Ringil Eskiath hat in seinem Leben schon
an vielen Schlachten teilgenommen. Er ist der Held der Galgenschlucht, wo er
fast im Alleingang den Einmarsch der fremden Truppen aufgehalten hat. Dabei
verlor er viele Freunde aber auch seine Illusionen über Tapferkeit und Mut.
Mittlerweile lebt er in einem kleinen
Dorf nahe der Galgenschlucht und erzählt für Kost und Logis seine Kriegsgeschichten
und führt Schaukämpfe auf. Gelegentlich verteidigt er die Dorfbewohner auch
gegen Überfälle oder Ghule, die aus dem Grab steigen.
Als seine Mutter ihn aufsucht und um
einen Gefallen bittet, ist das ruhige Leben des Kämpfers vorbei. Er soll seine
Cousine finden, die in die Sklaverei verkauft wurde. Und Ringil merkt, dass
seine Zeit in dem abseits gelegenen Dorf vorbei ist.
Die Suche nach seiner Cousine führt ihn
an Orte seiner Jugend. Er muss feststellen, dass sich dort vieles verändert
hat. Nicht nur sein alter Liebhaber Milcar. Eine neue Generation Sklavenhändler
hat das Zepter übernommen, der Sklavenhandel wurde legalisiert und die
Seilschaften sind kaum zu überblicken. Ringil ist sich sicher, dass seine alten
Bekannten unmöglich so ein erfolgreiches und großes Unternehmen aufziehen
konnten. Als er immer tiefer in den Sumpf aus Verbrechen und Korruption
eindringt, findet er heraus, dass es Mächte hinter den Menschen gibt, die die
Welt in einen erneuten Kriegen stürzen möchten.
Das kann Ringil natürlich nicht
zulassen. Hilfe bekommt er von Egar, dem Drachentöter und Lady Arceth, eine
Kiriatherin, die von einem fremden Volk
abstammt, das die Welt nach dem Krieg verlassen hat.
Kommentar:
Ich habe das Buch vor zehn Jahren schon
einmal gelesen, damals erschien es unter dem Titel »Glühender Stahl« und hat
von mir die volle Punktzahl erhalten.
Meine Kritik der Neuauflage fängt schon bei
der Wahl des Titels an.
»Glühender Stahl« war ein sehr zweideutiger
aber passender Titel. Ringil lebt seine Leidenschaft für Männer aus und macht
keinen Hehl aus seinen Neigungen. Dafür wird er von seinen Mitmenschen
verachtet und gemieden, in der Miltärakademie vergewaltigt, verprügelt und
ausgegrenzt. Weder sein Vater noch sein Bruder können für den Jungen
Verständnis aufbringen.
Als Ringil zu einem der fähigsten
Krieger des Landes und ein Schwertmeister wird, lassen die körperlichen
Angriffe nach, die verbalen jedoch nicht. Der junge Krieger wendet sich vom
höfischen Leben ab und findet in den »Niederungen« Freunde und zahlreiche
Liebhaber. Er weiß also nicht nur sein Schwert aus Stahl zu führen.
Ich habe gelesen, dass viele das Buch
als Porno bezeichnen, was ich völlig ungerechtfertigt finde. Ringil lebt seine
Begierden aus und der Autor beschreibt die Liebeszenen ungeschönt und direkt.
Sie sind aber nicht um der Effekthascherei willen geschrieben sondern fügen
sich fließend in die Geschichte ein. Ich kann nicht verstehen, warum Leser die
teilweise wirklich inhaltslosen Romancy Bücher verschlingen, sich aber hier von
den Sexszenen abgestoßen fühlen, nur weil es sich um Liebe zwischen zwei
Männern handelt. Und da Ringil sich jahrelang in den Slums herumgetrieben hat,
verfügt er auch über eine sehr unverblümte und ausdruckstarke Sprache, die sicherlich viele
Leser, die Blümchensex bevorzugen, abschreckt.
Diese Kombination aus »High Fantasy« und
Erotik habe ich bisher in keinem Fantasy Roman gefunden.
Das Volk von Lady Arceth kam den
Menschen einst in einem Krieg zu Hilfe. Sie bliebt alleine zurück, als
Beraterin des Imperators. Sie fühlt sich, ebenso wie Ringil, zum eigenen
Geschlecht hingezogen. Das sie aber von einem sehr mächtigen Volk abstammt und
nicht von dieser Welt ist, wird ihr das eher nachgesehen als Ringil. Die
Menschen fürchten die Kiriath und diese Furcht macht Arceth einsam, denn
niemand nähert sich ihr.
Egar, der Drachentöter, stammt aus dem
hohen Norden. Er hat im Krieg zu viel erlebt und gesehen und kommt mit der
Kleingeistigkeit seines Volkes nicht mehr zurecht. Er ist ein ebenso großer
Krieger wie Ringil, den er trotz seiner Neigungen, als gleichberechtigten
Kämpfer und guten Freund akzeptiert. Egar schaut auf die Herzen der Menschen,
unabhängig von Herkunft und Neigung. Erkennt er Mut, Tapferkeit und
Gerechtigkeit reicht er seinem gegenüber die Hand zur Freundschaft.
Der eher banale und nichtssagende Titel »das Zeitalter der Helden,
Erwachen« passt somit nicht zu dieser spannenden Geschichte, die Ihresgleichen
sucht.
Mein zweiter Kritikpunkt, den ich ausschließlich
dem Verlag anlaste und weder Richard Morgan noch Alfons Winkelmann, sind die
vielen Fehler im Buch, die es dem Leser unmöglich machen, in diese
faszinierende und spannende Geschichte einzutauchen. Ich habe dazu auf meinem
Blog einen extra Beitrag veröffentlicht, in dem ich Original und Neuauflage
gegenüber gestellt habe und es ist erschütternd, wie diese Buch
»verschlimmbessert« wurde.
Zu Beginn dachte ich noch, dass es sich
um ein oder zwei Flüchtigkeitsfehler handelt, ab Seite 50 bis Seite 300 habe
ich mir die Mühe gemacht, die Fehler zu notieren. Es fehlen halbe Sätze oder
Sätze sind so verdreht, dass sie keinen Sinn mehr ergeben. Es fehlen Wörter im
Buch und man hat einen Eimer Kommata über die Geschichte ausgeleert, die sich
wahllos verteilt haben.
Hätte ich die Geschichte nicht vorher
schon gekannt, hätte ich das Buch fassungslos und entsetzt auf Seite gelegt.
Ich bin mir sicher, dass Alfons Winkelmann, für dieses mit Fehlern
überfrachtete Buch, keine Schuld trifft, denn die Erstveröffentlichung ist
nahezu fehlerfrei und spannend formuliert. In dieser Ausgabe verliert sich die
Spannung in der Masse an Fehlern.
Mir fällt somit sehr schwer, das Buch zu
bewerten. Geht es alleine nach Richard Morgans außergewöhnlichem Roman, bekäme
er sicher wieder die volle Punktzahl.
Leider hat der Leser hier aber keine
Chance, diese Außergewöhnlichkeit zu entdecken. Wenn ich nach Korrektur, Lektorat
und Layout gehe, bekommt das Buch ein mangelhaft.
Fazit:
Ich empfehle daher jedem Leser, sich die
Erstauflage mit dem Titel »Glühender Stahl» zu besorgen, dann erhält er eine
erotische, spannende und unterhaltsame Geschichte über drei Menschen, die
anders sind als die Menschen ihrer Umgebung und daher ausgegrenzt werden. Ihre
Außergewöhnlichkeit macht sie zu Kameraden und Freunden, die wieder mal die
Welt retten müssen. Mit viel Wortwitz erzählt.
Ich habe den Verlag angeschrieben und
warte noch auf eine Reaktion. Die Post-Its markieren die Seiten mit den Fehlern.
Für mich unbegeiflich ist, dass anscheindend keinem anderer Leser die Fehler aufgefallen sind, denn es wird weder darauf eingegangen, noch werden Sterne abgezogen.
Für mich unbegeiflich ist, dass anscheindend keinem anderer Leser die Fehler aufgefallen sind, denn es wird weder darauf eingegangen, noch werden Sterne abgezogen.
Titel: Erwachen
Reihe: Das Zeitalter der Helden
Autor: Richard Morgan
Verlag: Heyne, Softcover, 524 Seiten
ISBN: 9783453320383
Oh, da bin ich aber sehr gespannt, ob Du eine Antwort erhalten wirst! Daumen sind gedrückt.
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