Hettie und Bartholomew Kettle sind Mischlingskinder, halb
Mensch, halb Feenwesen. Von beiden Völkern verachtet, leben sie im
Armutsviertel von Bath. Aber eine Eigenschaft hebt sie besonders hervor. Nur
ein Wesen, in dessen Adern das Blut beider Rassen fließt, ist in der Lage, das
Tor zwischen den Welten zu öffnen. Einst kamen die Feen durch dieses Tor in die
Welt der Menschen. Sie verloren den darauf folgenden Krieg und waren in unserer
Welt gefangen, es gab keinen Weg zurück. Nun sehen die Wesen endlich eine Chance,
ein neues Tor zu öffnen und einen Eroberungsfeldzug gegen die Menschheit zu
starten. Und Hettie soll dieses Tor öffnen. Bartholomew unternimmt alles, um
seine Schwester zu finden und zu retten. Die Menschheit ist ihm egal aber
Hettie ist sein ein und alles. Mister Jelliby unterstützt ihn bei seiner Suche
mit finanziellen Mitteln und Barthy findet noch einen Freund, der sich als
unerwartete Hilfe erweist.
Kommentar:
In den meisten Geschichten über Feen wird ihr Reich
als das Paradies beschrieben, ein Land, in dem Milch und Honig fließt, die Zeit
still steht und nur Glückseligkeit herrscht. In diesen Geschichten sind Feen
wunderbare Wesen, oft stolz und arrogant aber auch edel. Hier finden wir nichts
davon. Der Autor beschreibt ein Reich das grau kalt und düster ist. Die Feen
bestehen aus den unterschiedlichsten Völkern, Kobolde zählen ebenso dazu wie
Kanalfeen oder Sylphillen, ihrem Wesen nach grausam und gemein, spielen sie den
Menschen viele Streiche und sorgen für Unruhe. Als Hettie dieses Land betritt ist
sie entsetzt, wie kalt, düster und hässlich das Feenreich ist.
Mir hat dieser
zweite Band nicht so gut gefallen, wie »die Seltsamen«, weil die Geschichte
teilweise etwas sprunghaft war. Der Autor hat drei Erzählstränge miteinander
verwoben. Die Erlebnisse der kleinen Hettie und des mechanischen Dieners, die
Suche Barthys und Mister Jellibys nach dem Mädchen. Und es wird eine neue Person
eingeführt. Thomas Pikey, ein Waisenjunge, der über eine seltsame Gabe verfügt.
Für sich genommen, ist jeder Abschnitt spannend und schön erzählt aber die
Übergänge waren nicht so fließend wie im ersten Band. Gerade was Thomas
betrifft, bleibt der Leser über seine Figur lange im Unklaren. Die Geschichte
spielt in einem alternativen, viktorianischen London. Ein London, dessen Bürger
selbstbewusst sind und die davon ausgehen, dass sie stets Sieger in einer
Auseinandersetzung sein werden. Die Briten beherrschen das halbe Weltreich,
haben alle Angriffe auf ihr Land stets erfolgreich abgewehrt, daher nehmen sie
die Bedrohung durch die Feen nicht ernst. Da die Feen weder Glockenklänge noch
Eisen vertragen, ist es einfach, sie in Schach zu halten. Doch die Wesen waren dem
lange Jahre ausgesetzt und entwickeln nun, von den Briten unbemerkt, eine
Immunität gegen diese Dinge.
In diese Geschichte spielen wieder sehr viele
Steampunk Elemente mit hinein, was für mich den besonderen Reiz ausmacht und
mich fasziniert. Dazu kommt die Sprache des Autors, die zu fesseln vermag.
Ich hatte die Hardcoverausgabe, das Cover passt zur
Geschichte und das kleine Lesebändchen macht diese Ausgabe zu einem Kleinod.
Ein mit viel Liebe gestaltetes Buch.
Die Rezensionen zu dieser Geschichte sind sehr
ambivalent, ich kann jedoch sagen, dass mir beide Bände sehr gut gefallen haben.
Titel: Die Wedernoch
Autor: Stefan Bachmann
Verlag: Diogenes, HC, 416 Seiten
ISBN: 978-3257069068
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