Tom Schaefer arbeitet als Ermittler bei
»ProLex«, einer Einheit, die für die Drogenfahndung zuständig ist. Aufgrund eines
unertrüglichen Instinkts ist er der erfolgreichste Fahnder seiner Abteilung.
Glücklich ist er allerdings nicht und
das wirkt sich auf sein Privatleben aus. Seine Freundin Kris, eine
Sozialarbeiterin, verlässt ihn, denn sie hat das Gefühl, dass sie nie wirklich
an Toms Leben teilhaben wird, das er zu viele Geheimnisse vor ihr verbirgt und
seine Gefühle nicht offenbart. Obwohl
sie zusammen sehr intensive SensVid Aufzeichnungen erstellen und sie somit
erlebt, wie der Krieg auf ihn gewirkt hat, bleibt er ihn fern. Umgeben von
Menschen ist der Ermittler isoliert, Zeit seines Lebens ist er sich bewusst,
dass eine Bestimmung auf ihn wartet, das dieses Leben nicht alles sein kann.
Als er im Einkaufzentrum »Megaheaven« das erste Mal das Mädchen Tami erblickt, ist er von ihr fasziniert. Er fragt sich, was diese ätherische Schönheit in Begleitung eines Drogendealers zu suchen hat. Er macht es sich zur Aufgabe, sie zu finden und zu retten und gerät dabei in Ereignisse, deren Ursprung in seiner Vergangenheit und seinen Kriegserlebnissen liegt. Er wird in einen Strudel der Gewalt hineingezogen, in deren Fokus die seltsame Fremde steht. Nach und nach findet er heraus, dass alle Ereignisse mit der Amundsen Expedition zu Alpha Centauri zusammen hängen.
Kommentar:
Dies ist mein viertes Buch, das ich von
Peter Scheerer gelesen habe und es hat mich am meisten verstört. Es ist sehr
schwer, zu der Geschichte Zugang zu finden, ich habe sie als durch und durch
negativ empfunden. Es gibt kein Lachen, keine Freude, keine echte Liebe, nur
grellen bunten , teilweise brutalen Sex, Drogenkonsum, Verzweiflung und Gewalt.
Der Autor bezieht sich zu Beginn des Buches auf den Film »Blade Runner« und ich
muss zugeben, die Atmosphäre ist hier ähnlich, auch wenn die Geschichten nichts
viel gemeinsam haben. Auch dort herrscht eine verstörende, düstere Stimmung,
die alles positiven Gefühle negiert.
Je weiter man in der Geschichte
voranschreitet, desto faszinierter ist man allerdings von der Figur des Tom
Schaefer. Man mag ihn nicht, wir empfinden wie Kris, er ist zu kühl, zu
unnahbar, zu reserviert, manchmal zu brutal. Aber ist ein wirklich guter
Ermittler mit einem Instinkt zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Als
er das erste Mal Tami in der dem Konsumtempel entdeckt, habe ich sofort
gedacht: »och nöö, keine Liebesgeschichte jetzt..« Ich hätte Peter Scheerer
besser kennen müssen und ihm vertrauen, dass er nicht in Banalitäten abdriftet.
Denn mit dieser ersten Begegnung nimmt das Buch Fahrt auf und die Wendungen,
die diese Geschichte nimmt, versetzen den Leser in Erstaunen. Nichtsdestotrotz
entwickelt Tom eine Obsession für diese Frau, die mich im Laufe der Geschichte
ein wenig an das Mädchen River aus der Serie »firefly« erinnert. Auf der einen
Seite wirkt sie zart und verletzlich aber innerlich ist sie ein Vulkan.
Ich bin immer wieder entzückt über die
Ausdrucksweise des Autors. Hier ein Beispiel eines Satzes, der mich wirklich
fasziniert hat: »dass die Farbe der Brille weder zum Rot ihrer Haare noch zu
ihrem Lippenstift passte, war Programm. Auch die papageienhaft anmutende Zusammenstellung
ihrer Kleidungließ ein Konzept erkennen, das sich jegliches natürliche
Geschmacksempfinden zum Feind auserkoren hatte.«
Hier handelt es sich lediglich um die
Beschreibung einer kurz auftretenden Person, die für die Handlung keine Rolle
spielt. Wenn er in für eine so kurze Sequenz schon solche Worte findet, könnt
ihr euch sicher vorstellen, wie das ganze Buch wirkt.
Die Handlung wechselt zwischen dem
»Jetzt« und der Vergangenheit hin und her. Seine Kriegserlebnisse, sein Liaison
mit der »weißen Orchidee« inmitten von Krieg und Tod, das alles führt in die
Gegenwart. Dritter Handlungsstrang sind die Emails zweier Reporter, deren Sinn
sich erst am Ende erschließt.
Das Cover hat mich sehr beeindruckt. Ein
kleiner Mensch steht vor der gewaltigen Metropole, die alles in den Schatten
stellt und die Natur klein aussehen lässt. Wir sind auf dem besten Weg dorthin
auch wenn unsere »Megaheaven« noch relativ bescheiden daher kommen. Doch die
ständige Berieselung durch Werbung findet jetzt schon statt.
Zusammenfassend kann ich sagen: Ein
Buch, dass anders ist. Ein Buch, das keinen Erwartungen entspricht. Eine
Geschichte, die spannend ist aber voller Negativität steckt, das man immer
wieder eine Pause einlegen muss um nicht erdrückt zu werden. Keine leichte, einfache Geschichte, man muss
sich darauf einlassen. Aber sie verfügt durchaus über das Niveau von »Blade
Runner« oder auch »Sin City«.
Ich bin immer wieder begeistert, dass
man unter Selfpublisher so interessante und außergewöhnliche Geschichten
entdeckt, völlig abseits des Mainstream und ungemein fesselnd. Danke für das Rezensionsexemplar
Titel: Megaheaven
Autor: Peter Scheerer
Verlag: Selfpublisher, TB, 347 Seiten
ISBN: 9781982946586
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