Gimli, der Zwerg und Captain Jack
Sparrow überfallen zusammen das bretonische Restaurant » Chez Serge« in
Vakkerville. Es ist Halloween und so fallen die beiden Gestalten nicht
sonderlich auf, bevor sie das Restaurant betreten. Es ist Freitag und jeden Freitag kassiert der
Pate der Stadt, Erdal Can, hier seine Schutzgelder während ein wahrhaft
köstliches Mahl zu sich nimmt. Was die beiden Diebe nicht wissen ist, dass
ausgerechnet an diesem Tag auch andere Parteien die Lokalität besuchen, um
diverse, heimliche, teils illegale Geschäfte abzuwickeln. Und ehe sich Gimli
und Jack...Verzeihung....Captain Jack Sparrow versehen, sind ihnen nicht nur
die Bodyguards des Paten auf den Fersen sondern auch andere absonderliche
Gestalten. Vakkerville befindet sich im
Umbruch, nicht nur in der Realität, auch
die Geisterwelt ist in Aufruhr und mischt ordentlich mit. Letztendlich
hängt alles zusammen, beginnend mit diesem abstrusen Überfall.
Kommentar:
Man merkt sicherlich, dass ich etwas Probleme
habe, den Inhalt in eine kurze Form zu pressen. Es geschieht in diesem Band
eins einfach zu viel und man muss aufpassen, den kompletten Überblick zu
behalten.
Wie bei einem Schachspiel, setzt Anton
Serkalow hier seine Figuren sehr strategisch ein. Zentrum von allem ist das »Chez
Serge«, das Restaurant, in dem alle Protagonisten aufeinander treffen. Was wie
Zufallsbegegnungen aussieht, scheint von der Hand des Schicksals geplant.
Samira, die Leibwächterin des
Innensenators möchte sich dort mit den Erpressern ihres Chefs treffen. Dieser, Kristof
Szabo, beabsichtigt, Bürgermeister der
Stadt Vakkerville zu werden, doch irgendjemand hat ein Geheimnis aus seiner
Studentenzeit aufgedeckt und einen Skandal kann der Innensenator während seines
Wahlkampfes nicht gebrauchen.
Ilda, die Frau des Senators, trifft sich
mit ihrer Tochter Lilian-Charlotte im Restaurant, um ein Frau zu Frau Gespräch
zu führen. Das Verhältnis zwischen dem pummeligen Gothic Mädchen und ihrer
adretten Mutter ist stark zerrüttet.
Ebenfalls im Raum befinden sich der
Pfleger Fabio und sein Schützling »Scheuch« . Fabio arbeitet im »Spiegelgrund«,
einer Anstalt für psychisch kranke Kinder und »Scheuch« , obwohl mittlerweile
kein Kind mehr, ist ein Bewohner dieser Anstalt. Für beide ist es ein Luxus und
eine Auszeit von der Anstalt, die leckeren Pfannkuchen des Etablissements zu
verzehren.
Eliane arbeitet ebenfalls in der
Anstalt, sie ist eine feinfühlige, aufmerksame Frau, die sich rührend um ihren
Nachbarn Leo kümmert, der seinen Kater vermisst. Leo ist Agoraphobiker und
verlässt seine Wohnung normalerweise nicht aber der Kater ist sein einziger
Freund und Bezugspunkt zur Welt, also begibt er sich auf die Suche nach ihm.
Der Flaschensammler Heiner lebt als
Obdachloser außerhalb des Rasters. Er kennt jeden und jeder kennt ihn, so ist
es kein Zufall, dass er in die Ereignisse verwickelt wird.
Das Buch kommt daher wie ein Film von
Guy Ritchie. Dem Leser wird ein Ereignis vorgesetzt (der Überfall) und dann
gibt es Rückblenden, die uns zeigen, warum und wieso die Charaktere sich alle
im »Chez Serge« befinden. Da ich Guy Ritchie Filme liebe, ist das Buch wie für
mich gemacht. Nach und nach entfaltet sich die ganze Geschichte vor dem Auge
des Lesers und es ist fantastisch, wie der Autor alle Fäden miteinander verknüpft,
so dass man am Ende von Band eins unweigerlich sofort zu Band zwei greift. Denn
erst dann nimmt die Handlung richtig an Fahrt auf. Alles davor ist ein
heranschleichen, abtasten, navigieren, in Position setzen.
Alle Protagonisten haben ein
traumatisches Erlebnis hinter sich, das sie anfällig für die merkwürdigen
Ereignisse macht, die sich in dieser Halloween Nacht offenbaren.
Insgesamt hört sich das alles nach sehr
viel Spaß an aber Anton Serkalow hat hier einige hochbrisante Themen
eingearbeitet, die den Leser zum Nachdenken anregen. Krieg, Gewalt, Folter, es
ist erschütternd zu lesen, was diesen Menschen alles widerfahren ist und wie
sie sich nichtsdestotrotz eine Existenz aufgebaut haben. Manche sind durch ihre
Erlebnisse anfälliger für die Welt der Geister, andere wiederum leugnen, was
sie sehen. Sie kommen mit der Verzerrung
der Wahrnehmung nicht klar. Doch jedem ist eine Rolle zugedacht, ob wie
wollen oder nicht.
Wie auch in Nighthunter, bedient sich
der Autor hier aus der modernen Popkultur und formt alles zu einer spannenden
Geschichte um. Dieses Mal habe ich nicht so viel erkannt, da ich keine Horror
Filme schaue. Aber Traveler von John Twelve Hawks habe ich zwei Mal gelesen,
und ich war fasziniert von diesem Roman,
den leider viel zu wenige kennen.
Die Ausverkauf der Stadt ist ebenfalls
ein sehr aktuelles Thema, das wir heute unter anderem in Leipzig oder auch
Potsdam erleben. Die alten Häuser werden kernsaniert , die langjährigen Mieter
werden aus ihren Wohnungen geschmissen oder heraus geklagt und die Wohnungen
werden an Neureiche oder an ausländische Investoren vermietet, der Otto
Normalbürger wird an den Stadtrand gedrängt.
Ein kleines Bonbon für mich waren die
türkischen Sätze, die Erdal Can von sich gibt. Da ich die Sprache beherrsche,
konnte ich sehen wie viel Mühe sich der Autor gegeben hat, die blumige und
ausdrucksstarke Sprache genau widerzugeben.
Leider habe ich keine Tastatur, die es mir ermöglicht, die türkischen
Buchstaben oder auch die osteuropäischen Namen so korrekt zu schreiben, wie der
Autor. Alles bei ihm wirkt echt und authentisch.
Insgesamt eine spannende Geschichte, die
langsam aber unaufhörlich einem Höhepunkt entgegen strebt. Anton Serkalow ist das weiße Kaninchen, dem
wir ins Wunderland folgen, wo uns merkwürdige Figuren begegnen und wo
unglaubliche Ereignisse stattfinden.
»Es beginnt wieder. Hilf uns«, heißt es
im Buch. Wer werden die Retter sein?
Titel: Dämmergrau
Reihe: Vakkerville Mysteries
Autor: Anton Serkalow
Verlag: Selfpublisher, Softcover, 300
Seiten
ISBN: 9781520396545
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