Das Königreich Roschar steht vor dem
Abgrund. Vor sechs Jahren wurde König Gavilar im Auftrag der Parschendi
ermordet. Seitdem belagern die Heere Alekthars die Parschendi auf der
zerbrochenen Ebene. Doch längst wurde das eigentliche Ziel aus den Augen
verloren, es geht den Großfürsten nur noch um Macht und Profit. Der junge König
Elokthar ist willensschwach und beeinflussbar, Träger einer Splitterklinge, die
er nicht zu nutzen weiß. In dieser
festgefahrenen Lage verbünden sich Dalinar und Sadeas, trotz des Widerspruchs
von Alodin, der dem Großfürsten nicht traut. Gemeinsam ziehen sie in einen Kampf gegen die
Feinde um den Krieg ein für allemal zu beenden. Dalinar, der nach dem alten
Kodex der Strahlenden lebt, kann sich nicht vorstellen, dass Sadeas einen
Verrat plant. Er ist sich sicher, dass sie nur gemeinsam Roschar vor der
drohenden Wüstwerdung retten können.
Währenddessen kämpfen Kaladin und seine
Männer von Brücke vier um ihr Überleben. Kaladin wird immer findiger, um
Lösungen zu finden, die seine Männer retten können. Bald hat er nicht nur den
Respekt seiner Männer sondern auch der anderen Brückenführer.
Kommentar:
Kalaidin hat erkannt, dass seine Männer
von Brücke vier lediglich Köder für die Pfeile der Parschendi sind. Die Lösungen, die er zur Rettung seiner
Männer entwickelt hat, führen zu seinem Todesurteil. Doch statt es die Männer abschreckt, schweißt
es sie umso mehr zusammen und als Kaladin den Großsturm überlebt, wird er zu
einem Helden für sie. Nur Teft und Syl erkennen, dass etwas dieses Überleben
ermöglicht hat- Als Brücke vier keine neuen Sklaven mehr zugweisen bekommt,
wird das Überleben der Männer immer schwieriger. Kaladin ordnet an, die verletzten Männer der
anderen Brücken vom Schlachtfeld zu tragen, ein nie dagewesenes Ereignis
während der Brückenläufe. Kaldin verdient sich immer mehr die Achtung und den Respekt
der Männer, zieht sich jedoch den Hass der Brückenführer zu. Brückenmänner
sollen nicht überleben, war stets das Motto der Armee. So lange Brückenmänner
als Zielscheibe für die Pfeile der Parschendi dienen, stirbt kein gut
ausgebildeter Soldat , der in den Augen eines Großfürsten mehr wert ist als ein seelenloser Sklave.
Als Kaladin erkennt, dass seine Männer
zum Tode verdammt sind, beginnt er, sie im Kampf auszubilden und bereitet sie
auf eine Flucht vor. Syl ist weiterhin stets an seiner Seite. Das Sprengsel
nimmt immer menschlichere Züge an und beginnt sich an die Vergangenheit zu
erinnern. Es ist sich sicher, dass es früher mehr als ein Sprengsel war und
über Bewusstsein und Verstand verfügte.
Dazu gehört auch ein Wissen über die Strahlenden, das den Menschen
bisher unbekannt war. Doch die Herkunft des kleinen Wesens bleibt weiterhin im
Dunkel. Es ist die Antriebsfeder und das
moralische Gewissen des jungen Kriegers, der oft in seine alte Depression zurück
fällt.
Dalinar und Sadeas sind so
unterschiedlich wie Tag und Nacht, doch die Sorge um den jungen König eint sie.
Mit Hilfe Navanis versucht Dalinar, seinen Visionen, die immer konkretere
Formen annehmen, auf den Grund zu gehen.
Die Königinwitwe forscht in den alten Büchern nach Hinweisen, die mit den
Visionen ihres Geliebten übereinstimmen. So kann sie feststellen. ob Dalinar
den Verstand verliert oder tatsächlich Bruchstücke aus der Vergangenheit sieht,
die ihn vor der Zukunft warnen. Dalinar
hält weiterhin an den Idealen der strahlenden Ritter fest, erwill diejenigen
beschützen, die sich nicht selbst schützen können. Er ahnt nicht, dass unter
den niedrigsten der niedrigen einer weiterer Mann im Lager lebt, der den gleichen
Idealen dient. Als auf dem Schlachtfeld, ales durch Verrat alles verloren
scheint, begegnen sich Herr und Sklave und erkennen einander als Gleichberechtigt.
Beide sind Meister in der Kampfkunst.
Dalinar mit dem Schwert, Kaladin mit dem Speer. Durch das Sturmlicht werden
sie vollkommen.
Schallan findet zuerst kaum Erwähnung.
Nach ihrer Enttarnung verbannt Jasnah die junge Frau aus ihrem Umfeld und
Schallans Traum, Wissenschaftlerin zu werden, scheint geplatzt. Doch Schallan
erkennt an Jasnah etwas, das alle anderen Menschen übersehen. Eine Gabe, die
sie auch selbst zu besitzen scheint. Da sie nichts mehr zu verlieren hat,
stellt sie Jasnah zur Rede. Was die beiden Frauen letztendlich über die Bringer
der Leere heraus finden, ist unfassbar und entsetzlich, die Menschheit scheint
nicht zu retten zu sein.
Jemand erkennt den wahren Nutzen von
Szeth und setzt dessen Talente zur Eliminierung der Oberschicht von Alethkar
ein. Gebunden an seinen Glauben, seine Tradition und seine Ehre, kann sich der junge Mann nicht wehren. Er ist
voller Scham, Qual und Trauer, doch er tötet weiterhin, wie es ihm befohlen
wird. Aus seiner Vergangenheit erfahren wir am wenigsten. Die Ursache für sein
Unglück bleibt dem Leser weiterhin verborgen. Doch er ist ein Splitterträger
und somit ist klar, dass er noch eine große Rolle spielen wird.
Das
Hauptaugenmerk in diesem Band liegt auf Kaladin und Dalinar. Auf ihre Entwicklung
und ihre Bestimmung. Die Visionen raten Dalinar, seinem Rivalen Sadeas zu
vertrauen. Alodin ist jedoch nicht davon überzeugt, dass dieses Vertrauen
gerechtfertigt ist.
Der Leser bekommt einen tieferen
Einblick in die Charaktere. Wir erfahren mehr über Kaladins Vergangenheit und
wie es dazu kam, dass ein angehender Chirurg als Sklave endete. Auch die
Beziehung zwischen Dalinar, Sadeas und Navani wird tiefer beleuchtet.
Dem Buch sind wieder schön gestaltet und
es sind sehr ausführliche Karten beigefügt.
Die illustrierten Kapiteleinführungen geben uns ein Bild über Schallans
Fähigkeiten und das Glossar am Ende
erläutert die Glyphen und die Magie Roschars.
Während der Weg der Könige eine langsame
und ausführliche Einführung in die Geschichte war, überschlagen sich in "der
Pfad der Winde" die Ereignisse. Sanderson legt an Tempo zu und hält den
Spannungsbogen über 900 Seiten aufrecht.
Viele Ereignisse scheinen vorhersehbar aber der Autor bietet auch
überraschende Wendungen, gerade in der Beziehung zwischen Jasnah und
Schallan. Im Original sind diese beiden
Bände nur ein Band, die Trennung der Geschichte in zwei Bände macht für den
Leser wenig Sinn. Leider steht der
Profit hier im Vordergrund und die hervorragende Leistung des Autors wird
dadurch verstümmelt.
Titel: Der Pfad der Winde
Reihe: Sturmlichtchroniken Band 2
Autor: Brandon Sanderson
Übersetzer: Michael Siefener
Verlag: Heyne, Hardcover, 784 Seiten
ISBN: 978-3453317680
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