Sky hat es in seinem Leben nicht leicht.
Seine Mutter leidet seit einigen Jahren an der Krankheit »CFS«, das bedeutet
chronisches Erschöpfungssyndrom. Die Krankheit tritt in Schüben auf. Manchmal kann
seine Mutter den Alltag problemlos bewältigen, an anderen Tagen schafft sie es nicht einmal
aufzustehen. Die Last der Verantwortung für alltägliche Dinge bleibt an dem
Jungen hängen, einen Vater gibt es nicht.
In der Schule findet er nicht leicht
Anschluss, die Probleme der anderen Jugendlichen wirken auf ihn banal. Er hat
Angst vor der Zukunft, denn wie kann er auf die Universität gehen, wenn seinen
Mutter pflegebedürftig bleibt? Alleine lassen möchte er sie nicht und
Verwandte oder enge Freunde haben sie
nicht.
Eines Tages findet Sky auf der Treppe zu
ihrem Haus eine kleine blaue Glasflasche mit einem silbernen Stöpsel. Da seine
Mutter Aroma- Therapien anbietet, denkt er, dass sie das kleine altmodisch
wirkende Fläschchen verloren hat. Als
sie verneint, behält Sky die kleine Flasche, die ihn fasziniert. Vor
Erschöpfung schläft er mit dem Fläschchen in der Hand ein und findet sich in
Talia wieder. Einem Land, das in einem anderen Universum existiert.
Kommentar:
Während Lucien bei seinen Reisen nach
Talia stets in Bellezza landet (Venedig), findet sich Sky im Kloster »Santa-Maria-im-Weingarten
wieder, das in Giglia liegt. Dort
trifft er auf den Mönch Sulien. Dieser
erklärt ihm, dass sie beide der Bruderschaft der Stravaganti angehören,
Menschen, die zwischen den Welten wechseln können. In Talia taucht stets ein neuer
Stravagante auf, wenn Gefahr im Verzug ist. Noch ist nicht klar, welche Aufgabe
Sky in Talia erfüllen soll. Sulien gibt ihn im Kloster als neuen Novizen aus
und als »Celestino Pascoli« durchstreift er die Straßen der mittelalterlichen
Stadt. Dort trifft er auf Sandro, einen Gassenjungen, der sich schnell mit dem
Novizen anfreundet und ihm die Stadt zeigt. Bald sind die beiden
unzertrennlich, allerdings darf Sandro nicht erfahren, wer oder was Sky ist.
Sulien stellt im Kloster Arzneien und
Parfüm her, ebenso Gifte für die Familie de Chimci, die ihre Machtposition in
Talia weiter ausbauen möchte. Lucien hatte bei seinem Aufenthalt schon negative
Erfahrungen mit dieser mächtigen Familie machen dürfen und auch Sky muss sich
vor ihnen in acht nehmen. Großherzog Niccolo de Chimci möchte unbedingt hinter
das Geheimnis der Stravaganti kommen und schreckt weder vor Entführung noch
Mord zurück.
Mir hat dieser Band sogar noch besser gefallen als »die Stadt
der Masken« das liegt vor allem an Sky. Er ist ein ernster siebzehnjähriger, der
einen Haufen Verantwortung trägt. Er schwärmt heimlich für Alice, ein Mädchen
aus seiner Schule. Doch diese ist stets mit einem Jungen Namens Nick und einem
Mädchen Namens Georgia zusammen, die auf Sky einen eher unsympathischen
Eindruck machen. Dabei verbindet ihn mehr mit diesen beiden Menschen als er ahnt.
Die Geschichte lässt sich leicht und
flüssig lesen, im Gegensatz zu Band eins, in dem die Sätze noch etwas abgehackt
und kurz wirken. Man merkt der Autorin an, dass sie sich weiter entwickelt hat
und die Geschichten mehr Tiefe bekommen. Der rasche und sehr häufige
Szenenwechsel sorgt für ein flottes Tempo und viel Spannung. Einige Figuren der
vorherigen Bände treten wieder in Erscheinung, es ist wie ein Treffen mit alten
Freunden.
Es fällt den Lesern nicht schwer, sich
in Talia zurecht zu finden, ähnelt es doch dem heutigen Italien und die Städte
haben einen hohen Wiedererkunngswert.
Die Stravaganti unserer Welt können
Talia nur im Schlaf besuchen, das bedeutet für jeden: Anstrengende Tage und
schlaflose Nächte. Denn nachts, während sie schlafen, reisen sie in die andere Welt
und erleben dort Abenteuer. Während es bei uns Nacht ist, ist es in Thalia Tag.
Zum Glück beginnen bald die Ferien, so
dass Sky sich etwas erholen kann.
Die Covergestaltung ist genauso
wunderschön wie in den ersten beiden Bänden. Auf dem blau-violett gehaltenem
Cover prangt ein Schwert, dass wieder durch den Schutzumschlag hindurch schimmert.
Leider wurde diese Gestaltung bei dem vierten Band aufgehoben, anscheinend war
es dem Verlag zu teuer. Sammler haben das Nachsehen.
Im Anhang gibt es ein Personenregister
und einen Stammbaum der Familie de Chimici.
Und vorne ist eine Karte Talias beigefügt, so dass man die Städte auf
der heutigen Karte Italiens leicht identifizieren kann.
Fazit:
Eine spannende Zeitreise bzw. Torwelten Geschichte die
in das mittelalterliche Italien entführt. Die Autorin steigert sich von Band zu
Band und hier hat sie alles richtig gemacht.
Titel: Stadt der Blumen
Reihe: Stravaganza
Autorin: Mary Hoffman
Verlag: Arena, HC, 469 Seiten
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