Leo Klostermann ist glücklich verheiratet, finanziell abgesichert und eigentlich zufrieden mit seinem Leben. Um vor seinem Schwiegervater nicht als Versager und Faulenzer dazustehen, nimmt er einen Job beim Dezernat für Grenzfälle an. Seine Tätigkeit besteht hauptsächlich darin, die Zeit tot zu schlagen und sich verbale Auseinandersetzungen mit seinem Chef zu liefern, der Leo nicht leiden kann. Was auf Gegenseitigkeit beruht.
(Chef: „In meinen Augen sind
sie inkompetenter Blödmann.“
(Leo: „Sie verstehen es, mir
zu schmeicheln“)
Da Leo Klostermann aber
Beziehungen zum Innenminister hat, ist seine Stellung bei diesem etwas außergewöhnlichen
Dezernat unantastbar. Um Leo zu beschäftigen und ihn als absoluten Versager
hinzustellen, übergibt Chief Rumdorff ihm einen nicht zu lösenden Fall, an dem
sich schon andere Ermittler die Zähne ausgebissen haben und der bereits als cold case
ad acta gelegt wurde.
Leo begibt sich sehr unlustig
an die Ermittlungen, aber seine Frau Emily ist Feuer und Flamme. Denn die
charismatische und betörende Sängerin Moon Destiny ist in den Fall verwickelt
und Emily liebt die Musik dieser Frau. Also schleust Leo seine Frau sehr
geschickt in das Umfeld des Superstars ein, in der Hoffnung, dort eine Spur zu
finden, wo alle anderen versagten.
Kommentar:
Was ich an den Büchern von
Peter Scheerer so mag ist, dass seine Geschichten nicht beginnen. Sie sind
einfach da und der Leser wird sofort mitten in das Geschehen hinein
katapultiert. Es gibt keine langatmigen Einführungen, keine Vorgeschichten oder
langgezogenen Handlungsverläufe.
Leo Klostermann glaubt nicht
an das Übernatürliche, er ist ein einfacher, bodenständiger Mann, der nichts
lieber möchte als mit seiner Frau ein glückliches Leben zu führen.
Er hat ein
recht mittelmäßiges Jurastudium abgeschlossen und bisher im Leben nicht viel
erreicht. Außer, Emily zu heiraten, was er als großes Glück empfindet. Es ist
ihr Vater, der Leo den Job im Dezernat verschafft und Leo übernimmt den Job,
obwohl er das Ganze eher für einen Witz hält. Seines Erachtens ist er der
einzige normale Mensch im Dezernat, davon abgesehen, dass sein Chef ein
Blödmann ist. Zu den Kollegen und Kolleginnen pflegt er kaum Kontakt, umso
erstaunter ist er immer wieder, dass er von ihnen aufmunternde Worte oder einen
Gruß erhält. Sie sind alle überzeugt davon, dass Leo genau dort gebraucht wird,
wo er jetzt sitzt.
Leo erhält die Ermittlungsakte
über den Fall Elmer Robinson, einem Finanzmakler, der tot in seiner Luxuswohnung
gefunden wurde. Und wenn sogar das Dezernat für Grenzfälle einen Fall nicht
lösen kann, ist er tatsächlich unlösbar. Sein Chef möchte Leo bloßstellen und
das Dezernat aus allem heraushalten, falls Leo scheitert. Und er ist sich
sicher, dass er scheitern wird. Da aber einflussreiche Leute die Wiederaufnahme
des Falles wünschen, kann der Chief sich nicht dagegen wehren. Aber wenn Leo
scheitert, kann er diesen Trottel immerhin entlassen.
Vor seinem Tod war der
Finanzmakler auf einer High Society Spendengala und putzmunter, in Begleitung
von Moon Destiny. Bald erfährt Leo, dass es im Umfeld der Sängerin eine weitere
Tote gab, eine Backgroundsängerin. Zwar scheinen die Fälle absolut nichts
gemeinsam zu haben aber Leo hat ansonsten keine Hinweise oder Spuren, so dass
er seine Fühler in alle Richtungen ausstreckt. Sehr zum Ärger seines Chefs.
Der schwarze, teilweise bitterböse
Humor, der Schlagabtausch zwischen den Protagonisten und das unaufhaltsame
hindriften in den Bereich der Science-Fiction macht die Bücher des Autors immer
wieder spannend und unterhaltsam. Die Figuren sind glaubhaft, vor allem Leo mag
ich, wie er alles in Frage stellt und alle zu Spinnern erklärt, bis auch ihm
langsam aber sicher bewusst wird, dass hier nicht alles mit rechten Dingen
zugeht. Er ist ein einfacher Mensch, der das Leben genießen und seine Frau
lieben möchte. Der sich gegen die Zwänge der Gesellschaft und ihren
Anforderungen wehrt und nur versucht, glücklich zu sein. Etwas, was ich
durchaus nachvollziehen kann.
Der Autor schreibt flüssig,
kurz, knapp und prägnant, auf 225 Seiten erzählt er eine Story, die den Leser
sofort packt. Mittlerweile habe ich mehrere Bücher des Autors gelesen, jedes
ist anders aber jedes ist einmalig gut.
Es handelt sich um eine
Mischung aus Thriller und Science-Fiction, wobei meines Erachtens der
Science-Fiction Anteil relativ klein bzw. unaufdringlich ist, so dass das Buch
durchaus auch von Menschen gelesen werden kann, die sich nicht viel aus dem
Genre machen oder nur einmal hineinschnuppern möchten.
Das Cover ist relativ
unspektakulär und gibt kaum Hinweise auf den Inhalt, sprachlich ist die
Geschichte wieder auf hohem Niveau. Ich liebe Selfpublisher Bücher, die so gut
geschrieben und gemacht sind. Da können sich einige Verlage an Beispiel daran
nehmen.
Fazit:
Symphatische Charaktere, allen
voran Leo und Emily, eine gut erzählte Geschichte, spritzig und unterhaltsam.
So müssen Bücher sein.
Titel: Dezernat für Grenzfälle
Autor: Peter Scheerer
Verlag: Selfpublisher, TB, 225
Seiten
ISBN: 9781520580654
Weitere rezensierte Titel des Autors:
Grauschwinge (immer noch mein Liebling)
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