Dieser Roman
beginnt im Jahre 1919. Steve Taggert besitzt endlich seinen eigenen Tabakladen
und steht nicht mehr in den Diensten Dr. Kreislers. Aus dem ehemaligen Straßenjungen
ist ein symphytischer Mann geworden, der durch die Ereignisse aus den Jahren 1896
stark geprägt wurde.
John Schyler
Moore ist Stammgast in Stevies Laden. Der Reporter der New York Times hat
mittlerweile ein Buch über die Ereignisse des Jahres 1896 verfasst, dass jedoch
niemand lesen möchte. Zu brutal und grausam waren die damaligen Morde und zu unorthodox
die Methoden, mit denen das Ermittlerteam gearbeitet hat.
Eine Wette
zwischen Stevie und John führt dazu, dass Stevie nun ebenfalls über einen Fall
berichten wird, der in seinen Einzelheiten mindestens ebenso verstörend ist,
wie der Fall Beecham.
Die
Ereignisse finden ein Jahr nach den grausigen Morden an den jungen Prostituierten
statt.
Sara Howard
hat das damalige Büro übernommen und führt nun ein Ermittlungsbüro nur für
Frauen.
Senora
Isabel Leneras, die Ehefrau des Privatsekretärs des spanischen Konsuls, wendet
sich hilfesuchend an Sara. Ihre kleine Tochter Ana wurde entführt, ihr Ehemann
weigert sich jedoch, die Polizei einzuschalten und untersagt seiner Frau
jegliche Suche nach dem Kind. Er schlägt seine Frau brutal zusammen, als diese
sich widersetzt, somit bleibt Sara ihre einzige Hilfe bei der Suche nach Ana.
Senora Lenares ist sich sicher, dass sie die Entführerin in einer U-Bahn
gesehen hat und mit Hilfe ihrer Angaben, versucht Sara, ein Bild der Frau zu
erstellen.
Sie bittet
die Brüder Isaacson um Unterstützung und auch John Schyler Moore ist wieder mit
von der Partie. Einzig die Teilnahme von Dr. Laszlo Kreisler ist fraglich. Die
Ereignisse aus dem Jahr 1896 haben den Psychologen zutiefst erschüttert und
verstört. Und nun hat zudem noch ein Junge aus seinem Institut Selbstmord
begangen, was zu einer gerichtlichen Untersuchung führt. Dr. Kreisler wird es
für 60 Tage untersagt, sein Institut zu betreten, bei seiner derzeitigen Gemütslage
ein herber Schlag. Glück im Unglück ist es, dass die Brüder Isaacson mit den
Ermittlungen gegen Dr. Kreisler beauftragt werden, Sie können ihn dazu
überreden, Sara bei ihrem Entführungsfall zu unterstützen und so sind alle
wieder ein einem Boot. Denn natürlich kommen mit Dr. Kreisler auch Stevie und
Cyrus wieder hinzu.
Dieses Mal
ist die Täterin schnell bekannt. Es handelt sich um Elspeth Hunter, eine
Kinderschwester, die schon einmal im Verdacht stand, einige ihrer Zöglinge
ermordet zu haben. Die Frau ist Dr. Kreisler in jeder Hinsicht gewachsen, sie
hinterlässt keine Spuren und Beweise und zeigt nach außen hin die Fassade einer
braven Ehefrau, die sich ohne zu klagen um ihren Ehemann kümmert, einem
verkrüppelten Kriegsveteranen.
Elspeth
Hunter ist eine Frau mit vielen Gesichtern. Treusorgende Ehefrau, liebevolle
Kinderschwester aber auch Freundin eines gefährlichen Bandenführers.
Es ist an
Dr. Kreisler und seinen Freunden, hinter das Geheimnis dieser Frau zu kommen. Sich
Schicht für Schicht, wie bei einer Zwiebel, ihrem Inneren zu nähern und einen
Riss in der perfekten Fassade zu finden.
New York
City ist immer noch der Moloch aus Korruption, Verbrechen, Armut und Dekadenz. Theodore
Roosevelt hat seinen Posten als Police Commissioner verlassen um eine
politische Laufbahn einzuschlagen. Die Neuerungen, die er eingeführt hat, haben
keinen Bestand, die Brüder Isaacson werden auf Grund ihres Glaubens und ihrer
Bildung diskriminiert und sogar degradiert.
Die Brüder
nutzen weiterhin neue wissenschaftliche Erkenntnisse bei ihren Ermittlungen,
die jedoch noch nicht anerkannt sind. Die Polizeitruppe besteht eher aus Schlägern
und ungebildeten Fußtruppen, welche sich über neue Ermittlungsmethoden lustig
machen. Das "heraus prügeln" der Wahrheit verspricht ihnen mehr Erfolg
und sie verstehen nicht, dass auch unschuldige Menschen angesichts der brutalen
Misshandlungen falsche Geständnisse ablegen.
Zitat Seite 105:" Die wirkliche Lösung eines Verbrechens
war unerheblich wenn sich eine erfundene Geschichte zum eigenen Vorteil
ausschlachten ließe."
Weder die Ballistik,
noch Fingerabdrücke, Haarvergleich oder Handschriftenanalyse und erst recht
keine psychiatrischen Gutachten werden von den Gerichten akzeptiert. Ich finde
es dennoch beeindruckend, wie der Autor schildert, welche innovativen Untersuchungen
sowohl Marcus als auch Lucius durchführen und somit Wegbereiter für eine neue
Art der Polizeiarbeit werden. Serien wie "Criminal Minds" wären ohne
diese Pionierarbeit nicht möglich. Erstaunlicherweise waren nicht die USA
führend bei diesen Methoden. Während sich dort an alte Strukturen geklammert
wurde, kam es in Europa aber auch in Argentinien schon zu erheblichen Erfolgen
in der Verbrechensbekämpfung.
Die Szene,
in der Frau Lernares der Porträtzeichnerin ihre Eindrücke über die Entführerin schildert,
und diese aus der Beschreibung ein lebendiges und detailliertes Bild entstehen
lässt, fand ich sehr beeindruckend. Es hat mich an Angela aus der Serie Bones
erinnert, die ja ebenfalls Künstlerin ist und Worte in sehr lebendige Bilder
umsetzen kann.
Dadurch,
dass Stevie Taggert diese Geschichte erzählt, unterscheidet sie sich etwas von
Band eins. John Schyler Moore hat als Reporter eine gewisse Bildung genossen
und weiß, wie man mit Worten umgeht und den Leser beeindruckt. Stevie redet
frei nach Schnauze, er ist direkter und kennt die Lebensumstände in den Slums
besser. Seine Art zu erzählen hat mich mehr angerührt und gefesselt, allerdings
waren auch hier die Beschreibungen teilweise sehr langatmig. Gerade beim
letzten Drittel des Buches habe ich einige Seiten überschlagen, da es sich nur
im Wiederholungen und Zusammenfassungen der vorherigen Ereignisse handelt.
Der Leser
sollte aber keinesfalls aufgeben, denn der Fall ist äußerst spannend und
komplex und es ist faszinierend, welches Duell sich Kreisler und Elspeth Hunter
liefern. Ebenso fesselnd ist es, den Weg der Frau bis zu ihrer Kindheit zurück
zu verfolgen. Gerade Sara gibt nicht auf, die weiß, zu welchen Taten ihr
eigenes Geschlecht fähig ist. Die Gesellschaft möchte an das Ideal der Familie glauben
und verschließt lieber die Augen vor der brutalen Wahrheit.
Ich habe zu
diesem Buch noch ein bisschen Recherche betrieben. Albert Pinkham Ryder, der
hier eine Rolle spielt, war tatsächlich ein sehr bekannter Maler, der wirklich
oft 10 Jahre und mehr an seinen Gemälden arbeitete.
Teilweise haben
sich im Text kleine Fehler eingeschlichen. Auf Seite 43 ist die Agentur im 5.
Stock, auf Seite 116 befindet sie sich im 6. Stock. Auch Uhrzeiten kommen durcheinander.
Stevie hört Sara um 11 Uhr. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg da ist es 4 Uhr
früh. Es wirkt aber charmant, wenn man es auf die Unerfahrenheit von Stevies
Erzähl-und Schreibweise zurückführt.
Letztendlich
gewinnt Stevie die Wette, denn seine Erzählung ist genauso spannend und der
Fall ebenso verstörend wie die Ereignisse aus dem Jahr 1896.
Mein Fazit: Band eins ist besser geschrieben und nicht so langatmig aber Band zwei behandelt den spannenderen Fall.
Mein Fazit: Band eins ist besser geschrieben und nicht so langatmig aber Band zwei behandelt den spannenderen Fall.
Titel: Engel
der Finsternis
Autor: Caleb
Carr
Verlag,
Heyne, TB von 1999, 639 Seiten
ISBN: 978-3453158832
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