Für manche ist er ein Gott. Für
andere ist er ein Ärgernis, das beseitigt werden muss. Es wird erzählt, dass er
mit den Albenfürsten über den Rhin kam. Nun lauert er in den Tiefen des Flusses,
unter der einzigen Brücke, die Tylis mit dem Albenreich verbindet. Er ist der
Fluch jeglicher Schifffahrt, . Er verschlingt ganze Schiffe und deren
Mannschaft. Er ist unberechenbar, monströs und unbesiegbar.
Tylis ruft nun alle Schiffer
und Walfänger auf, ihn zu vernichten. Es winkt eine Belohnung von 1000 Goldstater,
eine gewaltige Summe für jeden, der sein Geld mit dem Walfang verdient.
Zwei der erfolgreichsten
Walfänger von Tylis sind die Halbalbin Isebel und der junge Kapitän Valin. Beide
machen sich auf, den Wels unter der Brücke zu vernichten und ein erbarmungsloses Wettrennen beginnt.
Carmina lebt, zusammen mit
ihrem Vater, an der alten Brücke, unter der das Ungetüm haust. Sie kommuniziert
mit ihm und sie wird als Priesterin des alten Wels verehrt. Sie und ihr Vater
leben von den Gaben der Gläubigen. Sollte der Wels vernichtet werden, hätten
sie keine Lebensgrundlage mehr. Also unternimmt Carmina alles, um die
Vernichtung des Wels zu unterbinden.
Eine gewaltige Hommage an Herman
Melville und eine gelungene. Hier sind es zwei Walfänger, die sich einen
spannenden Wettlauf liefern, um den Wels zu vernichten. Der Wels ist eine Jahrtausende
alte Kreatur, kein Speer und keine Harpune kann seine Haut durchdringen. Jeder,
der bisher versucht hat, dem alten Gott Schaden zuzufügen musste es mit dem
Leben bezahlen.
Valin ist der ewige Zweite,
denn Isebel hat als Halbalbin enorme Vorteile, was Kraft und Geschicklichkeit
angeht. Egal, was Valin versucht, Isebel ist einen Tick besser als er. Da kommt
der Aufruf von Tylis wie gerufen. Valin ist sich sicher, dass er den Wels
erlegen kann. Er stattet sein Schiff mit allem aus, was in seinen Augen nötig
ist um das Untier zu erlegen. Beide, sowohl der junge Kapitän als auch die
Halbalbin sind wie besessen von dem Auftrag, es wird zu einer Obsession.
Die ist mein fünfter Ausflug
nach Midon und einer der spannendsten. Obwohl es sich nur um eine Novelle mit
170 Seiten handelt, steigert sich die Spannung
von Seite zu Seite und der Lesende fiebert regelrecht mit. Wir bekommen nicht
nur die Intentionen der beiden Hauptcharaktere mit, auch die Gründe Carminas
sind verständlich und nachvollziehbar. Die kurzen Unterhaltungen zwischen ihr
und dem Wels zeigen uns, dass es sich nicht um ein verstandsloses Tier handelt,
sondern um ein uraltes Wesen. Die Zwistigkeiten der Menschheit interessieren ihn nicht und er lacht über die Bemühungen der winzigen Gestalten auf ihren hölzernen
Schüsseln.
Tibor Merlak zieht die
Geschichte nicht unnötig in die Länge, es folgt Schlag auf Schlag. Einige
Dinge, wie die Seelenkerne und ihre Nutzung, kennt man aus den anderen Romanen,
die in Midon spielen. Sonst gibt es aber kaum Überschneidungen. Es ist eine
neue Facette der Welt, die wir kennenlernen und sie gefällt. Mit den Alben
kommt eine andere Art der Magie dazu, die ebenfalls faszinierend ist.
Ich habe ein HC als
Rezensionsexemplar erhalten und bin total begeistert von der schönen Ausgabe.
Im Inneren befindet sich eine doppelseitige Landkarte und eine Illustration der
Marlin, dem Schiff von Isebel. Die Geschichte wechselt zwischen Valin, Isebel
und Carmina, so dass der Lesende jede Handlung der einzelnen Protagonisten versteht
und nachvollziehen kann. Vor jedem Abschnitt der Geschichte befinden sich
Einträge eines Generals Tallycor, der einer unbekannten Person Bericht
erstattet. In diesen Berichten weist er auf die Gefahren des Wels hin, vor
allem mit Bezug auf einen eventuellen Krieg mit dem Albenreich.
Alles, die Aufmachung des
Buches, die Kapiteleinführungen, die Illustrationen und das Glossar machen das
Buch zu einem besonderen Leseerlebnis. Man hält ein schönes Buch mit einer
spannenden Geschichte in der Hand und die Zitate bekannter Autoren wie Wilhelm
Busch oder Herman Melville runden das ganze zu einer Perle ab.
Fazit:
Ich weise immer wieder darauf
hin, dass es unter den Selfpublishern unentdeckte Perlen gibt. Tibor Merlak hat
mit seinem neuen Buch gezeigt, dass er keine Eintagsfliege ist. Er hat eine wunderbare
Welt geschaffen, in der der Lesenden mittlerweile zahlreiche Abenteuer erleben
kann.
Ich freue mich auf meinen
nächsten Besuch in Midon.
Titel: Der magische Wels
Reihe: Midon
Autor: Tibor Merlak
Verlag: Selfpublishing, HC, 173
Seiten
ISBN:9798264387449
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Achtung Datenschutz! Mit dem Abschicken des Kommentars nehme ich zur Kenntnis und bin einverstanden, dass meine Daten von Blogspot gespeichert und weiterverarbeitet werden!