Yarvis
kam als Prinz und Krüppel zur Welt. Sein einziger Weg, sich vor der Verachtung
der Menschen und seinem eigenen Scham zu schützen ist es, den Weg der
Gelehrsamkeit zu beschreiten. »Krieger
gibt es zu Tausenden, doch weise Männer nur wenige«, sagt Mutter Gundring
stets, die den verkrüppelten Prinzen unterrichtet.
Doch
den Göttern sind Träume, Wünsche und Sehnsüchte der Sterblichen egal. Sie haben eigene Pläne. Als der König und
sein rechtmäßiger Thronerbe ermordet werden, wird Yarvis der neue König von
Gettland. Verkrüppelt, verachtet und ohne Unterstützung. Seine eigene Mutter
hält ihn für einen Witz auf dem Thron.
Daher
dauert es nicht lange, bis ihm dieser Thron durch Verrat genommen und er in die
Sklaverei verkauft wird. Nun ist es sein einziges Ziel, seinen Vater zu rächen
und den schwarzen Thron zurück zu erobern. Schlechte Aussichten für einen
verkrüppelten Sklaven. Doch mit seiner Ausbildung als Gelehrter und seinem
Verstand kämpft Yarvis sich nach und
nach wieder ans Licht und kommt seiner Rache immer näher.
Kommentar:
Das
einzige was Yarvis und Neunfinger Logan gemeinsam haben, sind fehlende Finger.
Damit hat es sich aber auch schon. Yarvis ist keine Held, kein Kämpfer, kein
Charmeur. Er ist eine jämmerliche Gestalt, versunken in Elend und
Selbstmitleid. Ohne Rückgrat und umgeben von Menschen, die in ihm nicht den
Menschen sondern nur den Krüppel sehen. In einer Welt, in der Kampfkraft , Mut
und Heldentum die wichtigsten Eigenschaften sind, ist er ein Nichts.
Doch
seine Ausbildung als Gelehrter, sein Wissen und seine Sprachkenntnisse sind es
letztendlich, die ihm als Sklave unerwartet zu Hilfe kommen. Sein Schwert ist
die Zunge, sein Schild der Verstand.
Doch
die Sklaverei bringt auch das Schlimmste in einem Menschen hervor. Alles Gute
wird erstickt durch den nackten Kampf ums Überleben. Yarvis geht sprichwörtlich
über Leichen, um seinen Racheschwur zu erfüllen. Doch er findet auch Freunde
und Gefährten. Etwas, was ihm am Königshof verwehrt war.
Während
Yarvis nie die Sympathien des Lesers gewinnen kann, beeindrucken seine
Gefährten umso mehr. Jaud und Rulf sind ehemalige Rudersklaven, die Yarvis
helfen, seine erste Zeit als Rudersklave zu überleben. Sumael ist eine begnadete Wegfinderin und »Nichts«,
der seinen Namen nicht verraten möchte, ist ein Zauberer im Umgang mit dem
Schwert. Das Schicksal schmiedet diese sehr unterschiedlichen Menschen fest
zusammen. Eine Zweckgemeinschaft aus der eine starke Kameradschaft entsteht.
Im
Gegensatz zu den Klingenromanen ist diese Geschichte recht einfach gehalten und
wirkt teilweise recht banal und vorhersehbar. Umso überraschender ist das Ende,
das kein Leser wirklich erwartet hat. Es beweist wieder
einmal, dass Abercrombie über wirklich gute Ideen verfügt, die er in
Königsschwur aber nicht so gut umsetzt wie in seiner anderen Romanen.
Vielleicht ist es falsch, diesen Roman mit den anderen Büchern zu vergleichen,
da der Ansatz der Geschichte schon ein völlig andere ist. Hier haben wir keinen
strahlenden Helden und überragenden Kämpfer. Hier haben wir einen Jungen, der
Zeit seines Lebens von niemandem akzeptiert wurde, der lediglich ein Klotz am
Bein war. Der von seinem Vater, seinem Bruder und seinen Kameraden nur
gedemütigt und gehänselt wurde, der nie eine wirkliche Chance bekam. Aus so
einer Figur einen strahlenden Helden zu machen, würde völlig unglaubhaft
wirken, also hat es der Autor auch unterlassen.
Yarvis
ist ein Junge, der als Sklave verkauft wurde, doch als Mann zurückkehrt. Doch
trotz allem bleibt er ein Krüppel und daran werden auch seine Taten nichts
ändern. Dies ist kein Buch mit einer Romanze und einem Happy End., sondern sie
Geschichte eines Außenseiters, der immer ein Außenseiter bleiben wird. Auch,
wenn er jetzt nicht mehr völlig alleine ist.
Fazit:
Nicht
das, was man von diesem Autor erwartet hat. Kein Vergleich zu den
Klingenromanen aber als eigenständige und neue Geschichte des Autors durchaus
lesenswert.
Titel:
Königsschwur
Reihe:
Königs-Romane Band 1
Autor:
Joe Abercrombie
Verlag: Heyne, Softcover, 368 Seiten
ISBN:
978-3453315990
Schönen guten Morgen!
AntwortenLöschenDas hört sich ja jetzt nicht ganz so begeistert an ... aber ich denke, ich werde es damit versuchen. Allerdings muss ich erstmal die Klingen Romane lesen :D Band 1 hatte mich sehr begeistert und momentan lese ich Band 2 und freu mich sehr, dass ich hier noch einige Bände vor mir habe.
Ganz tolle Geschichte, die man schwer aus der Hand legen kann :)
Liebste Grüße, Aleshanee