Seth ist auf dem Weg nach Kanada.
Ein mysteriöser Brief hat ihn aus der Wüste herausgelockt. Da er sich durch die
vorherigen Ereignisse (aus dramaturgischen Gründen kann ich darauf nicht
näher eingehen, Zitat Herr Heitz) zurzeit im Heliopolis nicht sehen
lassen kann, folgt er dem Ruf einer alten Feindin. Und wie Seth so drauf ist,
macht er sich sehr spontan und ohne jeglichen Plan auf den Weg. Kein Wunder
also, dass er kurz hinter der kanadischen Grenze ohne Geld und Sprit im Tank
liegenbleibt. Die sieben Dollar, die er besitzt, reichen nicht einmal für ein
paar ordentliche Drinks oder eine Mahlzeit.
Doch wie es der Zufall will,
trifft Seth auf Ned, einem ununterbrochen redenden und Nerv tötenden Menschen,
der versehentlich mit Seths sein Motorrad kollidiert. Als Entschuldigung nimmt
Ned den Chaosgott mit in seinem Truck und bringt ihn an dessen Ziel. Nicht
ahnend, in welche Welt er sich damit begeben hat.
Seth erfährt von Wajed, einer
alten Widersacherin, dass sein Stab gefunden wurde. In den falschen Händen kann
der Stab des Chaosgottes viel Unheil anrichten. Obwohl sich alles in ihm dagegen
wehrt, Wajed und den anderen Göttern einen Gefallen zu tun, versucht Seth seinen Stab zu finden. Doch wenn er dachte,
damit sei die Sache erledigt, hat er sich gewaltig geirrt.
Kommentar:
Ich habe bisher alle Bücher des
Kemet Universums gelesen, seien es die Bände von Melanie Vogeltanz oder Jenny
Wood. Die beiden Autorinnen sind mittlerweile perfekt aufeinander eingespielt
und die Geschichten ergänzen sich.
Auch in Trail to Heka kommt der
Totengott Mafed vor, allerdings nur am Rande. Mafed ist nach New York zurückgekehrt
und Billy und Tara führen das Heliopolis in der Abwesenheit von Seth.
Einerseits ist Seth froh, wieder unterwegs zu sein, andererseits hätte er nie
gedacht, dass er den Yuppie und die beiden Menschen vermissen würde. Seth war
in der Götterwelt immer ein Ausgestoßener, der keine Verbündeten und kaum
Freunde hatte. Er war die Einsamkeit gewohnt und sich nun um die Menschen und
um Mafed Gedanken machen zu müssen, ist ungewohnt für ihn.
Die Sprache der beiden
Autorinnen ist jung, modern und direkt. Mir gefallen die Geschichten um Seth
einen kleinen Tick besser als die um Mafed, vielleicht, weil Seth einfach,
geradeheraus und sehr direkt ist. Ohne Hintergedanken und ohne Tücke. Er ist
etwas maulfaul, was leider ab und an zu Missverständnissen führt. Dafür redet
sein Begleiter Ned in Kanada umso mehr. Seth kommt mit der sehr höflichen und freundlichen
Art der Kanadier nicht zurecht, er ist es nicht gewohnt, dass man ihm hilft,
ohne dafür etwas zu verlangen. Sehr amüsant sind die Szenen, in denen sich Seth
mit der modernen Technik beschäftigen muss. Billy und Tara haben ihm zum
Abschied eine Polaroidkamera geschenkt, damit Seth seine Reise dokumentieren
kann und ebenso ein Handy. Beides bringt den Chaosgott vor große Herausforderungen.
Das Handy stellt eine Versuchung dar, mit seinen Freunden Kontakt aufzunehmen,
doch er möchte sie nicht in Gefahr bringen. Dass sie schon längst im Fokus der
anderen Götter gerückt sind, ahnt er noch nicht. Durch seine Gefühle zu den
Menschen wird Seth erpressbar, durch Erpressung aber auch zornig und niemand
will einem Chaosgott im Zorn begegnen. Wirklich niemand.
Neben Ned wird Seth auch von
Astarte begleitet, einer Kanaaniterin, die ihm Wajed zu Seite stellt. Seth hegt
großes Misstrauen gegen die Kriegerin, die noch maulfauler ist als er. Doch mit
der Zeit baut sich so etwas wie Vertrauen zwischen ihnen auf.
In diesem Roman tauchen wieder
einige der alten Götter auf und machen Seth das Leben schwer. Zum einem ist da
Yam, der kanaanitische Gott der See, des
Wassers und des Chaos. Als Gott des Chaos ist er in der Lage das Zepter von
Seth nutzen und Unheil über die Menschheit zu bringen. Sachmet bekommt
ebenfalls einen Kurzauftritt, ebenso Horus. Die Götter erscheinen sehr unterschiedlich und
jeder hat sich auf eine andere Art und Weise der neuen Zeit angepasst. Die
meisten haben sich allerdings mit dem Verlust ihrer Göttlichkeit nicht
abgefunden und versuchen, ihre Macht wieder aufzubauen. Ich bin gespannt, wem
wir in den folgenden Geschichten noch begegnen werden.
Überraschend ist die Freundschaft
zwischen Seth und Mafed. Ein Rocker und ein Yuppie, verbunden durch dreitausend
Jahre Geschichte. Mafed hat, im Gegensatz zu den anderen Göttern, diese Zeit durchlebt, seine alten Vorurteile
abgebaut und sich ein Leben zwischen und mit den Menschen aufgebaut. Seth ist
sprichwörtlich vom Himmel gefallen und landete in Nevada, ohne zu wissen, warum
und wieso. Er hasst die moderne Welt, doch er liebt sein Motorrad und die
Freiheit, damit durch die Wüste zu fahren. Ein Rocker und ein Yuppie, eine
seltsame Kombination.
Melanie Vogeltanz gibt immer
wieder Rückblicke auf Seth vorheriges Leben, es sind nur sehr kurze Einblicke,
die aber zeigen, wie einsam der Chaosgott in der Vergangenheit war und wie sehr
gegen ihn intrigiert wurde. Teilweise sind das sehr berührende Momente, die
vermitteln, warum Seth die Einsamkeit vorzieht.
Dieses Buch ist eine
wunderschöne Ausgabe, die durch Illustrationen und einem Glossar ergänzt wird.
Fazit:
Trail to Heka hat alle
meine Erwartungen erfüllt und ich bin gespannt auf Totennacht von Jenny Wood, dass gleichzeitig mit diesem Roman erschienen
ist. Ein moderner road trip mit alten Göttern, der unglaublich Spaß macht. Einziges
Manko für mich, dass Ned am Ende irgendwie vergessen wurde.
Titel: Trail to Heka
Reihe: Das Kemet Universum
(Mafed und Seth)
Autorin: Melanie Vogeltanz
Verlag: Art Skript Phantastik
Verlag, Softcover, 346 Seiten
ISBN: 9783949880049
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