11 Oktober 2025

Der magische Wels - Midon - Tibor Merlak

Für manche ist er ein Gott. Für andere ist er ein Ärgernis, das beseitigt werden muss. Es wird erzählt, dass er mit den Albenfürsten über den Rhin kam. Nun lauert er in den Tiefen des Flusses, unter der einzigen Brücke, die Tylis mit dem Albenreich verbindet. Er ist der Fluch jeglicher Schifffahrt, . Er verschlingt ganze Schiffe und deren Mannschaft. Er ist unberechenbar, monströs und unbesiegbar.
Tylis ruft nun alle Schiffer und Walfänger auf, ihn zu vernichten. Es winkt eine Belohnung von 1000 Goldstater, eine gewaltige Summe für jeden, der sein Geld mit dem Walfang verdient.
Zwei der erfolgreichsten Walfänger von Tylis sind die Halbalbin Isebel und der junge Kapitän Valin. Beide machen sich auf, den Wels unter der Brücke zu vernichten und ein erbarmungsloses Wettrennen beginnt.
Carmina lebt, zusammen mit ihrem Vater, an der alten Brücke, unter der das Ungetüm haust. Sie kommuniziert mit ihm und sie wird als Priesterin des alten Wels verehrt. Sie und ihr Vater leben von den Gaben der Gläubigen. Sollte der Wels vernichtet werden, hätten sie keine Lebensgrundlage mehr. Also unternimmt Carmina alles, um die Vernichtung des Wels zu unterbinden.
 
Kommentar:
Eine gewaltige Hommage an Herman Melville und eine gelungene. Hier sind es zwei Walfänger, die sich einen spannenden Wettlauf liefern, um den Wels zu vernichten. Der Wels ist eine Jahrtausende alte Kreatur, kein Speer und keine Harpune kann seine Haut durchdringen. Jeder, der bisher versucht hat, dem alten Gott Schaden zuzufügen musste es mit dem Leben bezahlen.
Valin ist der ewige Zweite, denn Isebel hat als Halbalbin enorme Vorteile, was Kraft und Geschicklichkeit angeht. Egal, was Valin versucht, Isebel ist einen Tick besser als er. Da kommt der Aufruf von Tylis wie gerufen. Valin ist sich sicher, dass er den Wels erlegen kann. Er stattet sein Schiff mit allem aus, was in seinen Augen nötig ist um das Untier zu erlegen. Beide, sowohl der junge Kapitän als auch die Halbalbin sind wie besessen von dem Auftrag, es wird zu einer Obsession.
Die ist mein fünfter Ausflug nach Midon und einer der spannendsten. Obwohl es sich nur um eine Novelle mit 170 Seiten handelt, steigert sich die Spannung von Seite zu Seite und der Lesende fiebert regelrecht mit. Wir bekommen nicht nur die Intentionen der beiden Hauptcharaktere mit, auch die Gründe Carminas sind verständlich und nachvollziehbar. Die kurzen Unterhaltungen zwischen ihr und dem Wels zeigen uns, dass es sich nicht um ein verstandsloses Tier handelt, sondern um ein uraltes Wesen. Die Zwistigkeiten der Menschheit interessieren ihn nicht und er lacht über die Bemühungen der winzigen Gestalten auf ihren hölzernen Schüsseln.
Tibor Merlak zieht die Geschichte nicht unnötig in die Länge, es folgt Schlag auf Schlag. Einige Dinge, wie die Seelenkerne und ihre Nutzung, kennt man aus den anderen Romanen, die in Midon spielen. Sonst gibt es aber kaum Überschneidungen. Es ist eine neue Facette der Welt, die wir kennenlernen und sie gefällt. Mit den Alben kommt eine andere Art der Magie dazu, die ebenfalls faszinierend ist.
Ich habe ein HC als Rezensionsexemplar erhalten und bin total begeistert von der schönen Ausgabe. Im Inneren befindet sich eine doppelseitige Landkarte und eine Illustration der Marlin, dem Schiff von Isebel. Die Geschichte wechselt zwischen Valin, Isebel und Carmina, so dass der Lesende jede Handlung der einzelnen Protagonisten versteht und nachvollziehen kann. Vor jedem Abschnitt der Geschichte befinden sich Einträge eines Generals Tallycor, der einer unbekannten Person Bericht erstattet. In diesen Berichten weist er auf die Gefahren des Wels hin, vor allem mit Bezug auf einen eventuellen Krieg mit dem Albenreich.
Alles, die Aufmachung des Buches, die Kapiteleinführungen, die Illustrationen und das Glossar machen das Buch zu einem besonderen Leseerlebnis. Man hält ein schönes Buch mit einer spannenden Geschichte in der Hand und die Zitate bekannter Autoren wie Wilhelm Busch oder Herman Melville runden das ganze zu einer Perle ab.
 
Fazit:
Ich weise immer wieder darauf hin, dass es unter den Selfpublishern unentdeckte Perlen gibt. Tibor Merlak hat mit seinem neuen Buch gezeigt, dass er keine Eintagsfliege ist. Er hat eine wunderbare Welt geschaffen, in der der Lesenden mittlerweile zahlreiche Abenteuer erleben kann.
Ich freue mich auf meinen nächsten Besuch in Midon.

Titel: Der magische Wels
Reihe: Midon
Verlag: Selfpublishing, HC, 173 Seiten
ISBN:9798264387449

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