Irdarian, Stenvulf und Jenana sind schon
lange befreundet. Gemeinsam haben sie die Akademie besucht und dort auch einigen
Unfug veranstaltet.
Doch die unbeschwerte Jugend ist
Vergangenheit. Irdarian ist mittlerweile Erzfürst der Mark, Stenvulf Fürst der
Cherusker und beide tragen eine große Verantwortung. Irdarian hat sich mit
Jenana verlobt, obwohl diese Verbindung auf einigen Widerstand stößt, da sie
lediglich die dritte Tochter aus einem unbedeutendem Haus ist. Irdarian möchte
die politischen Ränkespiele nicht mitmachen, er schätzt den klugen Ratschlag
seiner Braut und ihr bezauberndes Wesen.
Eines Tages erhält der Erzfürst eine
Einladung von Stenvulf. Zu lange haben sich die Freunde nicht gesehen. Die
Einladung des Fürsten der Mark hat allerdings einen ernsten Hintergrund. Die
Cheruskerpforte, abgelegen in den Bergen, nahe der Grenze zu Nord-Nicwarega,
wird immer öfters angegriffen und die Verluste sind hoch. Stenvulf hofft auf die
Unterstützung seines Freundes und mehr Ressourcen für sein Land. Irdarian muss
sich zwischen Freundschaft und Verpflichtung entscheiden, kein einfacher Weg
für den jungen Mann.
Kommentar:
Ich habe vor einiger Zeit das Buch
"In den Klauen des Seedrachen" gelesen und betrat damals das erste
Mal diese faszinierende Welt. Mittlerweile sind hunderte von Jahren vergangen,
seit die ersten Siedler kamen. Das einheimische Naturvolk der Yärii existiert
nicht mehr und die Yehiner spielen keine große Rolle mehr. Evarn blieb im
heutigen Cheruskerland und Perdun zog mit einem Teil der Siedler nach Süden und
gründete die Mark. Seitdem sind die beiden Länder miteinander verbündet,
zusammen bilden sie das Königreich Opalindon. Während die Mark blüht und immer
reicher wird, haben es die Nordmänner schwer. Der Boden wirft kaum Ertrag ab,
Nahrungsmittel müssen importiert werden und auch Bodenschätze sind kaum
vorhanden. Stenvulf sieht darin eine große Ungerechtigkeit und er hofft mit
Hilfe seines Freundes die Situation zu ändern. Allerdings sehen viel der
märkischen Fürsten in einem Wandel eine Bedrohung ihres Reichtums und ihrer
Macht. Sie sind arrogant und behandeln die Cherusker nicht wie ebenbürtige
Partner sondern eher wie Vasallen. Irdarian sitzt zwischen allen Stühlen. Seine
Verlobte sieht die Ungerechtigkeiten ebenso wie Stenvulf. Nicht nur gegenüber
den Cherusker, auch gegenüber der ärmeren Bevölkerung der Mark, die teilweise
Hunger leidet, während der Adel sich mästet.
Die drei Hauptcharaktere sind sehr gut
ausgearbeitet und besitzen eine ungewöhnliche Tiefe. Die Chronik ist auf
mehrere Bände ausgelegt und der Autor lässt sich Zeit, die drei jungen Leute
vorzustellen. Stenvulf verfügt über ein stürmisches Temperament, Diplomatie
liegt ihm nicht, er trägt sein Herz auf der Zunge. Damit stößt er bei den
Adeligen der Mark oft auf Ablehnung, die eher umeinander tänzeln als deutliche
Worte zu sprechen. Irdarian ist ein eher ruhiger Mensch, der alle Möglichkeiten
abwägt. Er ist allerdings auch noch sehr unsicher und lässt sich von seinen
Kanzellaren oft zu sehr beeinflussen. Auch wenn er im tiefsten Herzen weiß,
dass politische Erwägungen nicht immer federführend sein sollten. Er ist in
einer angreifbaren Position, da viele Adelige gegen Jenana sind und ihm die
Wahl seiner zukünftigen Ehefrau vorwerfen. Dazwischen die junge Frau, die
Irdarian liebt aber auch mit Stenvulf befreundet ist und die Nöte seines Volkes
erkennt.
Die Dekadenz der Mark steht im starken
Kontrast zu der Schlichtheit der Cherusker. Das fällt auch dem jungen
Erzfürsten auf, der immer von einer Schar von Diener umgeben ist, vom
Ankleiderer über einen Barbier bis hin zu einem Mundschenk.
Was mich fasziniert hat ist die
Entwicklung der sogenannten Wolfsfrauen, hier Walküren genannt. Bei der
Besiedlung des Landes durch Evarn und seine Gefolgsleute haben sich die Walküren auf die Seite der Menschen und
gegen die Yehin gestellt. Nun stellen diese Frauen die Leibwache des Fürsten
und die Anführerin der Walküren, die sogenannte Taruna-Divala, wird die Mutter
seines Erstgeborenen. Von Kind an werden der Satmmhalter und eine Walküre dazu
erzogen, später diesen Bund einzugehen. Er fußt auf absolutem Vertrauen
zwischen den zwei Menschen, denn der Fürst legt sein Leben in die Hände seiner
Partnerin.
Das Pendant zu den Walküren sind die
Paladine der Mark, deren Oberhaupt die Phalax ist. Sowohl die Taruna-Divala als
auch die Phalax verfügen über besondere Fähigkeiten, von denen aber nur wenige
Menschen Kenntnis haben.
Die Erzählung pendelt zwischen den
Ereignissen an der Cheruskerpforte und dem Treffen der Freunde hin und her. Das
erhöht die Spannung, führt es uns Lesern doch vor Augen, wie ernst die Situation
im Norden ist, während die Adeligen sich zum Thronkonvent treffen, Turniere
veranstalten und ausgiebig feiern.
Leider haben sich einige Fehler
eingeschlichen. Seite 179 oben ist so ein Beispiel. Die Zeile endet, ein Wort
wird daher getrennt, in der nächsten Zeile beginnt allerdings ein neuer Satz.
Das ist mir mehrmals aufgefallen, da stimmen die Umbrüche nicht. Das tut der
Spannung aber keinen Abbruch. Peter Segmüller schreibt routiniert, immerhin
arbeitet er schon Jahre an den Chroniken und das man merkt man diesem
Weltenentwurf an. Er ist perfekt.
"In den Klauen des Seedrachen"
kann durchaus für sich alleine stehen, "die Saat der Freiheit"
allerdings nicht mehr. Das Ende ist offen, der Autor erklärt aber auch sehr
genau, was den Leser noch erwartet und wie diese Serie fortgesetzt wird. Das
Glossar rundet diesen gelungenen ersten Band ab. Wer nicht auf Band zwei warten
kann, sollte zu dem Einzelband greifen, der einen ersten Einblick in diese Welt
gibt.
Titel: Die Saat der Freiheit
Autor: Peter Segmüller
Verlag; Selfpublisher, TB, 275 Seiten
ISBN: 9783907141243
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