03 November 2024

Dezernat für Grenzfälle von Peter Scheerer

Leo Klostermann ist glücklich verheiratet, finanziell abgesichert und eigentlich zufrieden mit seinem Leben. Um vor seinem Schwiegervater nicht als Versager und Faulenzer dazustehen, nimmt er einen Job beim Dezernat für Grenzfälle an. Seine Tätigkeit besteht hauptsächlich darin, die Zeit tot zu schlagen und sich verbale Auseinandersetzungen mit seinem Chef zu liefern, der Leo nicht leiden kann. Was auf Gegenseitigkeit beruht.

(Chef: „In meinen Augen sind sie inkompetenter Blödmann.“
 (Leo: „Sie verstehen es, mir zu schmeicheln“)
 
Da Leo Klostermann aber Beziehungen zum Innenminister hat, ist seine Stellung bei diesem etwas außergewöhnlichen Dezernat unantastbar. Um Leo zu beschäftigen und ihn als absoluten Versager hinzustellen, übergibt Chief Rumdorff ihm einen nicht zu lösenden Fall, an dem sich schon andere Ermittler die Zähne ausgebissen haben und der bereits als cold case ad acta gelegt wurde.
Leo begibt sich sehr unlustig an die Ermittlungen, aber seine Frau Emily ist Feuer und Flamme. Denn die charismatische und betörende Sängerin Moon Destiny ist in den Fall verwickelt und Emily liebt die Musik dieser Frau. Also schleust Leo seine Frau sehr geschickt in das Umfeld des Superstars ein, in der Hoffnung, dort eine Spur zu finden, wo alle anderen versagten.
 
Kommentar:
Was ich an den Büchern von Peter Scheerer so mag ist, dass seine Geschichten nicht beginnen. Sie sind einfach da und der Leser wird sofort mitten in das Geschehen hinein katapultiert. Es gibt keine langatmigen Einführungen, keine Vorgeschichten oder langgezogenen Handlungsverläufe.
Leo Klostermann glaubt nicht an das Übernatürliche, er ist ein einfacher, bodenständiger Mann, der nichts lieber möchte als mit seiner Frau ein glückliches Leben zu führen. 
Er hat ein recht mittelmäßiges Jurastudium abgeschlossen und bisher im Leben nicht viel erreicht. Außer, Emily zu heiraten, was er als großes Glück empfindet. Es ist ihr Vater, der Leo den Job im Dezernat verschafft und Leo übernimmt den Job, obwohl er das Ganze eher für einen Witz hält. Seines Erachtens ist er der einzige normale Mensch im Dezernat, davon abgesehen, dass sein Chef ein Blödmann ist. Zu den Kollegen und Kolleginnen pflegt er kaum Kontakt, umso erstaunter ist er immer wieder, dass er von ihnen aufmunternde Worte oder einen Gruß erhält. Sie sind alle überzeugt davon, dass Leo genau dort gebraucht wird, wo er jetzt sitzt.
Leo erhält die Ermittlungsakte über den Fall Elmer Robinson, einem Finanzmakler, der tot in seiner Luxuswohnung gefunden wurde. Und wenn sogar das Dezernat für Grenzfälle einen Fall nicht lösen kann, ist er tatsächlich unlösbar. Sein Chef möchte Leo bloßstellen und das Dezernat aus allem heraushalten, falls Leo scheitert. Und er ist sich sicher, dass er scheitern wird. Da aber einflussreiche Leute die Wiederaufnahme des Falles wünschen, kann der Chief sich nicht dagegen wehren. Aber wenn Leo scheitert, kann er diesen Trottel immerhin entlassen.
Vor seinem Tod war der Finanzmakler auf einer High Society Spendengala und putzmunter, in Begleitung von Moon Destiny. Bald erfährt Leo, dass es im Umfeld der Sängerin eine weitere Tote gab, eine Backgroundsängerin. Zwar scheinen die Fälle absolut nichts gemeinsam zu haben aber Leo hat ansonsten keine Hinweise oder Spuren, so dass er seine Fühler in alle Richtungen ausstreckt. Sehr zum Ärger seines Chefs.
Der schwarze, teilweise bitterböse Humor, der Schlagabtausch zwischen den Protagonisten und das unaufhaltsame hindriften in den Bereich der Science-Fiction macht die Bücher des Autors immer wieder spannend und unterhaltsam. Die Figuren sind glaubhaft, vor allem Leo mag ich, wie er alles in Frage stellt und alle zu Spinnern erklärt, bis auch ihm langsam aber sicher bewusst wird, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Er ist ein einfacher Mensch, der das Leben genießen und seine Frau lieben möchte. Der sich gegen die Zwänge der Gesellschaft und ihren Anforderungen wehrt und nur versucht, glücklich zu sein. Etwas, was ich durchaus nachvollziehen kann.
Der Autor schreibt flüssig, kurz, knapp und prägnant, auf 225 Seiten erzählt er eine Story, die den Leser sofort packt. Mittlerweile habe ich mehrere Bücher des Autors gelesen, jedes ist anders aber jedes ist einmalig gut.
Es handelt sich um eine Mischung aus Thriller und Science-Fiction, wobei meines Erachtens der Science-Fiction Anteil relativ klein bzw. unaufdringlich ist, so dass das Buch durchaus auch von Menschen gelesen werden kann, die sich nicht viel aus dem Genre machen oder nur einmal hineinschnuppern möchten.
Das Cover ist relativ unspektakulär und gibt kaum Hinweise auf den Inhalt, sprachlich ist die Geschichte wieder auf hohem Niveau. Ich liebe Selfpublisher Bücher, die so gut geschrieben und gemacht sind. Da können sich einige Verlage an Beispiel daran nehmen.
 
Fazit:
Symphatische Charaktere, allen voran Leo und Emily, eine gut erzählte Geschichte, spritzig und unterhaltsam. So müssen Bücher sein.
 
Titel: Dezernat für Grenzfälle
Autor: Peter Scheerer
Verlag: Selfpublisher, TB, 225 Seiten
ISBN: 9781520580654
 
Weitere rezensierte Titel des Autors:
Grauschwinge (immer noch mein Liebling)

 

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