Nach der Auflösung ihrer Band »Heavenly
Creatures« gehen Daniel Engels, genannt Angel, Raoul Cortese, genannt Stikks
und Lincoln »Link« Dupree getrennte Wege, blieben aber Freunde. Angel gründet
mit seinem ex Bodyguard Bobby eine Sicherheitsfirma, Stikks steigt als
Produzent in die Pornoindustrie ein und Link widmet sich der Jazzmusik.
Als eine von Stikks Hauptdarstellerinnen
unter Alpträumen leidet und auch körperlich attackiert wird, bittet der ehemalige
Schlagzeuger seinen alten Kumpel Daniel um Hilfe. Er weiß um die Begabung
seines Freundes, hinter die Kulissen zu schauen und Dinge zu sehen und
wahrzunehmen, die anderen Menschen verborgen bleiben.
So kümmert sich Angel um die junge Hope
deVine, muss aber bald feststellen, dass der Fall ihn an seine Grenzen führt.
Kommentar:
so schwierig es ist, den Inhalt kurz
zusammen zu fassen ohne zu spoilern, so schwierig finde ich es auch, die
Geschichte zu kommentieren.
Ich wollte das Buch nicht lesen. Ich
meide Horrorromane und sowohl der Titel als auch das Cover des Buches
implizieren für mich reinen Horror. Dazu kommt noch, das im Klappentext die
Wörter Ex-Rockstar und Pornodarstellerin erwähnt werden. Schon hat man ein
Klischee im Kopf und schraubt seine Erwartungen gen Null.
»Lesenswertesausdembuecherhaus« hat mir
das Buch förmlich aufgedrängt mit den Worten: »Das wird die gefallen, das ist
gut und es ist kein Horror. Lies das!« Und ich las und war fasziniert. Ich
kannte vorher schon zwei Romane von Peter Scheerer: »Eisenschön« und
»Grauschwinge«, kannte somit seinen Schreibstil und auch seine Art, sich
auszudrücken. Daher war mir klar, dass ich schriftstellerisch mit dem Roman
sicher klar kommen würde. Mir machte der Inhalt Sorgen. Völlig unbegründet,
denn nach zwei Büchern hätte mir klar sein sollen, dass Peter Scheerer
grundsätzlich keine einfachen, klar vorgebeben und strukturierten Wege geht und
sicherlich nicht die Erwartungen seiner Leser erfüllt.
Angel ist ein Ex-Rockstar. Aber er entspricht
absolut nicht den Vorstellungen eines abgehalfterten, drogensüchtigen Leadsängers.
Er steht mit beiden Beinen fest im Leben. Während sich sein Kompagnon Bobby um
die Geschäfte kümmert, bleibt Angel lieber im Hintergrund und löst Fälle, für die
man eine gewisse Weitsicht und Verständnis braucht, auch einen Blick in andere
Sphären wagt. Angel geht mit seinem Talent nicht hausieren aber es spricht sich
in bestimmten Kreisen herum, dass er die Probleme auf eine andere, besondere
Art lösen kann.
Als Hope DeVine unter immer schlimmeren
Alpträumen leidet und morgens mit Stigmata an ihrem Körper erwacht, ist schnell
ersichtlich, dass hier weder die Polizei noch Exorzisten helfen können. Stikks
ist besorgt um sein Zugpferd aber er ist kein ausbeuterischer Pornoproduzent
sondern seine Sorge um die junge Frau ist echt. Auch hier gibt es keine
reißerischen Szenen, die geschilderten Szenen dienen dem Fortlauf der
Geschichte.
Mir waren alle drei Ex- Bandmitglieder
sehr symphytisch, wobei »Link« eher im Hintergrund bleibt. Während die Geschichte
noch recht harmlos beginnt, steigt sich die Spannung von Seite zu Seite. Der
Autor führt uns in eine völlig andere Welt, die dem Leser fremd erscheint. Bei
seinen Ermittlungen stößt Angel auf eine Gruppe alternativer Lebenskünstler und
wird immer weiter in die Vergangenheit geführt.
Der Autor benutzt das Satzfragment »ein
Traum in einem Traum« und wer Edgar Alan Poe kennt, wird wissen, wie das
gemeint ist.
»For
my own part, I have never had a thought which I could not set down in words,
with even more distinctness than that with which I conceived it
There is, however, a class of fancies, of exquisite delicacy, which are not thoughts, and to which, as yet, I have found it absolutely impossible to adapt language
These fancies arise in the soul (alas, how rarely!) only at its epochs of most intense tranquillity -- when the bodily and mental health are in perfection -- and at those mere points of time where the confines of the waking world blend with the world of dreams
And so I captured this fancy, where all that we see or seems is but a dream within a dream.«
There is, however, a class of fancies, of exquisite delicacy, which are not thoughts, and to which, as yet, I have found it absolutely impossible to adapt language
These fancies arise in the soul (alas, how rarely!) only at its epochs of most intense tranquillity -- when the bodily and mental health are in perfection -- and at those mere points of time where the confines of the waking world blend with the world of dreams
And so I captured this fancy, where all that we see or seems is but a dream within a dream.«
So ist die Geschichte von Peter Scheerer.
Nicht zu greifen, verschachtelt wie eine Matroschka Puppe und immer wieder gibt
es neue Facetten. Glaubt man, endlich hinter die Geheimnisse gekommen zu sein, entdeckt
man eine weitere kleine Puppe, die ihre eigenes kleines Geheimnis offenbart.
Ich war fasziniert von dieser spannende
Erzählung und es ist unmöglich, sie zu kategorisieren. Horror? Ja, sicher aber
nicht so, wie ich befürchtet hatte. Fantasy? Sicherlich sind kleine Teile Urban
Fantasy enthalten. Mystery? Auf jeden Fall (ich habe kurz an den jungen Mickey
Rourke in Angel Heart gedacht aber das ist weit hergeholt). Thriller? Ganz klar
sind Elemente vorhanden. Detektivgeschichte? Die Ermittlungen sind Teil des
Ganzen, insofern ja.
Fazit:
Peter Scheerer hat mich erneut positiv
überrascht. Ein Autor, der sich in keine Schublade stecken lässt und über
außergewöhnliche Ideen verfügt, die den Leser stets zu fesselnd vermögen. Egal
ob Science Fiction, Fantasy oder Horror. Und stets sind es Einzelromane mit knapp 300 Seiten. Was
beweist: Man kann eine gute Geschichte auch mit wenigen Worten erzählen, ohne
sie künstlich auf mehrere Bände zu verteilen.
Titel: Horrorshow
Autor: Peter Scheerer
Verlag: Selfpublishing, TB, 239 Seiten
ISBN:9781095593752
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