In den
alten Zeiten wurde das Volk von Roschar von den Göttern beschützt. Doch
eines Tages verschwanden die Götter und hinterließen nur Chaos und Tod. Einzig
ihre magischen Artefakte und Sturmklingen blieben der Welt erhalten. Wer über
eine Sturmklinge verfügt, ist ein mächtiger Mensch. Es geht die Legende, dass
auch ein einfacher Bauer, der eine Sturmklinge erobert, zu einem mächtigen Mann
des Reiches aufsteigen kann.
In einer grausamen Welt voller Verrat
und Intrigen beschreibt der Autor das Schicksal von vier sehr unterschiedlichen
Menschen. Kaladin, Sohn eines Arztes,
der durch Verrat als Sklave endet. Dalinar, Großherzog und Onkel des Königs,
der von Visionen geplagt wird. Szeth, ein Assassine, der über eine
Splitterklinge verfügt und Schallan eine junge Frau, der größter Wunsch es ist,
Wissenschaftlerin zu werden.
Kommentar:
Dies ist der Auftakt zu einer
gigantischen Fantasyserie, die aus acht Bänden bestehen soll. Jeder Band hat
zwischen 800 und 1000 Seiten, so dass dem Leser Monate des Lesevergnügens
bevorstehen. Die Bücher sind wieder mit allen Extras ausgestattet, die man von
einem Autor wie Sanderson einfach erwartet. Im inneren der Einbände befinden
sich Karten der Länder sowie ein Glossar.
Besonders zu erwähnen sind Isaac Stewart, Ben McSweeney und Greg Call, die den Kapiteln wunderschone
Illustrationen beigefügt haben. Man könnte meinen, Schallan habe ihre Hände
geführt. Alles in allem ist das Buch
schon eine Gesamtkunstwerk, ohne dass man eine Zeile gelesen hat. Und der Inhalt spiegelt das schön gestaltete
Äußere.
Bei der Gestaltung der Welt hat sich der
Autor sehr viel Mühe gegeben, jedes Detail ist an seinem Platz, nichts klingt
unlogisch oder merkwürdig. De Welt, ist, wie sie ist: Merkwürdig, grausam,
zerstörerisch aber auch wunderschön und voller Überraschungen. Sie ist nicht an
unsere Welt angelehnt sondern der Autor hat etwas völlig neues und
eigenständiges geschaffen, eigenwillige Völker und Kulturen, merkwürdige
Pflanzen und Tiere und eine harte und grausame Umgebung. Das Leben wird von
Großstürmen beeinträchtigt, die den Menschen die Haut in Fetzen reißt.
Kaladin und Syl:
Kaladin, der Sturmgesegnete, wird zu Kaladin, dem Verfluchten. Allen, denen
er helfen möchte, sterben. Er wird verraten und als Sklave verkauft. Nach
mehreren Fluchtversuchen landet er bei den Brückenmännern der Brücke vier. Dort herrschen Resignation,
Teilnahmslosigkeit, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Doch Kaladin ist nie alleine, das
Windspringsel Syl begleitet ihn und
weicht ihm nicht von der Seite. Ein seltsames Verhalten für einen Windwirbel,
kennen sie doch kein Heute und kein Morgen, zeigen kein Interesse an den Taten
der Menschen und verfügen normalerweise über kein klares und strukturiertes
Denken. Doch Syl ist anders.
Als Kaladin bei Brücke vier ankommt gibt
er sich auf, er verliert sich, wird leer und abgestumpft. Doch Syl gelingt es,
einen Funken Lebenswillen in dem jungen Mann zu wecken. Er, der sich stets um
die Schwachen gekümmert hat, übernimmt nun das Regiment über Brücke vier und
macht es sich zum Ziel zu überleben. Durch
die Übernahme der Verantwortung für die anderen Männer hat er einem
Anker zum Leben. Er versucht, die Brückenmänner
zu einer Einheit zu Formen um ihr überleben zu sichern. Doch zu Beginn hat er
nur wenig Erfolg. Die Männer sind gebrochen, denken nur noch an die nächste
Mahlzeit und an Schlaf. Als Sklaven haben sie keine Zukunft, der Tod bedeutet
Erlösung. Sie haben keine Erinnerung mehr daran, was es bedeutet zu leben.
Dalinar, Adolin Renaren Sadeas und Nivani
Dalinar zehrt von seinem legendären Ruf
als Schwarzdorn. Einst war er ein gefürchteter Kämpfer, der von allen
respektiert und von seinen Männern geliebt wurde. Seine beiden Söhne Adolin und
Renaren eifern ihm nach. Doch neuerdings wird Dalinar von Visionen geplagt. Von
Bildern aus der Vergangenheit und möglichen Hinweisen auf die bevorstehende
Zukunft. Er beginnt, die Lebensweise und Einstellung seines Volkes zu
hinterfragen und stellt den ganzen Krieg in Frage. Das macht ihn zu einem
leichten Ziel seiner politischen Gegner, angeführt von Sadeas, der den Onkel
des Königs und zweitmächtigsten Mann im Reich aus dem Weg haben möchte.
Einst waren Sadeas und Dalinar beste Freunde und Vertraute des Königs. Durch
ihr Versagen, König Gavilar zu beschützen und zu retten, zerbricht ihre Freundschaft.
Beide haben versagt und ihr Scham verwandelt sich in gegenseitige Abneigung.
Nur die Sorge um den neuen König lässt sie zusammen arbeiten. Doch je mehr
Dalinar sich ändert und seinen Visionen vertraut, desto größer wird die Kluft
zwischen den beiden Großfürsten
Dalinar geht den Weg der Könige. Dabei
handelt es sich um einen Ehrenkodex für die Herrschenden. aus längst
vergangener Zeit. Er beinhaltet
Ideale wie Mut, Tapferkeit, Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit und Treue, an
die sich die Herrscher halten sollen.
Dalinar wird klar, dass sich niemand mehr an dieses Kodex hält, er wird
von den anderen Großfürsten verhöhnt und verspottet, sogar seine Söhne beginnen
an ihm zu zweifeln. Doch Dalinar nimmt die Vorgaben des Kodex nicht einfach so
hin, er stellt die Strahlenden durchaus in Frage. Warum haben sie nur mächtige
Waffen für die Krieger geschaffen, statt den einfachen Menschen hilfreiche Werkzeuge
zur Verfügung zu stellen? Warum haben die Strahlenden lediglich den schon Privilegierten
geholfen und nicht dem einfachen Volk? Sein Festhalten an dem Kodex verbietet
es Dalinar aber auch, sich seine Liebe zu Navani einzugestehen. Sie ist die
Witwe seines Bruders und somit Tabu. Doch Navani ist eine Königswitwe und
Königsmutter und sucht nach Wegen, Dalinar für sich zu gewinnen.
Szeth:
Szeth ist ein Unwahrer und wurde aus
seiner Heimat Schinovar verbannt und als Sklave verkauft. Er verfügt über die
ungewöhnliche Fähigkeiten eines Assassinen und er besitzt eine Strahlenklinge,
was ihn zu einem unbesiegbaren Attentäter macht. Er tötet König Gavilar und
begibt sich damit auf einen Pfad des Todes, der nur mit seinem eigenen Tod
enden kann.
Jasnah und Schallan:
Schallan, eine junge Frau aus behütetem
Haus begibt sich auf eine lange Reise. Sie möchte Schülerin und Mündel der berühmten
Jasnah Kolin werden. Jasnah ist die
Schwester des Königs und eine der mächtigsten Frauen der Welt. Jasnah befindet sich in der Stadt Kharbranth
um Nachforschungen über die Bringer der Leere anzustellen und herauszufinden,
was die Wüstwerdung bedeutet. Wie ihr Onkel Dalinar ahnt sie, dass Veränderung
in der Luft liegt und der Welt großes Unheil droht. Schallan befindet sich in
einem ständigen Konflikt zwischen der Treue zu ihrer Familie und ihrer Liebe
zur Wissenschaft. Denn nicht Wissbegierde hat sie zu Jasnah geführt, sondern
ein perfider und hinterhältiger Plan.
Dieses Buch ist lediglich eine 888
Seiten lange Einführung in eine Geschichte, die noch gar nicht richtig begonnen
hat, den Leser aber schon vermittelt, mittendrin zu sein. Die Figuren werden
positioniert, der Rahmen gesteckt und Fäden werden verknüpft. Interessant ist,
dass sich ein Herrscher und ein Sklave unabhängig voneinander an den gleichen Ehrenkodex halten. Sanderson lässt den Protagonisten viel Raum sich
zu entwickeln, er überstürzt nichts. sondern führt den Leser langsam in seine
Geschichte ein. Das mag vielen Lesern, die auf Action stehen, zu schwerfällig und mühselig sein, doch ich
liebe diesen langsamen und ruhigen Stil des Autors, der mit jedem Satz die
Spannung halten kann. Für mich erreichen die Sturmlicht Chroniken das gleiche
Niveau wie das Spiel der Götter von Steven Erikson.
Fazit:
Wunderbar und genial. Ein Werk epischen
Ausmaßes, von dem ungeduldige Leser die Finger lassen sollten.
Titel: Der Weg der Könige
Reihe: Die Sturmlichtchroniken Band 1
Autor: Brandon Sanderson
Übersetzer:
Michael Siefener
Original:
The way of kings, the stormlight archive book 1
Verlag:
Heyne, Hardcover, 898 Seiten
ISBN:
978-3453317109
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