15 Juli 2020

Iugulus von Peter Hohmann


https://www.amazon.de/Iugulus-Karl-Seitz-ermittelt-erster-ebook/dp/B08B1W3H83/ref=sr_1_1?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&dchild=1&keywords=Iugulus&qid=1594798895&sr=8-1
Als seine Kollegin und Partnerin Katrin Fischbach ihren Job kündigt und sich versetzen lässt, ist Karl Seitz wie vor den Kopf gestoßen. Sie war die einzige, die mit seiner rücksichtslosen, cholerischen, mürrischen und manchmal sehr chauvinistischen Art zurechtkam. Nun muss er sich nicht nur eine adäquate Partnerin heranziehen sondern sich auch noch mit einem merkwürdigen Mord herumschlagen. Das Opfer wurde gesteinigt, eine Tötungsart, wie es sie in  München seit dem finsteren Mitterlalter nicht mehr gab. Und auch der Leichenbeschauer Kalkrieder, mit dem sich Seitz immer wieder verbale Gefechte liefert, erklärt mit Begeisterung, dies sei seine erste Steinigung in 25 Jahren Dienstjahren.
Der Hauptkommissar ermittelt zusammen mit Maria Strobl an diesem Mordfall. In ihr erkennt er ein Potenzial, mit dem man arbeiten kann. Maria hingegen erkennt ihre Chance zu zeigen, was in ihr steckt, allerdings bietet das Verhalten ihres Partners Anlass zur Sorge.

Da wird ein weiteres Mordopfer gefunden, dieses Mal vollständig verbrannt. Die Tötungsarten lassen auf ein religiöses Motiv schließen, als ein drittes Opfer gefunden wird, das gekreuzigt wurde. Karls Seitz und seine neue Partnerin müssen sich zusammen raufen und all ihre Kräfte bündeln, um dem Mörder auf die Spur zu kommen.
Und sie kommen ihm näher als ihnen lieb ist.

Kommentar:
Ich lese nicht gerne aktuelle Krimis aber ich war sehr neugierig auf dieses Buch, da Peter Hohmann vorher im Bereich Fantasy unterwegs war und ich einen Vergleicht ziehen wollte.
Und ich muss sagen, es hat sich gelohnt.
Karl Seitz ist ein sehr ambivalenter Charakter. Als Vorgesetzter ist er oft ein regelrechtes Ekelpaket  und er hält mit seiner schlechten Laune nicht hinter dem Berg, lässt sie immer wieder an Kollegen und Kolleginnen aus. Nur seine Erfolgsquote rettet ihn vor einem Disziplinarverfahren und sein Chef hält immer wieder seine schützende Hand über ihn. Vielleicht, weil er weiß, wie sehr Karl Seitz innerlich leidet. Der Hauptkommissar ist ein einsamer Mann, der innerlich von Schmerz zerfressen wird. Ein Mann, der unfähig ist, eine Beziehung zu seinen Kindern aufzubauen, der nur in seiner Arbeit Ablenkung von seinen Sorgen findet.
Maria Strobl ist ihm ähnlicher als sie wahrhaben möchte. Sie hat so gut wie kein Privatleben, nur mit ihrer Freundin Lilly trifft sie sich ab und zu. Aber als der Mörder zuschlägt ist 110 % Einsatz gefragt und Verabredungen bleiben auf der Strecke. In Maria steckt der Ehrgeiz, ein vollständiger Ersatz für Katrin Fischbach zu werden, auch wenn sie weiß, wie unausstehlich Karl Seitz werden kann.
Der Autor verfügt hier über sehr viel Wortwitz und über eine sehr bildhafte Sprache. Hier zwei Beispiele:
Seite 111:
»obwohl sie es nicht wollte, kletterte Karl auf Marias heutiger Symphatieskala von Vollarschloch zu Arschloch.«
Seite 116
»Außer diesem und Karls übermotorisiertem Penis-Upgrade befand sich ein in die Jahre gekommener Mercedes Transporter auf dem Parkplatz.
Das bezieht sich auf den Mustang des Hauptkommissars, mit dem er sich rücksichtslos durch Münchens Verkehr drängelt, sehr zum Leidwesen seiner Partnerin, die während dieser Fahrten regelmäßig eine Kotztüte parat hat.
Persönlich mag ich es nicht, wenn das Privatleben der Ermittler in einem Krimi eine große Rolle spielt und sie persönlich in Kriminalfälle hineingezogen werden. Bestes Antibeispiel ist für mich der Dortmunder Tatort, in dem jeder des Teams private und persönliche Probleme hat und Faber teilweise völlig aus der Rolle fällt.
Hier hat der Autor allerdings eine perfekte Balance geschaffen. Ohne die Informationen aus seinem Privatleben wäre es für den Leser schwer, Verständnis für Seitz Verhalten aufzubringen. Karl Seitz wäre nur eine sehr negativ gezeichnete Figur, die man nicht leiden könnte. So bringt man ein gewisses Maß an Verständnis für ihn auf, auch wenn es ihn nicht unbedingt symphytischer macht.  Maria Strobl kann gut kontern, da sie aber am Anfang ihrer Karriere steht, weiß sie noch nicht, wie weit sie mit ihren Kontern bei dem Hauptkommissar gehen kann.
Es ist spannend zu lesen, wie sich die beiden sehr unterschiedlichen Charaktere einander annähern und lernen, sich gegenseitig zu akzeptieren. Die Dialoge sind dabei teilweise wirklich sehr amüsant und unterhaltsam. Lebensecht und glaubhaft. Überhaupt verfügt Peter Hohman über eine sehr saloppe, bodenständige, ungekünstelte, glaubhafte und überzeugenden Sprache. Der Krimi ist wie aus einem Guss, ich habe ihn an einem Tag durchgelesen. Immer, wenn die Spannung kaum zu ertragen war oder das Szenario zu düster wurde, kam wieder ein verbaler Schlagabtausch zwischen Kalkrieder und Seitz oder Maria und Seitz. Eine gelungene Mischung, die mich absolut überzeugt hat.
Der Autor streut im Laufe der Geschichte immer wieder Gedanken des Mörders ein, das Buch beginnt sogar damit, was man durchaus als kleinen Prolog ansehen kann. Und, nachdem ich vorher ein Verlagsbuch gelesen habe, das wirklich vor Fehlern strotze, weiß ich es sehr zu schätzen, dass dieses SP Buch in meinen Augen wirklich fehlerfrei war.
Ich wusste nicht, was das Wort IUGULUS bedeute, somit erhalten wir auch noch eine kleine Geschichtsstunde.
Fazit:
Ein spannender, teilweise humorvoller Krimi mit einem skurrilen Charakter, bei dem es zuerst schwer fällt, ihn zu mögen. Dem Leser ergeht es wie Maria Strobl. Man erkennt seine Genialität, muss ihn aber nicht mögen. Und wie sie, lernen wir Karl Seitz im Laufe der Ermittlungen besser kennen und verstehen und können sein Verhalten letztendlich akzeptieren.
Ich bedanke mich für das Rezensionsexemplar. Mein Beitrag ist keine Werbung sondern meine subjektive Meinung. Das Buch ist als Print und Ebook erhältlich.
Titel: Iugulus
Verlag: Selfpublisher, TB, 420 Seiten
ISBN: 9798653109690

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