Als seine Kollegin und Partnerin Katrin
Fischbach ihren Job kündigt und sich versetzen lässt, ist Karl Seitz wie vor
den Kopf gestoßen. Sie war die einzige, die mit seiner rücksichtslosen, cholerischen,
mürrischen und manchmal sehr chauvinistischen Art zurechtkam. Nun muss er sich
nicht nur eine adäquate Partnerin heranziehen sondern sich auch noch mit einem
merkwürdigen Mord herumschlagen. Das Opfer wurde gesteinigt, eine Tötungsart,
wie es sie in München seit dem finsteren
Mitterlalter nicht mehr gab. Und auch der Leichenbeschauer Kalkrieder, mit dem
sich Seitz immer wieder verbale Gefechte liefert, erklärt mit Begeisterung, dies sei seine erste
Steinigung in 25 Jahren Dienstjahren.
Der Hauptkommissar ermittelt zusammen
mit Maria Strobl an diesem Mordfall. In ihr erkennt er ein Potenzial, mit dem
man arbeiten kann. Maria hingegen erkennt ihre Chance zu zeigen, was in ihr steckt,
allerdings bietet das Verhalten ihres Partners Anlass zur Sorge.
Da wird ein weiteres Mordopfer gefunden,
dieses Mal vollständig verbrannt. Die Tötungsarten lassen auf ein religiöses
Motiv schließen, als ein drittes Opfer gefunden wird, das gekreuzigt wurde. Karls Seitz und seine neue Partnerin müssen
sich zusammen raufen und all ihre Kräfte bündeln, um dem Mörder auf die Spur zu
kommen.
Und sie kommen ihm näher als ihnen lieb
ist.
Kommentar:
Ich lese nicht gerne aktuelle Krimis aber
ich war sehr neugierig auf dieses Buch, da Peter Hohmann vorher im Bereich
Fantasy unterwegs war und ich einen Vergleicht ziehen wollte.
Und ich muss sagen, es hat sich gelohnt.
Karl Seitz ist ein sehr ambivalenter
Charakter. Als Vorgesetzter ist er oft ein regelrechtes Ekelpaket und er hält mit seiner schlechten Laune nicht
hinter dem Berg, lässt sie immer wieder an Kollegen und Kolleginnen aus. Nur
seine Erfolgsquote rettet ihn vor einem Disziplinarverfahren und sein Chef hält immer wieder seine
schützende Hand über ihn. Vielleicht, weil er weiß, wie sehr Karl Seitz
innerlich leidet. Der Hauptkommissar ist ein einsamer Mann, der innerlich von
Schmerz zerfressen wird. Ein Mann, der unfähig ist, eine Beziehung zu seinen
Kindern aufzubauen, der nur in seiner Arbeit Ablenkung von seinen Sorgen
findet.
Maria Strobl ist ihm ähnlicher als sie
wahrhaben möchte. Sie hat so gut wie kein Privatleben, nur mit ihrer Freundin
Lilly trifft sie sich ab und zu. Aber als der Mörder zuschlägt ist 110 %
Einsatz gefragt und Verabredungen bleiben auf der Strecke. In Maria steckt der
Ehrgeiz, ein vollständiger Ersatz für Katrin Fischbach zu werden, auch wenn sie
weiß, wie unausstehlich Karl Seitz werden kann.
Der Autor verfügt hier über sehr viel
Wortwitz und über eine sehr bildhafte Sprache. Hier zwei Beispiele:
Seite 111:
»obwohl sie es nicht wollte, kletterte
Karl auf Marias heutiger Symphatieskala von Vollarschloch zu Arschloch.«
Seite 116
»Außer diesem und Karls
übermotorisiertem Penis-Upgrade befand sich ein in die Jahre gekommener
Mercedes Transporter auf dem Parkplatz.
Das bezieht sich auf den Mustang des
Hauptkommissars, mit dem er sich rücksichtslos durch Münchens Verkehr drängelt,
sehr zum Leidwesen seiner Partnerin, die während dieser Fahrten regelmäßig eine
Kotztüte parat hat.
Persönlich mag ich es nicht, wenn das
Privatleben der Ermittler in einem Krimi eine große Rolle spielt und sie
persönlich in Kriminalfälle hineingezogen werden. Bestes Antibeispiel ist für
mich der Dortmunder Tatort, in dem jeder des Teams private und persönliche
Probleme hat und Faber teilweise völlig aus der Rolle fällt.
Hier hat der Autor allerdings eine
perfekte Balance geschaffen. Ohne die Informationen aus seinem Privatleben wäre
es für den Leser schwer, Verständnis für Seitz Verhalten aufzubringen. Karl
Seitz wäre nur eine sehr negativ gezeichnete Figur, die man nicht leiden
könnte. So bringt man ein gewisses Maß an Verständnis für ihn auf, auch wenn es
ihn nicht unbedingt symphytischer macht. Maria Strobl kann gut kontern, da sie aber am
Anfang ihrer Karriere steht, weiß sie noch nicht, wie weit sie mit ihren
Kontern bei dem Hauptkommissar gehen kann.
Es ist spannend zu lesen, wie sich die
beiden sehr unterschiedlichen Charaktere einander annähern und lernen, sich
gegenseitig zu akzeptieren. Die Dialoge sind dabei teilweise wirklich sehr
amüsant und unterhaltsam. Lebensecht und glaubhaft. Überhaupt verfügt Peter
Hohman über eine sehr saloppe, bodenständige, ungekünstelte, glaubhafte und
überzeugenden Sprache. Der Krimi ist wie aus einem Guss, ich habe ihn an einem
Tag durchgelesen. Immer, wenn die Spannung kaum zu ertragen war oder das
Szenario zu düster wurde, kam wieder ein verbaler Schlagabtausch zwischen
Kalkrieder und Seitz oder Maria und Seitz. Eine gelungene Mischung, die mich
absolut überzeugt hat.
Der Autor streut im Laufe der Geschichte
immer wieder Gedanken des Mörders ein, das Buch beginnt sogar damit, was man
durchaus als kleinen Prolog ansehen kann. Und, nachdem ich vorher ein
Verlagsbuch gelesen habe, das wirklich vor Fehlern strotze, weiß ich es sehr zu
schätzen, dass dieses SP Buch in meinen Augen wirklich fehlerfrei war.
Ich wusste nicht, was das Wort IUGULUS
bedeute, somit erhalten wir auch noch eine kleine Geschichtsstunde.
Fazit:
Ein spannender, teilweise humorvoller
Krimi mit einem skurrilen Charakter, bei dem es zuerst schwer fällt, ihn zu
mögen. Dem Leser ergeht es wie Maria Strobl. Man erkennt seine Genialität, muss
ihn aber nicht mögen. Und wie sie, lernen wir Karl Seitz im Laufe der
Ermittlungen besser kennen und verstehen und können sein Verhalten letztendlich
akzeptieren.
Ich bedanke mich für das
Rezensionsexemplar. Mein Beitrag ist keine Werbung sondern meine subjektive
Meinung. Das Buch ist als Print und Ebook erhältlich.
Titel: Iugulus
Autor: Peter Hohmann
Verlag: Selfpublisher, TB, 420 Seiten
ISBN: 9798653109690
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