Dietrich
von Bern ist eine tragische Gestalt. Von seinem Onkel Ermarnarich des Thrones
beraubt, muss der Thronanwärter fliehen und begibt sich an den Hof von König
Etzel, der ihn gastfreundlich aufnimmt.
Dietrich führt im Namen des Hunnenkönigs etliche Schlachten, doch als er
davon genug hat. macht er sich, sein Königreich zurück zu erobern.
Er
selbst nennt sich, in wahrhafter Selbstüberschätzung, "der
Schlichter". Immer wenn ein Krieg droht, es Streit zu schlichten gibt oder
eine holde Jungfrau zu befreien ist, steht Dietrich von Bern bereit, das
Problem aus der Welt zu schaffen. Als ihn der berühmte Hagen von Tronje darum
bittet, ihm bei der Befreiung König Gunhers aus den Händen der Hessen zu
helfen, ist der Berner gerne bereit dazu.
Auch wenn dabei seine eigene Ziele zurückstecken müssen. Wer wäre nicht
bereit, dem legendären Vasallen König Gunthers zu helfen? Zumal sich Hagen und Dietrich aus früheren
Zeiten kennen. Hagen von Tronje hätte sich daran erinnern sollen, denn überall,
wo Dietrich von Bern erscheint, folgt der Ärger auf dem Fuße.
Kommentar:
Ich
beginne mit einem Zitat, welches die Stimmung des Buches sehr gut
widerspiegelt.
"Wer
bist du?" fiepten die Mädchen.
"Ich
bin Dietrich, der große Schlichter!"
"Und
ich bin Ulf, der große Dichter"
Und
vom Ufer aus krähte es: Ich bin der alte Hildebrand, ich bin der einzige mit
Verstand.
Hier
werden die großen Kämpfer der deutschen Heldensagen einmal nicht ganz ernst
genommen. König Gunther wird als Weichei beschrieben. Ein schwacher Herrscher,
der unter der Knute seines finsteren Beraters Hagen von Tronje steht. Und Dietrich von Bern, der professionelle
Streitschlichter, Jungfrauenretter und Kriegsverhinderer denkt bei den von ihm
begangenen Taten nur an den Geldbeutel und an seinen legendären Ruf. Er schätzt
die Bequemlichkeit, gutes Essen, Wein, Weib und Gesang. Begleitet wird Dietrich
von seinem treuen Diener Hildebrand, der einst sein Ausbilder und Waffenmeister
war. Diese berühmten Namen findet man tatsächlich in den deutschen Heldensagen
und im Nibelungenlied, doch Lili Vogel gibt dem Ganzen ein neues Gewand.
Ich
habe mich allerdings zu Beginn mit der Sprache etwas schwer getan. Sicherlich
ist die Schreibweise der mittelalterlichen Handlung geschuldet aber manchmal
wirkte der Satzbau doch etwas bemüht. Ein Beispiel: "Dietrich legte das
Kettenhemd ab, denn er wollte nicht hart sein, wenn die schöne Maid sich fest
an ihn drückte beim reiten." Aber je weiter man liest, desto mehr vergisst
man dies, denn der Leser verliert sich in der amüsanten Handlung, die so anders
voranschreitet, als man es von Heldensagen erwartet.
Während
sich Hagen von Tronje, Dietrich von Bern und Hildebrand aufmachen, den
burgundischen König zu befreien, wiegelt
Gunther seine Entführer gegeneinander auf. Mit seiner flinken Zunge ist er ein
genialer Ränkeschmied und bald lesen ihm die Entführer jedes Wort von den
Lippen ab. Hier wird klar, warum Gunther so ein guter König ist und keineswegs
unter der Knute Hagens steht. Hagen, der in allen Sagen stets als die düstere
Gestalt erscheint, wirkt auch hier unnahbar, kalt und mitleidlos. Doch seine
Liebe zu seinem Herrn ist unbestreitbar, er würde sich selbst opfern, um
Gunthers Leben zu retten. Er und Dietrich gelten als die besten Schwertkämpfer
ihrer Zeit, der Legende nach hat Dietrich sogar Siegfried bezwungen. Kaum zu
glauben, wenn man dieses Buch liest.
Hier sehen wir einen Mann, der sich dermaßen selbst überschätzt und nur
auf seinen Vorteil bedacht ist. Als er den fahrenden Sänger Ulf kennenlernt,
nimmt er ihn als Begleiter an, damit Ulf heroische Balladen über die kühnen
Heldentaten Dietrichs verfasse. Ulf bringt eine weitere heitere Note in die
Geschichte ein. Denn als die holde Weiblichkeit dem jungen Sänger mehr
Aufmerksamkeit schenkt, als dem dicklichen Helden, weckt dies seine Eifersucht.
Konkurrenz ist nicht gut für das Geschäft.
Das
Buch besteht aus 290 Seiten und lässt sich leicht und locker lesen. Ich hatte
es an einem Nachmittag aus und habe mich sehr gut unterhalten und amüsiert.
Einige Sätze verleiten dazu, sie laut vorzulesen. Das Cover passt zwar zu der
Geschichte, erweckt aber den Eindruck, dass es sich um eine ernsthafte Version
der Heldensaga handelt und würdigt den Spaßfaktor nicht.
Ich
bin gespannt, ob wir noch mehr von dieser Autorin zu lesen bekommen, lohnen
würde es sich sicher. Ich habe das Buch über die rezi_suche erhalten und bedanke mich bei Lili Vogel für das Rezensionsexemplar.
Titel:
Dietrich von Bern
Autorin:
Lili Vogel
Verlag:
Selfpublisher bei Amazon Poland, TB, 290 Seiten
ISBN:9781981064946
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Achtung Datenschutz! Mit dem Abschicken des Kommentars nehme ich zur Kenntnis und bin einverstanden, dass meine Daten von Blogspot gespeichert und weiterverarbeitet werden!