Es
ist ein langer und steiniger Weg vom Sklaven zum Leibwächter des
zweitmächtigsten Mannes im Land. Jeder Schritt war eine Mühsal, hart erkämpft
aber am Ende steht der verdiente Lohn. Brücke vier hat etwas geschafft, was als
unmöglich galt. Sie hat überlebt. Kaladins unfehlbarer Charakter, seine Treue,
sein Mut und seine Ehrlichkeit haben die Männer zu einer Truppe
zusammengeschweißt, in der jeder sein Leben für den anderen geben würde. Obwohl
mittlerweile keine Sklaven mehr, behalten die Männer die Rituale von Brücke
vier bei. Sie bilden immer noch eine feste Einheit innerhalb Dalinars Truppen
und gelten als Vorbild für jeden tapferen Kämpfer.
Um
dem „Mörder in weiß“ entgegen treten zu können, übt Kaladin das Peitschen. Es ist ein schwieriges
Unterfangen, da es allen menschlichen Instinkten widerspricht. Aber mit Hilfe des Sprengsels Syl meistert Kaladin
diese ungewöhnliche Fortbewegungsart
bald meisterhaft. Doch nur seine engsten Vertrauten aus Sklaventagen
kennen die seltsamen Fähigkeiten ihres Anführers. Vor den Hellaugen hält
Kaladin es geheim, fürchtet er doch, dass ihm dieses Talent geraubt wird, wie
einst seine Rüstung und sein Schwert. Die Kluft zwischen den Hellaugen und
Dunkelaugen ist zu groß, das Misstrauen zu gewaltig. Dalinar möchte den alten
Ritterorden wieder auferstehen lassen. Und das ausgerechnet mit Amaram als
Anführer. Es kommt Kaladin wie Hohn vor, dass er seine Talente einem Mann
offenbaren soll, den er für sein schlimmes Schicksal verantwortlich macht.
Keiner der zukünftigen Ritter ahnt etwas davon, dass es noch andere
Sturmgesegnete gibt. Schallan interagiert mit Muster, Kaladin mit Syl und auch
Jasnah hatte ein Sprengsel als Begleiter. Nun erscheint eine neue Mitspielerin
auf der Bildfläche. Das Mädchen Lift, eine kleine Diebin, die von Wyndel
begleitet wird. Sie ist eine Grastänzerin, die in keiner Beziehung zu den
anderen Sturmlichttrinkern zu stehen scheint.
Während
Kaladin seine neuen Fähigkeiten trainiert, bereitet sich Dalinar darauf vor,
sein Heer auf die zerbrochene Ebene zu führen. Er ist sich sicher, dass der
Welt eine Katastrophe droht, die von den Parschendi ausgeht und unmittelbar
bevorsteht. Doch das Lager ist in zwei Seiten gespalten, die anderen Fürsten
halten Dalinar für verrückt. Sie haben es sich in diesem Stellungskrieg bequem
eingerichtet und scheuen eine Änderung. Aber Navani, die Witwe des alten Königs
und Adolin, sein Sohn, vertrauen und unterstützen Dalinar, soweit es geht.
Adolin erkämpft eine Splitterklinge nach der anderen in Duellen und Navani
studiert die Schriften, um mehr Erkenntnisse über die Bedrohung zu gewinnen.
Dabei ist ihr Schallan eine große Hilfe. Wie Kaladin, verschweigt auch Schallan
zunächst, über welche Talente sie verfügt. So sind die strahlenden Ritter schon längst
unter den Menschen, ohne dass jemand etwas davon ahnt.
Kommentar:
Der
ständige Wechsel der Szenarien hält die Geschichte in Schwung, vermeidet
Langatmigkeit und fordert die volle Aufmerksamkeit des Lesers.
Peitschen
vermittel ein Gefühl der Freude und unendlicher Freiheit. Es gibt für den
Körper keine Begrenzungen und Einschränkungen mehr. Für Kaladin, der stets mit
dem Leben hadert, ist es ein wunderbares Gefühl, seine Sorgen und Ängste völlig
zu vergessen und sich dem Rausch hinzugeben. Das bringt ihn auch Syl näher, die
seine engste Vertraute und größte Kritikerin geworden ist. Sie ist es, die den
jungen Mann immer wieder antreibt, seine Fähigkeiten zu offenbaren und Dalinar
zu vertrauen. Für Kaladin ist die Anwesenheit
Amarans wie ein rotes Tuch. Als er sich dazu hinreißen lässt, Amaran öffentlich
zu einem Duell zu fordern, wird er ins Gefängnis gesteckt. Dort verfällt er
wieder seinen alten Depressionen, sehr zum Kummer von Syl. Aber Dalinar und
Adolin stehen zu dem jungen Mann. Bald muss Kaladin erkennen, dass er den
jungen Krieger unterschätzt hat. Unter dem geckenhaften Äußeren verbirgt sich
ein überragender Kämpfer und ein Mann von Ehre. Es ist spannend zu lesen, wie
sich diese beiden unterschiedlichen Männer einander nähern und fast so etwas
wie Freundschaft zwischen ihnen aufkeimt. Dazwischen Schallan, die so ganz
anders ist als jede Frau, die Adolin bisher kennen gelernt hat und die langsam
aber sicher sein Herz erobert. Sie ist
die Seele des Buches, das Bindeglied zwischen allen Parteien, eine talentierte
Spionin und hervorragende Wissenschaftlerin.
Der
Autor hat hier eine wunderbare, innovative Welt geschaffen, die bis ins
kleinste Detail stimmig ist. Für mich ist Brandon Sanderson, neben Steven Erikson,
ein wahrer Meister seines Fachs. Obwohl unterschiedlich in ihrer
Herangehensweise, lassen beide Autoren Welten entstehen, die der Leser gerne
betritt und nicht wieder verlassen möchte. Und sie erschaffen Protagonisten, an
deren Leben der Leser Anteil nimmt. Das Begleitmaterial ist überragend und die
Illustrationen unterstreichen noch die Einzigartigkeit dieser Geschichte. Die Bücher verfügen über eine Sogwirkung, der
an sich nicht entziehen kann. Man vergisst den Alltag und genau das soll eine
Geschichte erreichen. Das Buch in den Händen zu halten, das Cover, die Karten
und Illustrationen zu bewundern, lässt jedes bibliophile Herz höher schlagen.
Fazit:
Was
soll man da noch sagen: Unvergleichlich, überragend, fesselnd. Mehr davon bitte.
Nachtrag:
Mittlerweile hat Lift einen eigenen kleinen Band bekommen, der mit 222 Seiten
zwar sehr dünn ist aber eine tolle Geschichte erzählt.
Titel:
Stürme des Zorns
Reihe:
Die Sturmlicht Chroniken Band 4
Autor:
Brandon Sanderson
Verlag:
Heyne, HC, 800 Seiten
ISBN:
78-3453267480
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Achtung Datenschutz! Mit dem Abschicken des Kommentars nehme ich zur Kenntnis und bin einverstanden, dass meine Daten von Blogspot gespeichert und weiterverarbeitet werden!