11 Juni 2022

Tänzer der Klingen (Wächter Band 2) von David Daglish

Aaron Felhorn ist tot aber Hearn der Wächter lebt. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Krieg zwischen den Trifect und den Diebesbanden zu beenden, koste es, was es wolle. Als der Sohn von Alyssa Gemcroft entführt und ermordet wird, deuten alle Spuren auf Hearn. Alyssa setzt die Assassinin Zusa auf Hearn an um ihn zu töten Damit nicht genug, hetzt der wahre Schuldige einen Söldner auf Hearn, um den lästigen Zeugen zu beseitigen. Nun kämpft Hearn alleine an drei Fronten.
 
Währenddessen versucht Veliana, die Führung über die Aschegilde zu übernehmen. Allerdings wird sie als Frau in der Führungsrolle nicht akzeptiert. Sie bekommt unerwartete Hilfe von »Todesmaske«, einem Magier, der ebenfalls Pläne mit den Gilden hat. Da diese sich mit den Plänen des Wächters überschneiden, versucht »Todesmaske« ein Abkommen mit Hearn zu treffen.
 
Kommentar: 
Während David Daglish im ersten Band dieser Saga sehr viele Charaktere kommen und gehen lässt, fokussiert er sich hier ganz auf Hearn, den Wächter. Dadurch gewinnt das Buch. Während ich Band eins als solide und gute High Fantasy bewertet habe, vollzieht der Autor hier einen wahren Quantensprung. Es zerreißt einem schier das Herz, wenn man die Einsamkeit des jungen Mannes miterlebt, der seit fünf Jahren im Dunklen lebt, keine Freunde hat und alles versucht seine Stadt zu retten. Und das ohne Anerkennung, nur konfrontiert mit Hass, Angst und Verachtung. Als Alyssa ihn sagt das sie glaubt, er habe ihren Sohn getötet, bricht für Hearn eine Welt zusammen. Auch wenn er alles, was sein Vater ihn gelehrt hat, umsetzt,  er der beste Assassine und Dieb geworden ist, den die Stadt je gesehen hat, hat er sich im Innersten immer noch seine reine Seele bewahrt. Ein Kindsmord ist das abscheulichste Verbrechen, dass er sich vorstellen kann. 
Ich habe in der Fantasy selten eine so zerrissene und ambivalente Figur erlebt wie Hearn, den Wächter. Allenfalls noch Aral Königsmörder aber er hat immerhin noch Triss an seiner Seite. 
Neben Hearn spielen hier noch Alyssa Gemcroft und Veliana eine große Rolle, ebenso wie Zusa, die einem richtig ans Herz wächst.  Drei starke aber sehr unterschiedliche Frauenfiguren. Wie Veliana, wird Alyssa ebenso wenig als Anführerin akzeptiert. Obwohl sie das Haus Gemcroft seit fünf Jahren führt, drängt jeder sie zur Heirat, damit ein Mann diese Führungsrolle übernehmen kann. Als sie aus Rachsucht eine Söldnerarmee auf  Veldaren hetzt um die Diebesgilden ein für allemal zu vernichten, übernimmt sie sich. Die Rache für ihren Sohn ist ihr wichtiger als das Haus Gemcroft und so bietet sie ihren Feinden endlich eine Angriffsfläche. 
Letztendlich wollen Hearn, »Todesmaske« und Alyssa alle nur das eine: Das Ende der Diebesgilden. 
Es passiert noch einige mehr in diesem Band aber das wäre gespoilert. Ich kann nur sagen, dass mich die Handlung absolut mitgerissen hat und ich im Anschluss sofort Band drei gelesen habe, das wiederum ganz anders ist. Das spricht in meinen Augen für den Autor, der für Abwechslung sorgt statt seine Geschichte nach Schema F herunter zu schreiben. Die Beschreibung des Schattentanzes ist genial. Ich habe mich immer schon gefragt warum alle diese Kapuzenmäntel tragen. Sie dienen hier nicht nur zur Tarnung sondern Hearn bringt sie seine Kampftechnik ein und es klingt glaubwürdig uns überzeugend, wie er das umsetzt. Hier hat sich David Daglish sicher etwas von der asiatischen Kampfkunst beeinflussen lassen. Toll! 
Wolfgang Thon hat die Geschichte wieder gekonnt und routiniert übersetzt. Man merkt, dass er selber Autor dieser Art Geschichten ist, er schafft es, die Atmosphäre des Buches in unsere Sprache zu retten.
 
Fazit: 
War Band eins gut, ist dieser Band hier absolut perfekt. Spannend, überzeugend, mit ambivalenten aber glaubhaften Charakteren, wie aus einem Guss. Mehr erwarte ich auch gar nicht. 
 
Titel: Wächter der Klingen 
Reihe: Die Wächter Reihe Band 2 
Autor: David Daglish 
Verlag: Blanvalet, Softcover, 476 Seiten 
ISBN:9783734160288

 

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