17 Mai 2018

Das Königreich der Lüfte von Stephen Hunt


Im Königreich Jackal leben Menschen,  Magier, Maschinen oder Dampfmänner  friedlich nebeneinander. Es herrscht Gleichstellung zwischen den Rassen und sogar die Dampfmänner (und Frauen) verfügen über eine eigene Religion. Doch der Schein trügt. Auch in Jackal herrscht Armut und Ausbeutung. Das lernt Molly Templar am eigenen Leib spüren. Sie lebt in einem Waisenhaus und wird an Firmen verschachert, für die sie unentgeltlich arbeiten muss, während die Armenhausleitung sich bereichert. Molly ist eine starke Persönlichkeit mit einem eigenen Kopf, die sich nicht unterkriegen lässt. Das führt dazu, dass sie aus jeder Arbeitsstelle hinausgeworfen wird, sehr zum Verdruss der Anstaltsleitung. Aus lauter Ärger und Verdruss wird ihr Kontrakt an ein Freudenhaus verkauft. Mollys Fluchtplan steht schon fest, als in dem Etablissement ein Mordanschlag auf sie verübt wird. Sie kann fliehen und begibt sich an den einzigen Ort, den sie kennt und der ihr vertraut ist. Doch das Waisenhaus ist abgebrannt, die Attentäter suchten nach dem Mädchen.
Oliver Brooks ist anders als die Kinder seines Alters. Er wurde vom Nebel berührt, das bedeutet er kann dem Wahnsinn verfallen oder Magie beherrschen. Obwohl er unter ständiger Kontrolle der Polizei steht, haben sich bei ihm bisher keine Anzeichen gezeigt, in welche Richtung er tendiert. Die Wege von Molly und Oliver laufen zusammen, als ein Wahnsinniger beginnt, die Gesellschaft von innen heraus zu attackieren und umzustrukturieren. Bei seinem Plan spielen die Kinder eine große Rolle.


Kommentar:
Das Buch verfügt über 780 Seiten und ich hatte die Befürchtung, dass es zu langatmig werden würde. Wie sehr habe ich mich getäuscht. Ich habe die Geschichte regelrecht verschlungen. Die Erzählung beginnt langsam und wechselt zwischen Molly und Oliver, so dass wir erst genug über ihre Vergangenheit und ihr aktuelles Leben erfahren. Beide Kinder gewinnen sofort das Herz des Lesers und sie wirken durch und durch glaubhaft und sympathisch. Molly begegnet auf ihrer Flucht verschiedenen Wesen und erhält Hilfe und Unterstützung.  
Jede Figur ist wunderbar ausgearbeitet, seien es die Craynabier oder ein Wesen wie Kupferspur oder der geheimnisvolle Harry Stave, der sich Olivers annimmt. Aus welchen Gründen auch immer. Auch der Flüstermann, der immer wieder in Olivers Träumen erscheint, ist eine beeindruckende Gestalt.  Der Autor hat sich hier erhebliche Mühe gegeben, glaubhafte und beeindruckende Figuren zu erfinden. Auch die Welt ist beeindruckend, fliegende Städte sind nur ein kleiner Teil davon. Leider gibt es keine Landkarte
In diesem Buch werden sowohl die Demokratie als auch die Monarchie heftig kritisiert. In Jackal gibt es zwar einen König, doch dessen Schicksal ist sehr grausam. Bei der Inthronisierung werden dem neuen Herrscher die Arme abgenommen, damit das Volk nie wieder unter dem tyrannischen Arm eines Herrschers leider muss. Der regierende Himmelsrat ist korrupt und uneins. Sie leugnen die Armut und Unterdrückung, dadurch haben die Gegner leichtes Spiel. Sie wollen, dass alle Menschen gleich. werden, unabhängig von Rasse und Religion oder Herkunft.  Hier komme ich mit einem Zitat, das klar macht, wie erschreckend die Pläne der Aufwiegler sind:
"...für jede Gesellschaft ein geordnetes Nest. Gleichgemachte Bürger die gemeinsam arbeiten ohne als Brüder oder Schwestern erkennbar zu sein. Perfekt und zufrieden in ihrer endlosen Plackerei. Es würde herrlich werden"
Das alle Menschen gleich sind, ist sicher eine Idealvorstellung, doch Menschen sind Individuen, einzigartig in jeder Person, wie soll der Plan gelingen?
Die Schilderungen sind teilweise sehr brutal und entsetzlich, der Autor scheut vor Details nicht zurück. Aber so wird dem Leser erst bewusst, wie grausam die Welt ist, obwohl die Herrschenden sich einreden, dass Jackal ein Vorzeigestaat ist. Es herrschen keine Kriege, durch die Dominanz der Luftflotte gibt es kaum Angriffe der Nachbarländern und die Wirtschaft gedeiht. Doch alles es auf dem Rücken der Armen, die wie Sklaven gehalten werden und auch hier werden Wesen, wie die Irrnebler tyrannisiert.
Prinz Alpheus, Molly und Oliver lehnen sich gegen ihr vorgeschriebenes Schicksal auf, wobei der Kronprinz hier die wirklich tragische Figur ist.
Die Geschichte ist sehr komplex und streift viele Themen, Freundschaft, Verrat, Glaube, Verrat, Treue, Vorurteile, Rassenhass und vieles mehr. Eine Rezension zu verfassen, die diesem Buch gerecht wird, ist schwer. Es tendiert in Richtung Steampunk und so wird es auch angepriesen, Maschinen, Dampfmänner und technischer Fortschritt spielen eine große Rolle.
Ich kann nur sagen: Lasst euch von den 780 Seiten nicht abschrecken aber bringt Zeit mit. Diese Geschichte erlebt man nicht nebenher, man taucht in sie ein und vergisst die Welt.
Leider wird der Autor im Verlag nicht mehr geführt, daher verlinke ich zu Amazon
Autor: Stephen Hunt
Verlag: Heyne, TB, 780 Seiten
ISBN: 978453533769

2 Kommentare:

  1. Hallo Petra,

    das hört sich echt gut an. Ich mag Steampunk. Nur brutal mag ich es nicht so sehr.
    Hast Du noch andere Steampunk-Tipps?

    Liebe Grüße
    Petrissa

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  2. Hallo, wenn Du rechts auf der Leiste Steampunk anklickts, erhälst Du schon 10 Rezensionen von mir als Übersicht. Ich lese ja das genre noch nicht lange. Absolut toll sind die beiden Books & Braun Bücher und es ist schade, dass es nicht mehr davon gibt. Von Bernd Perplies gibt es eine Trilogie, die ist auch gut zu lesen. ich schaue am Wochenende , was ich noch so habe

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