18 Juni 2022

Retributio - Karl Seitz ermittel Band 2 von Peter Hohmann

 

Für Karl Seitz und Maria Strobl gibt es nach den Ermittlungen in ihrem ersten gemeinsamen Fall keine Atempause. 
Eine Frau wird gefunden, gepfählt, im Haus des damaligen Täters. Statt sich auf diesen Fall fokussieren zu können, müssen die beiden Ermittler solo tätig werden, denn ein weiterer Mord wird begangen. Eine Frau, die seit drei Jahren verschollen war, bricht tot auf der Schwelle ihres Hauses zusammen. Da ihrer beider Chef weiß, dass der Fall der verschwundenen Frau Karl Seitz emotional verstören und aufwühlen wird, weist er ihn Maria Strobl zu, während der brummige Hauptkommissar sich um das gepfählte Opfer kümmern soll. Natürlich lässt sich das Karl Seitz nicht gefallen und mischt bei Maria kräftig mit. Leider finde sie in beiden Fällen kaum Spuren, geschweige denn überzeugende Verdächtige. Bis der Täter ihnen beiden zu nahe kommt.
 
Kommentar: 
Über den Inhalt möchte ich nicht zu viel verraten, denn die Ereignisse gehen dem Leser wirklich sehr unter die Haut und ich denke, jeder reagiert etwas anders darauf. 
Ich bin eine »cosy Krimi« Leserin und halte mich normalerweise von aktuellen Krimis fern, die mir zu verstörend und brutal sind. Da ich die Fantasy Bücher von Peter Hohmann kenne und mir Iugulus als Auftaktband zu einer Krimireihe gut gefallen hat, konnte ich hier aber nicht widerstehen. Zuerst habe ich nachgeschlagen, was »retributio« bedeutet. Wie schon »iugulus« ist es kein häufig verwendetes Wort und alleine mit der Wahl der Titel weckt der Autor schon die Neugierde des Lesers. Der Begriff wird am Ende des Buches erklärt und rundet den ganzen Fall ab. 
Wie schon im ersten Band, findet hier ein reger Schlagabtausch zwischen Maria Strobl, der aufstrebenden Polizistin und Karl Seitz, dem alternden, ewig gestrigen Hauptkommissar, statt. Peter Hohmann findet hier stets die richtigen Worte und ich habe oft sehr schmunzeln müssen, kann ich Karl Seitz doch irgendwie verstehen. Die Zeiten ändern sich, alles schreitet rasant voran und sein Machogehabe stößt bei vielen auf Unverständnis. Hier habe ich oft an die TV Serie »der letzte Bulle« denken müssen, in der Mick Brisgau auch 20 Jahre Entwicklung verschlafen hat und sich oft benimmt wie die Axt im Walde. 
Zu Beginn tappen beide Ermittler völlig im Dunkeln. Sie stolpern herum, befragen Familienmitglieder und verfolgen noch die abwegigste Spur, um irgendeinen Hinweis auf den oder die Täter zu finden. Die Gespräche mit den Familienmitgliedern sind sehr bewegend, man fragt sich, wie Menschen diese Schicksalsschläge verkraften. Eine Frau, die drei Jahre verschwunden ist und dann auf der Schwelle des eigenen Hauses tot zusammenbricht in dem ihr Mann und ihr Kinder leben und sich tagein, tagaus fragen, was damals passiert ist. Die wechselnde Erzählperspektive erhöht die Spannung und vermittelt dem Leser, direkt dabei zu sein.
Mir persönlich hat auch hier der Schlagabtausch zwischen Kalkrieder und Seitz am besten gefallen, allerdings hatte ich etwas Probleme mit dem bayrischen Dialekt :) Zudem taucht hier eine neue Figur auf, von der wir hoffentlich noch mehr erfahren. Karl Seitz nennt sie »die überkandidelte Psycho Tante« Helena Krapphut-Pfaffner.  In seiner Verzweiflung wendet sich Karl Seitz sogar an sie um Rat, um Einblick in die Psyche des Täters zu bekommen, ein wahrer Verzweiflungsakt, steht er der Frau doch zunächst sehr abweisend gegenüber. 
Sprachlich ist das Buch einfach perfekt. Es gibt kein überflüssiges Wort, keine überflüssige Szene, alles baut perfekt aufeinander auf. Brotkrumen werden gelegt, die oft in die Irre führen und ich hatte zunächst einen völlig anderen Verdacht. Erst nach und nach wird dem Leser klar, wo die eigentliche Gefahr liegt und im letzten Drittel kommt man kaum noch zum Luft holen, so tief ist man in den Ereignissen drin. Auch emotional, vor allem am Ende. Es stellen sich moralische Fragen, denen ich persönlich nie ausgesetzt sein möchte. 
Zu Beginn dieses Buch gibt es eine Zusammenfassung des ersten Bandes. Obwohl jeder sagt, dass man die Bücher unabhängig vom ersten Band lesen kann empfehle ich, Iugulus zuerst zu lesen. Einiges baut doch auf die Ereignisse des Vorgängers auf und gerade die Beziehungen der Person untereinander erleben dort ihren Anfang. Vor allem die Beziehung zwischen Karl Seitz und Maria Strobl entwickelt sich kontinuierlich. Er nimmt Kritik von ihrer Seite zähneknirschend an und versucht, ihren Ratschlägen zu folgen. Gerade was die Behandlung seiner Mitarbeiter Benny und Clemens angeht, die sehr unter ihrem cholerischen Chef zu leiden haben, der stets nur tadelt und nie lobt. Maria Strobl wird selbstbewusster und weiß, dass sie eine würdige Nachfolgerin von Katrin Fischbach ist und mit Karl Seitz mithalten kann. 
 
Fazit: 
Eine spannender Krimi, der unter die Haut geht mit einer glaubhafter Story, routiniert und gekonnt erzählt. Ein Besuch der Website des Autors lohnt sich.
 
Titel: Retributio 
Reihe: Karl Seitz ermittelt Band 2 
Autor: Peter Hohmann 
Verlag: Selfpublisher, TB, 419 Seiten 
ISBN: 9783949821134

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