Band 2: Wächter des
Tages
In Band zwei der
Wächter Reihe bekommen wir die Dinge aus
der Perspektive der Dunklen erläutert. Manche glauben, die Dunklen seien böse.
Doch sie sehen sich selbst als stolz, unabhängig, frei und gerecht. Im
Gegensatz zu den Lichten, die sich an ihre strengen Regeln halten müssen,
treffen die Dunklen ihre Entscheidungen selbst. Wie die Lichten schöpfen sie
ihre Energie aus den Menschen. Während die Lichten auf die Glücksgefühle der
Menschen zurückgreifen, ernähren sich die Dunklen von ihren negativen Gefühlen
und Alpträumen. Aus ihrer Sicht verhalten sie sich nicht anders als ihre Gegner
und sie erkennen die moralische Überlegenheit der Lichten nicht an.
Seltsame Dinge
passieren:
Eine Dunkle und ein
Lichter, beide ihrer Kräfte beraubt, verlieben sich ineinander. Als der Lichte
Igor erkennt in wen er sich verliebt hat, fordert er die Dunkle Alissa zu einem
Duell. Denn er vermutet hinter seinem Gefühlszustand eine magische
Beeinflussung seitens der Dunklen. Alissa stirbt bei diesem Duell doch auch ein
Mensch kommt zu Schaden. Igor wird vor die Inquisition gebracht. Der Chef der
Nachtwache Geser vermutet hinter der ganzen Aktion eine Intrige Sebulons. Doch
was hat der dunkle Magier davon eine seiner mächtigsten Hexen zu opfern um
einen lichten Magier der Kraftstufe vier vor die Inquisition zu bringen?
Gleichzeitig taucht
in Moskau ein bisher unbekannter dunkler Magier Namens Vitali Rohosa auf. Ein
Anderer außerhalb jeder Kategorie dessen Aura keiner der Magier oder Zauberer
spüren kann. Niemand weiß woher Vitali kommt, nicht einmal er selbst. Er
verfügt über keinerlei Erinnerungen aber er erscheint immer wieder an Orten, an
denen kürzlich ein Unglück passiert ist. Die Lichten verdächtigen ihn des
Mordes an einem Menschen aber jegliche Beweise für diesen Verdacht fehlen. Als
ein Lichter unerlaubt das Hotelzimmer von Vitali Rohosa durchsucht, aktiviert
er versehentlich dessen starke Schutzmaßnahmen und kommt ums Leben. Auch dies
wird dem Unbekannten zur Last gelegt. Als die Lichten versuchen, Vitali
unbefugt und ohne Beweise zu verhaften kommt es zu einem Kampf bei dem eine
weitere Lichte stirbt. Sebulon klagt die Lichten wegen der unberechtigten
Übergriffe gegen Vitali Rohosa an und schaltet die Inquisition ein, da seiner
Meinung nach der große Vertrag verletzt wurde.
Als auch noch ein
mächtiges magisches Artefakt, die Kralle des Fafnir, gestohlen wird landen die Dunklen ebenfalls vor der Inquisition
denn jeder geht davon aus, dass der Diebstahl in ihrem Auftrag durchgeführt
wurde.
So spielt das letzte
Kapitel vor der Inquisition wo sich alle Protagonisten treffen. Schnell wird
klar, dass sowohl Geser als auch Sebulon ein undurchschaubares Spiel spielen.
Nur, wer wird diesmal die Auseinandersetzung gewinnen?
Kommentar:
Die Geschichte wird
erst aus der Sicht Alissas geschildert, anschließend kommt Vitali Rohosa zu
Wort. Obwohl Dunkle, gewinnen beide
Figuren die Sympathie der Leser. Alissa, überwältigt von ihren Gefühlen und
ihrer Kräfte beraubt, erlebt das erste Mal völlig unbeschwerte Momente des
Glücks. Sie wird als Mensch geliebt und nicht als Dunkle gefürchtet. Als sie
erkennt in wen sie sich verliebt hat, weiß sie sofort, dass Igor ihr niemals
glauben schenken wird, dass ihre Gefühle echt sind. Sie gibt auf und verliert
das Duell. Sie weiß, dass sie einer Intrige von Sebulon zum Opfer gefallen ist,
kann sich aber am Ende an ihm rächen was auch dem Leser eine gewisse Genugtuung
bereitet.
Vitali Rohosa verfügt
über keinerlei Erinnerungen an sein bisheriges Leben und er weiß nicht aus welchem
Grund er nach Moskau gekommen ist. Doch immer, wenn nötig, erscheint eine
Erinnerung die ihm hilft den richtigen Weg einzuschlagen, wohin ihn dieser Weg
auch führen mag. Er wirkt wie ein unbeschriebenes weißes Blatt das sich nach
und nach mit einer Geschichte füllt. Unabsichtlich gerät er immer wieder an den
Schauplatz der Verbrechen, ein Ruf zieht ihn dorthin, er spürt die magischen
Auswirkungen der Morde bis in sein Innerstes. Als die Lichten ihn der Taten
verdächtigen, bleibt Vitali sehr ruhig und gelassen, ein seltsames Verhalten
für einen Dunklen. Erst als Tigerjunges ihn angreift wehrt er sich. Da er über
erheblich mehr Kraft verfügt als die junge Lichte kommt diese zu Tode. Sein
Verhalten ist nicht zu kritisieren. Obwohl er als starker dunkler Magier
wesentlich mehr Möglichkeiten hätte, sich zu wehren und die Lichten zu
vernichten, ergreift er lediglich geringe Maßnahmen zu seiner Verteidigung.
Auch dies ist ein sehr untypisches Verhalten für einen Dunklen.
Erst vor der
Inquisition offenbart sich beiden Parteien die Rolle Vitalis.
Die Sichtweise der
Dunklen fesselt den Leser ebenso wie die Perspektive der Lichten. Das Buch regt
sehr zum Nachdenken an, man erkennt, dass nicht alles schwarz oder weiß ist.
Die Handlungen der Lichten unterscheiden sich manchmal kaum von denen der
Dunklen. Nur die Argumente beider Parteien sind sehr verschieden. Anton und Edgar
vertreten hier beide sehr klar und verständlich ihre jeweilige Gruppe und
ziehen den Leser in die fesselnde Diskussion über Recht und Unrecht mit hinein.
Dabei entwickeln sie einen gewissen Respekt füreinander und schaffen es, die
normalen Schranken zwischen Lichten und Dunklen zu überwinden.
Fazit:
Das hohe Niveau von
Band eins setzt sich fort. Eine spannende Diskussion über Recht und Unrecht, über
den freien Willen und der Notwendigkeit von Gesetzen und selbst auferlegten
Regeln. Die Liedtexte und die Beschreibungen runden diese spannende Geschichte
zu einem beeindruckenden Ganzen ab. Volle Punktzahl
Titel: Die Wächter
Trilogie
Beinhaltet die
Bücher: Wächter der Nacht, Wächter des Tages und Wächter des Zwielichts
Autor: Sergej
Lukianenko
Verlag: Heyne TB,
Sammelband Ausgabe 2008, 1530 Seiten
ISBN:
978-3-453-53286-1
Umschlaggestaltung:
Animagic Bielefeld
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