01 November 2023

Bittermandeln aus Byzanz von Dorothe Zürcher

Alkmene arbeitet in der Küche des Palastes des Kephalen von Adrianopel. Als die Stadt von den Franken erobert wird, versucht sie zu fliehen. Sie verirrt sich in den Wäldern, wird von den Franken entdeckt und gefangen genommen. Als einer der Ritter versucht, sie zu vergewaltigen, greift Diethelm von Toggenburg ein und bewahrt Alkmene vor diesem Schicksal. Damit wird die junge Frau zu seinem Eigentum. Etwas, was Diethelm nicht gewollt hat. Er ist ein trauriger, einsamer Mann, der den Tod seines Bruders nicht verwinden kann und der in eine Frau verliebt ist, die er nicht haben kann. Seinen Kummer ertränkt er im Alkohol, essen ist für ihn Nebensache.
Alkmene verabscheut die Franken, ihre Manieren und ihre Essgewohnheiten. Schnell übernimmt die das Zepter in Diethelms Zelt,  scheucht den Knappen Pio herum, damit er ihr Lebensmittel besorgt und beginnt zu kochen. Sie kocht sich in die Herzen der Franken, die keine Esskultur haben und eine Gabel als Teufelswerk ansehen.
Alkmene spricht kein fränkisch und Diethelm kein griechisch  aber für ein gutes Essen braucht es keine Kommunikation so lange alle Sinne eine köstliche Mahlzeit genießen können.
Alkmene hofft, dass Diethelm sie an den Herzog weiterempfiehlt, ihr Traum ist es, in einer großen und gut ausgestatteten Küche zu kochen. Obwohl Diethelm Alkmene so schnell wie möglich loswerden möchte, beginnt er, ihre Mahlzeiten zu genießen. Doch er erkennt, dass sie im Lager der Franken nicht sicher ist und schafft es, sie im besetzten Palast unterzubringen.
Er lernt durch Alkmene ebenfalls den Eunuchen Pares kennen, einen ehemaligen Sklaven, der über ein großes Talent als Medicus verfügt. Diese drei unterschiedlichen Menschen verbindet bald so etwas wie eine tiefe Freundschaft. Beide Männer möchten Alkmene beschützen, deren einzige Waffen ihr loses Mundwerk und ihr energisches Auftreten sind.
Bald spricht sich ihre Begabung herum und sogar Kaiser Barbarossa möchte von ihr bekocht werden. Das ruft die Rebellen auf den Plan, die den fränkischen Kaiser vergiften möchten. Sie bedrohen Alkmene und verlangen, dass sie die Suppe des Kaisers vergiftet. Obwohl Alkmene die Franken verabscheut, weigert sie sich, den Untergrundkämpfern zu helfen. Mit schweren Folgen für sie und Pares.
Jedem Kapitel dieser Geschichte ist ein Rezept vorangestellt. Einige klingen verführerisch, wie Lokum oder eingelegte Pfirsiche, bei Blutpudding  hört es dann bei mir aber auf. Ich bin mit der orientalischen Küche groß geworden und kenne daher einige Begriffe und vor allem die Gewürze und Kräuter, die Küche hat sich aber in 1000 Jahren doch stark geändert. Ich muss zugeben, dass ich immer davon ausging, dass Byzanz als Name für Konstantinopel, das heutige Istanbul steht, und Adrianopel der alte Begriff für Edirne ist. Das Byzanz ein komplettes Kaiserreich im östlichen Mittelmeerraum war, war mir nicht so bewusst, was schon etwas peinlich ist.
Dorothe Zürcher erzählt die Geschichte sehr schnörkellos in kurzen, eindringlichen Sätzen. Ohne Abschweifungen oder Umwege. Alkmene weiß, was sie möchte. Die stellt ihre Forderungen sehr energisch und wem ihr Essen nicht schmeckt, der ist es nicht wert beachtet zu werden.
Diethelm ist eine melancholische und traurige Gestalt. Er hat schon lange den Glauben an dem Kreuzzug verloren, er verachtet die Ritter, die rauben, morden und vergewaltigen und keineswegs mehr dem idealen Bild eines Ritters entsprechen. Der Verlust seines Bruders hat ihn in ein tiefes, schwarzes Loch gestoßen, aus dem ihn die Essensdüfte langsam wieder herauslocken. Und Pares verwöhnt Diethelm mit Massagen und Bädern, so dass der Ritter langsam an Laib und Seele heilt. Doch das fränkische Heer wird weiterziehen, nach Jerusalem und die Frage ist, ob Pares und Alkmene in Adrianopel bleiben oder Diethelm begleiten.
Ich habe bisher einige Bücher der Autorin gelesen, die sehr unterschiedliche Genre bedient.
Im Schatten der Krone, ebenfalls ein historischer Roman, der schwarze Garten, ein düsterer und etwas unheimlicher Roman, stabilitas loci- eine historische Biografie und zwei Science Fiction Geschichten, das Gamma Lächeln und das Nano Lachen. Jede Geschichte ist anders und zeigt die vielfältigen Facetten dieser außergewöhnlichen Autorin.
Fazit:
Bittermandeln aus Byzanz ist für mich ein außergewöhnliches Buch, das viele unterschiedliche Elemente miteinander verbindet. Gut recherchiert, spannend und auch etwas amüsant, vor allem, wenn Alkmene mal wieder ihren Kopf durchsetzt. Ich freue mich, dass dieses Buch beim acabus Verlag eine Heimat gefunden hat. So sind eine meiner Lieblingsautorinnen und einer meiner Lieblingsverlage nun endlich miteinander verbunden.
Diese Rezension ist keine Werbung, sondern meine ehrliche Meinung. Wieso sonst hätte ich schon so viele Romane der Autorin lesen sollen.
 
Titel: Bittermandeln aus Byzanz
Autorin: Dorothe Zürcher
Verlag: acabus Verlag, Taschenbuch, 296 Seiten
ISBN: 9783862828616

 

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