Es
sind einige Jahre vergangen, seit Yarvis an den Königshof zurück gekehrt ist.
Er hat sich den Respekt und die Achtung
der Gettländer erworben und seinen Platz gefunden. Sein Ruf als Gelehrter ist
legendär und reicht weit über die Grenzen Gettlands hinaus. Er ist und war nie
ein guter Kämpfer doch nun, wo seine Heimat bedroht wird, ist eher sein kluger Kopf gefragt als
sein Schwert.
Der
Hochkönig neidet König Uthil und Königin Laithlin ihren Reichtum und ihre
Macht. Er fürchtet sie und plant nun, die Handelswege Gettlands zu
verschließen, den Handel zu kappen und das kleine Land zu isolieren. So bricht
Yarvis auf, um den Fürsten von Kalyiv und die Kaiserin des Südens um eine
Allianz zu bitten. Für diese Reise, die
Monate währen wird, braucht er unerschrockene und tapfere Krieger, die nichts
zu verlieren haben und den Kampf nicht scheuen.
Dorn
ist das erste Mädchen seit langer Zeit, das sich die Chance verdient hat, einen
Platz in einer Heerfahrt zu erkämpfen.
Doch dieser Platz wird ihr verwehrt und sie wird des Mordes bezichtigt. Niemand
stellt sich auf ihre Seite und sagt für sie aus, obwohl alle wissen, dass die
Anklage ungerechtfertigt ist. Er kurz bevor das Todesurteil an Dorn vollstreckt
wird, entschließt sich der junge Brand, Bruder Yarvis die Wahrheit zu gestehen.
Doch die Wahrheit ist ein zweischneidiges Schwert. Brand gilt fortan unter
seinen Kameraden als Verräter und auch ihm wird ein Platz in der Heerfahrt
verweigert.
Yarvis
und sein Rudermeister Rulf nehmen die beiden jungen Menschen mit an Bord und
bald erweist sich diese Entscheidung als kluger Schachzug.
Kommentar:
Abercrombie schafft hier etwas, was nur wenigen Autoren
gelingt. Einen zweiten Band zu schreiben, der tatsächlich noch um vieles
spannender und unterhaltsamer ist, als der erste Band. Yarvis ist gereift. Aus dem verweichlichten,
heulendem Elend ist ein kluger und durchtriebener Mann geworden, der sich auf
dem Parkett der Politik und Diplomatie bestens zurecht findet. Er hat sich mit
seiner Verkrüppelung arrangiert, ist gereift und besitzt mittlerweile eine
Prise Humor und Selbstironie.
Das
Schicksal führt Dorn und Brand auf Yarvis Schiff zusammen. Das Mädchen besteht
nur noch aus Wut, Hass und Zorn. Brand erträgt die Launen Dorns mit Geduld,
auch wenn er sehr oft das Opfer ihrer Attacken ist. Skifir, eine Priesterin,
Amazone und Freundin Yarvis, bildet Dorn weiter im Kampf aus. Sowohl im fairen
Kampf als auch im unfairen, denn sie weiß, dass eine Frau in einem Kampf alle
Tricks auf ihrer Seite braucht, um gegen die kräftigen Männer zu bestehen.
Skafir ist schnell, wendig und schlau und versucht Dorn, dazu zu bringen, mit
dem Kopf zu kämpfen statt mit den Emotionen.
Brand
hat immer davon geträumt zu einer Mannschaft zu gehören und ein Krieger zu
sein. Das diese Mannschaft nun aus Männer wir Rulf, Odda oder Fror besteht oder
aus Frauen wie Skafir und Dorn, hätte er nie für möglich gehalten. Doch aus dem
zusammengewürfelten Haufen Krimineller wird bald eine verschworene Mannschaft,
die allen Widrigkeiten der Reise trotzt.
Brand lernt seine Kameraden zu schätzen. Es sind Männer und Frauen, die
nichts zu verlieren haben, geeint durch eine lange und gefahrvolle Reise.
Wieder
spielt sich die Handlung auf einer Seereise ab. Yarvis ist diesmal nicht Sklave
sondern Kapitän der Südwind. Der Fokus der Erzählung richtet sich aber hier auf
Brand und Dorn sowie deren Entwicklung. Der Autor schafft es, die Wandlungen
der Protagonisten glaubhaft und überzeugend zu schildern. Wie schon in Königsschwur
ist dieser Reifeprozess nicht einfach, immer wieder steht sich Dorn selbst im
Wege, weil sie ihrer Wut nachgibt. Brand ist das genaue Gegenteil der jungen
Frau. Gross und stark, ein gewaltiger Kämpfer, dessen Waffe das Schwert
ist, der aber unfähig ist, seine
Gedanken oder Gefühle zu artikulieren. Beide wachsen auf der Reise über sich
hinaus. Sie wissen nichts von Yarvis Vergangenheit und halten ihn für einen
privilegierten Adeligen, der stets seinen Hintern an einem warmen Feuer wärmen
konnte und nichts von Armut, Existenzangst und dem Kampf und das nackte
Überleben weiß. Erst nach und nach
erfahren sie mehr über die Vergangenheit
des Gelehrten.
Das
Cover ist dem ersten Band angepasst und verzichtet auf plakative Darstellungen.
Das Buch ist nicht mit den Klingenromanen zu vergleichen. Das sollte aber
niemanden abschrecken, sich dieser
spannenden Geschichte zu widmen. Ein Autor, der sich nicht wiederholt ist
meines Erachtens eher zu loben als zu meiden.
Fazit:
Wie
schon in Band eins, wird der Fokus auf die Entwicklung von Außenseiter gelegt.
Wie einst Yarvis, müssen Brand und Dorn ihren Platz in der Welt hart erkämpfen.
Der Autor schafft es, diesen Kampf mit gewaltigen Worten zu beschreiben und
damit den Leser zu fesseln.
Titel:
Königsjäger
Reihe:
Königsromane Band 2
Autor:
Joe Abercrombie
Verlag:
Heyne, Softcover 480 Seiten
ISBN:
978-3453316003
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