06 Januar 2024

Trail to Heka von Melanie Vogeltanz

Seth ist auf dem Weg nach Kanada. Ein mysteriöser Brief hat ihn aus der Wüste herausgelockt. Da er sich durch die vorherigen Ereignisse (aus dramaturgischen Gründen kann ich darauf nicht näher eingehen, Zitat Herr Heitz) zurzeit im Heliopolis nicht sehen lassen kann, folgt er dem Ruf einer alten Feindin. Und wie Seth so drauf ist, macht er sich sehr spontan und ohne jeglichen Plan auf den Weg. Kein Wunder also, dass er kurz hinter der kanadischen Grenze ohne Geld und Sprit im Tank liegenbleibt. Die sieben Dollar, die er besitzt, reichen nicht einmal für ein paar ordentliche Drinks oder eine Mahlzeit.
Doch wie es der Zufall will, trifft Seth auf Ned, einem ununterbrochen redenden und Nerv tötenden Menschen, der versehentlich mit Seths sein Motorrad kollidiert. Als Entschuldigung nimmt Ned den Chaosgott mit in seinem Truck und bringt ihn an dessen Ziel. Nicht ahnend, in welche Welt er sich damit begeben hat.
Seth erfährt von Wajed, einer alten Widersacherin, dass sein Stab gefunden wurde. In den falschen Händen kann der Stab des Chaosgottes viel Unheil anrichten. Obwohl sich alles in ihm dagegen wehrt, Wajed und den anderen Göttern einen Gefallen zu tun, versucht Seth  seinen Stab zu finden. Doch wenn er dachte, damit sei die Sache erledigt, hat er sich gewaltig geirrt.
 
Kommentar:
Ich habe bisher alle Bücher des Kemet Universums gelesen, seien es die Bände von Melanie Vogeltanz oder Jenny Wood. Die beiden Autorinnen sind mittlerweile perfekt aufeinander eingespielt und die Geschichten ergänzen sich.
Auch in Trail to Heka kommt der Totengott Mafed vor, allerdings nur am Rande. Mafed ist nach New York zurückgekehrt und Billy und Tara führen das Heliopolis in der Abwesenheit von Seth. Einerseits ist Seth froh, wieder unterwegs zu sein, andererseits hätte er nie gedacht, dass er den Yuppie und die beiden Menschen vermissen würde. Seth war in der Götterwelt immer ein Ausgestoßener, der keine Verbündeten und kaum Freunde hatte. Er war die Einsamkeit gewohnt und sich nun um die Menschen und um Mafed Gedanken machen zu müssen, ist ungewohnt für ihn.
Die Sprache der beiden Autorinnen ist jung, modern und direkt. Mir gefallen die Geschichten um Seth einen kleinen Tick besser als die um Mafed, vielleicht, weil Seth einfach, geradeheraus und sehr direkt ist. Ohne Hintergedanken und ohne Tücke. Er ist etwas maulfaul, was leider ab und an zu Missverständnissen führt. Dafür redet sein Begleiter Ned in Kanada umso mehr. Seth kommt mit der sehr höflichen und freundlichen Art der Kanadier nicht zurecht, er ist es nicht gewohnt, dass man ihm hilft, ohne dafür etwas zu verlangen. Sehr amüsant sind die Szenen, in denen sich Seth mit der modernen Technik beschäftigen muss. Billy und Tara haben ihm zum Abschied eine Polaroidkamera geschenkt, damit Seth seine Reise dokumentieren kann und ebenso ein Handy. Beides bringt den Chaosgott vor große Herausforderungen. Das Handy stellt eine Versuchung dar, mit seinen Freunden Kontakt aufzunehmen, doch er möchte sie nicht in Gefahr bringen. Dass sie schon längst im Fokus der anderen Götter gerückt sind, ahnt er noch nicht. Durch seine Gefühle zu den Menschen wird Seth erpressbar, durch Erpressung aber auch zornig und niemand will einem Chaosgott im Zorn begegnen. Wirklich niemand.
Neben Ned wird Seth auch von Astarte begleitet, einer Kanaaniterin, die ihm Wajed zu Seite stellt. Seth hegt großes Misstrauen gegen die Kriegerin, die noch maulfauler ist als er. Doch mit der Zeit baut sich so etwas wie Vertrauen zwischen ihnen auf.
In diesem Roman tauchen wieder einige der alten Götter auf und machen Seth das Leben schwer. Zum einem ist da Yam, der kanaanitische Gott  der See, des Wassers und des Chaos. Als Gott des Chaos ist er in der Lage das Zepter von Seth nutzen und Unheil über die Menschheit zu bringen. Sachmet bekommt ebenfalls einen Kurzauftritt, ebenso Horus.  Die Götter erscheinen sehr unterschiedlich und jeder hat sich auf eine andere Art und Weise der neuen Zeit angepasst. Die meisten haben sich allerdings mit dem Verlust ihrer Göttlichkeit nicht abgefunden und versuchen, ihre Macht wieder aufzubauen. Ich bin gespannt, wem wir in den folgenden Geschichten noch begegnen werden.
Überraschend ist die Freundschaft zwischen Seth und Mafed. Ein Rocker und ein Yuppie, verbunden durch dreitausend Jahre Geschichte. Mafed hat, im Gegensatz zu den anderen Göttern, diese Zeit durchlebt, seine alten Vorurteile abgebaut und sich ein Leben zwischen und mit den Menschen aufgebaut. Seth ist sprichwörtlich vom Himmel gefallen und landete in Nevada, ohne zu wissen, warum und wieso. Er hasst die moderne Welt, doch er liebt sein Motorrad und die Freiheit, damit durch die Wüste zu fahren. Ein Rocker und ein Yuppie, eine seltsame Kombination.
Melanie Vogeltanz gibt immer wieder Rückblicke auf Seth vorheriges Leben, es sind nur sehr kurze Einblicke, die aber zeigen, wie einsam der Chaosgott in der Vergangenheit war und wie sehr gegen ihn intrigiert wurde. Teilweise sind das sehr berührende Momente, die vermitteln, warum Seth die Einsamkeit vorzieht.
Dieses Buch ist eine wunderschöne Ausgabe, die durch Illustrationen und einem Glossar ergänzt wird.  
 
Fazit: 
Trail to Heka hat alle meine Erwartungen erfüllt und ich bin gespannt auf Totennacht von Jenny Wood,  dass gleichzeitig mit diesem Roman erschienen ist. Ein moderner road trip mit alten Göttern, der unglaublich Spaß macht. Einziges Manko für mich, dass Ned am Ende irgendwie vergessen wurde.
 
Titel: Trail to Heka
Reihe: Das Kemet Universum (Mafed und Seth)
Autorin: Melanie Vogeltanz
Verlag: Art Skript Phantastik Verlag, Softcover, 346 Seiten
ISBN: 9783949880049

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