Ein
Abend in Noels Ballroom
Die
Leipziger Buchmesse ist ja schon eines der Highlights im Jahr für jeden
bibliophilen Menschen. Aber die Abendveranstaltungen, die während der vier Tage
in Leipzig stattfinden, sind noch einmal das Sahnehäubchen. Das liegt schon daran, dass Leipzig über eine große Anzahl
außergewöhnlicher Kneipen verfügt, die ein tolles Ambiente für Lesungen
aller Art bieten.
Letztes
Jahr war ich im Dark Flower und in der Soupbar, dieses Jahr habe ich mich für Noels Ballroom
entschieden. Die dort lesenden Autorinnen und Autoren waren mir schon bekannt,
nur David Grey noch nicht, der aber mit einem Sherlock Holmes Roman lockte. Ich
liebe Sherlock Holmes und war somit sehr neugierig, was dieser Autor aus seiner
Geschichte gemacht hat.
Bei der Ankunft in der Kurt Eisler Straße war ich
zuerst etwas irritiert. Ein unscheinbarer kleiner, etwas verlottert wirkender
Eingang und kaum ein Mensch zu sehen. Als ich eintrat war ich wirklich
überrascht von der Größe und dem Ambiente des Irish Pubs, der in mehrere Räume aufgeteilt
ist. Das Essen war lecker, die Bedienung
absolut freundlich und das Bier sehr zu empfehlen. Ursprünglich war geplant,
dass wir mit ungefähr 10 Leuten zu der Veranstaltung gehen, leider haben dann
nach und nach alle abgesagt. Pech für
sie, denn sie haben einen wunderschönen und unterhaltsamen Abend in einer
tollen Kulisse verpasst, den Martina Schütt und ich sehr genossen haben. Nicht nur die Vortragenden, auch Noels Ballroom war
sehenswert. Hier ein paar Bilder, um einen Eindruck zu vermitteln. Sie können
dem Ganzen zwar nicht ganz gerecht werden aber ich denke, ihr könnt sehen, wie
beeindruckend die Kulisse ist:
Der Kronleuchter |
was passiert, wenn man einschläft |
das Stammpublikum |
Fabienne Siegmund durfte den Abend beginnen. Ich habe sie schon mehrmals auf Lesungen
gehört und wusste, dass wieder eine wunderbare Geschichte auf den Zuhörer
wartet. Der Zirkus der Einhörner ist
kein leichtes Buch und lässt den Leser nachdenklich und auch etwas traurig
zurück. Normalerweise driften Märchen eher immer ins Kitschige ab aber Fabienne
Siegmund schafft es immer wieder, mit ihren zauberhaften Worten sehr
eindrucksvolle, zum nachdenken anregende Geschichten zu erzählen und die
ausgetretenen Pfade der Märchen zu verlassen. Das Buch ist bei Edition Roter
Drache erschienen und ist eine wahre Augenweide. Wie tatsächlich alle Bücher
der Autorin. Die Illustrationen stammen von Veronika Schnattinger. Sie nehmen
das Auge des Lesers gefangen und runden die Geschichte ab. Leider habe ich von Fabienne kein schönes Photo machen können, ihre kleine und zierliche Gestalt war hinter der Lampe und dem großen Pult nicht so gut zu sehen. Daher ein Photo, das ich auf der Messe geschossen habe.
Christian Krumm war letztes Jahr schon im Dark Flower dabei, diesmal hatte er seinen
Roman Heaven 11 dabei. Seine
Kurzgeschichten aus Traumschrott haben schon angedeutet, worum es in seinem
Roman gehen wird. Um seine Erfahrungen im Bereich der Psychiatrie. Sein Hauptcharakter, Marc Vossberg, verliert
alles in seinem Leben. Aus dem ehemaligen Banker wird ein Pfleger in einer psychiatrischen
Anstalt. Er ist am Boden, tiefer kann es wohl kaum gehen. Oder? Nach der etwas leisen und dezenten Fabienne
wirkt Christian Krumm sehr beeindruckend in Stimme und Gestalt und der Zuhörer war gefesselt von seinem klangvollen Vortrag. Einziges Manko war, dass es sich
um die gleiche Textpassage handelte, die er auch auf der Leseinsel schon
vorgestellt hatte und somit einige der Gäste diesen Teil der Geschichte bereits
kannten. Dadurch erschien sie aber nicht weniger beeindruckend. Ganz im
Gegenteil, im Ballroom wirkte die
Episode aus dem Roman eindrucksvoller, sprachlich und inhaltlich einfach
perfekt.
Mit Izabella |
Nun
kam ein Autor den ich noch nicht kannte, von dem ich aber schon viel gehört hatte. Ich
habe von Ulf Torreck damals Fest der Finsternis gelesen, nun war ich gespannt,
was mich von David Gray erwartet. Ich
habe schon viele Sherlock Holmes Romane verschiedenster Autoren gelesen und war
gespannt, ob David Gray den Geist und die Stimmung des Originals einfangen
kann. Der Autor hat aus seinen knappen
halben Stunde eine gelungene kleine Inszenierung gemacht, von seiner
angeblichen Nervosität hat man nichts wahrgenommen. Seine sonore Stimme
durchdrang den Saal bis in den letzten Winkel. Wer meinte, ein kleines
Nickerchen machen zu können, war hier absolut falsch. Dazu war die Geschichte
auch zu fesselnd und unterhaltsam vorgetragen. Das Buch "Der Geist des Architekten" wird sicher auf einem unendlichen SUB landen
Den
Abschluss des Abends bildete Luci van Org. Ich hatte sie schon im KOHI in
Karlsruhe erleben dürfen und war gespannt, ob sie dieses Mal ebenfalls mit
einem Instrument auftritt. Und meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Ihr Vortrag begann mit einem stimmgewaltigen
Stück, bevor sie sich ihrer Lesung zuwandte. Die etwas boshafte aber wirklich spannende Geschichte hat sicher die
Fantasie der Zuhörinnen und Zuhörer stark angeregt und war ein krönender Abschluss eines gelungenen Abends. Ich bin mir sicher, dass die anderen Gäste ebenso beeindruckt den Saal verließen wie ich.
Für 2020 habe ich mir vorgenommen, mehr dieser Abendveranstaltungen zu besuchen. Dort trifft man aufgeschlossene und sehr symphatische Autorinnen und Autoren, die immer bereit sind, Bücher zu signieren oder auch mal zu plaudern. Danke an alle Vortragenden und an das Personal des Ballrooms für einen wunderschönen Abend.
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Hier handelt es sich um einen subjektiven, persönlichen Bericht meinerseits. Das die Links zu Edition Roter Drache führen liegt wohl daran, das dort außergwöhnlich tolle Bücher erscheinen. Ich bekomme kein Geld für diesen Beitrag und es ist keine Werbung!
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