26 Oktober 2018

Stabilitas loci - Der Weg der Wiborada von Dorothe Zürcher


https://www.il-verlag.com/autoren/z%C3%BCrcher-dorothe/stabilitas-loci-der-weg-der-wiborada/#cc-m-product-13621226527
Vuiberat lebte im 9 bzw.10. Jahrhundert. In der damaligen Zeit waren die Erwartungen an eine freie Frau klar: heiraten, dem Manne gehorchen und viele Kinder in die Welt setzen. Frauen hatten keine eigene Meinung zu haben, sie durften sich nicht bilden und keine Ämter bekleiden.
Somit war Vuiberats Weg vorher bestimmt. Als sich das junge Mädchen 899 in der Langobordia aufhält erlebt sie einen Überfall der Ungarn mit. Sie sieht Tote, Verstümmelte und Verletzte, sie selbst wird vergewaltigt. Gebete konnten die Ungarn nicht aufhalten. Doch statt mit Gott zu hadern, wendet sich ihm kompromisslos zu, verfällt regelrecht dem Glauben.
Nach ihrer Rückkehr an den Hof ihrer Familie beginnt man über die junge Frau zu reden. Sie habe den zweiten Blick, sie bringe Unglück, ihr Verhalten sei nicht normal. Nur ihr Bruder Hitto, der sie abgöttisch liebt, hält zu ihr. Er, der selber Priester werden möchte,  unterrichtet sie und lehrt sie, die Psalmen zu rezitieren. Er möchte ihr auch das schreiben beibringen. Zuerst lehnt Vuiberat dies ab aber als sie das erste Mal die wunderschön gestalteten Kirchenbücher sieht, lernt sie auch die Buchstaben und kann sich somit auch ohne Hittos Hilfe in den kostbaren Büchern lesen.  

Von Jahr zu Jahr wird klarer, dass sie niemals einen Mann erhören wird, sondern sich Gott zugewendet hat. . Den Vorschlag, in ein Kloster oder zu den Kanonissinnen zu gehen, lehnt sie ab. Obwohl in diesem freien Orden kein Schleier getragen wird und man jederzeit austreten kann, schreckt sie der unbedingte Gehorsam, der dort verlangt wird, ab.
Vuiberat ist ein Freigeist, der sich Denken und Handeln nicht vorschreiben lassen möchte.
Wie wird sich also die Zukunft dieser Frau gestalten?
Dorothe Zürcher hat sich einer historischen Person angenommen, über die bisher wenig bekannt ist. Auszug aus Wikipedia:
"Sie wurde 1047 von Pabst Clemens II . heiliggesprochen und gilt als Schutzpatronin der Pfarrhaushälterinnen, Köchinnen, Bibliotheken und Bücherfreunde."
Trotz der geringen Informationen ist es der Autorin gelungen, einen interessanten, informativen und spannenden Roman über diese außergewöhnliche Frau zu schreiben. Sie geht unbeirrbar ihren Weg und schafft es, ihren Bruder zu einer Pilgerreise nach Rom zu überreden. In einer Zeit der Unruhen, eines schwachen Königs und einer gespaltenen Kirche, glaubt Vuiberat stets an Gott und seine Gnade und lebt und handelt dementsprechend. Somit  ist sie eher ein Vorbild des christlichen Glaubens als die Kleriker, die sich in die Politik und weltliche Belange einmischen und das Seelenheil ihrer Herde vergessen.
Neben Vuiberat gibt es in diesem Roman noch zwei weitere starke Frauen, welche diese außergewöhnliche Frau auf ihrem Weg begleitet haben. Kebini, ihre persönliche Magd, die ihrer Herrin bis zu ihrem Tod treu zur Seite steht. Und Pertherad, die ehemalige Geliebte Hittos. Zu Beginn  stehen sich die Frauen nicht sehr nahe doch im Laufe der Zeit entwickelt sich eine tiefe Bindung zwischen ihnen. Pertherad verehrt die alten, heidnischen Götter, deren Anhängerschar in diesen Zeiten wieder steigt, da die Kirche ihren Pflichten und Aufgaben selten nachkommt.
Es war schwierig, in die Geschichte einzusteigen doch mit der Zeit ist man gefesselt von dem Leben dieser faszinierenden Frau. Sie ist gebildet, kennt sich in der Politik aus und sie nutzt ihren scharfen Verstand um sich gegen ihren Vormund und den Bischoff zu behaupten. Ich persönlich kann diese Gläubigkeit und Unbeirrbarkeit nicht nachvollziehen und daher ist meine Bewunderung für Vuiberat umso größer. Wie kann man als Frau in so einer Männerdomäne und bei allem, was sie erlebt hat, noch an Gott glauben? So unbeirrbar und  intensiv, dass man alles dafür opfert und solches Mühsal auf sich nimmt? Ob sie tatsächlich seherische Fähigkeiten hatte, ist nicht ganz ersichtlich aber mit ihren Ratschlägen hat sie oft ins Schwarze getroffen, so dass die Zahl der Menschen, die ihren Rat wollten, stetig wuchs. Sehr zum Ärger der Mönche, Priester und Bischöfe.
Das Buch ist nicht nur lehrreich sondern auch sehr interessant und unterhaltsam. Man bekommt Einblick in eine Zeit und eine Gegend über die man wenig weiß über die man nach dieser Lektüre aber gerne mehr wissen möchte. So muss ein gutes Buch wirken: Die Neugier des Lesers wecken und zum Nachdenken anregen.
Hier noch ein Zitat aus dem Roman um eine Vorstellung von Vuiberat zu bekommen:
"Seit ich meine Schwester kenne, will sie nur SEIN Wort hören, riechen und fühlen." Er suchte nach Worten. Vuiberat wollte das Wort Gottes in seiner Absolutheit spüren."
Auch wenn in diesen Zeiten niemand auf eine Frau hören wollte, hat sie durch ihre Unbeirrbarkeit, ihren Mut und ihren Stolz viel erreicht.
Titel: "Stabilitas loci" der Weg der Wiborada
Verlag: IL-Verlag Basel
ISBN: 9783906240787
Und noch ein Link zu Züricher Autoren

1 Kommentar:

  1. Hallo Petra,

    bis jetzt habe ich ja nur von dieser Autorin, den Roman ..Das Gamma Lächeln...gelesen und es hat mir gut gefallen, aber dieser historische Roman mit einer starken Frau in der Hauptrolle gefällt mir ebenso gut.

    Denn ich bin ein Fan von historischen Romanen ala Schwester Fidelma des Autoren Peter Tremayne

    Vielleicht kennt Du ja auch diesen Autor bzw. seine Romane...

    LG..Karin...

    AntwortenLöschen

Achtung Datenschutz! Mit dem Abschicken des Kommentars nehme ich zur Kenntnis und bin einverstanden, dass meine Daten von Blogspot gespeichert und weiterverarbeitet werden!