Seiten habe ich dort
sicher überblättert. Ich mag epochale Geschichten und lese gerne Bücher von
1000 Seiten wie von Tad Williams, Robin Hobb oder Brandon Sanderson. Der erste
Band von Alison Croggon hat 476 Seiten, wenn man also dort 100 Seiten
überblättert, reduziert sich die Geschichte stark.
Im ersten Band lernen sich der
Barde Cadvan und Maerad kennen. Barden sind wohl das, was in anderen Geschichten
Magier sind. Sie verweben ihr Kunst mit Musik. Sie sind Lehrer und verantwortlich
für das Land um ihren Bardenschulen herum.
Ihre Aufgabe ist das Dienen, dafür
erhalten sie von der Bevölkerung Gaben als Dank. Cadvan bemerkt aber immer
häufiger, dass die Barden arrogant werden, das Volk ausnehmen und keine Gegenleistung
erbringen. Viele Menschen sterben, weil die Barden sie nicht mehr heilen. Die,
die dem Licht dienen sollen, verfallen immer mehr der Dunkelheit. Seine
Beobachtungen erschüttern ihn.
Dass seine Reise nun von einem Mädchen gebremst
wird, ist ein Ärgernis. Gleichzeitig ist dieses Mädchen aber auch eine Hoffnung,
eine ungeschulte Bardin mit einem hohen Potenzial. Cadvan bringt das Mädchen
nach Inneil, wo sich eine Bardenschule befindet. Er hofft, dass Maerad dort
angenommen wird und eine Ausbildung beginnen kann. Maerad, die noch nie
außerhalb der Feste war, fühlt sich zu Beginn etwas verloren unter Menschen,
die ihr soviel Aufmerksamkeit schenken. Aber Silvia und Malgorn, die Führer der Bardenschule von Inneil, nehmen sie so
herzlich auf, dass sie sich bald wie zu Hause fühlt.
Die Gefühle des Mädchens
beschreibt die Autorin mit sehr einfühlsamen und bewegenden Worten. Wie sie das
erste Mal genug zu essen bekommt. Ein eigenes Kleid und ein Zimmer mit einem
weichen Bett. Sogar ein Bad lernt sie kennen und das ist einer der
Annehmlichkeiten, die sie nicht mehr missen möchte. Sie bekommt in Inneil Unterricht,
lernt lesen und schreiben. Doch schon bald wird klar, dass sie nicht in Inneil
bleiben kann. Nicht nur Cadvan hat die schlummernde Kräfte des Mädchens
erkannt, auch der Feind ist ihr auf den Fersen.
Man muss sich als Lesende
immer wieder vor Augen halten, dass Maerad gerade einmal 16 Jahre alt ist. In
dieser unwirtlichen Welt ist sie zwar erwachsen, aber sie hat so vieles im
Leben versäumt und musste um alles kämpfen, so dass ihre Reaktionen auf manche
Ereignisse verständlich wirken. Ihre Angst versteckt sie oft hinter Aggressionen
und es fällt ihr schwer Vertrauen zu fassen und Hilfe anzunehmen. Nur Cadvan
bildet eine Ausnahme.
Sie muss schwere Entscheidungen treffen ohne die Konsequenzen
abschätzen zu können und begeht verständlicherweise daher auch Fehler. Der
ständige Druck und die Erwartungen der Menschen um sie herum ängstigen und
verunsichern sie.
Wie schon zu Beginn erwähnt,
nerven die ausufernden Landschaftsbeschreibungen etwas. Dazu kommt der immer
wiederkehrende Hinweis, dass Maerad ihre Monatsblutung hat. Das zieht sich auch
durch Band zwei und trägt wirklich nichts zur Handlung bei. Zieht man die Reiseschilderungen
und diese überflüssigen Details ab, ist der Kern der Geschichte doch etwas
mager. Nichtsdestotrotz bleibe ich dabei, denn ich möchte gerne wissen, wie
sich das Mädchen entwickelt und ob sie sich gegen die aufziehende Dunkelheit
kämpfen kann. Trauer und Verlust begleiten ihren Weg und man leidet mit ihr.
Vorne im Buch befinden sich
ausführliche Karten von Annar und den sieben Königreichen. Im Vorwort erklärt die Autorin, wie sie auf
diese Geschichte gekommen ist und im Nachwort gibt es viele Details zur Kultur
Gesellschaft, Geschichte, Religion und Bardentum. Man sollte diese
Informationen lesen, denn dadurch wird einiges, was passiert, verständlicher.
Fazit:
Ein spannender Auftakt mit
einigen Längen. Trotzdem fehlt es mir etwas an Tiefe. Vieles bleibt oberflächlich
und wird erst durch das Nachwort klar. Meines Erachtens hätte man einiges in
die Handlung einbauen können und dafür auf Reiseschilderungen verzichten können.
Titel: Die Gabe
Reihe: Pellinor Saga Band 1
Autorin: Alison Croggon
Verlag: Bastei Lübbe,
Softcover, 492 Seiten
ISBN: 9783404285143

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